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Virologin Sandra Ciesek: Corona-Pandemie hat unerwarteten Nebeneffekt


"Coronavirus-Update"
Neue Expertin im NDR-Podcast – Ciesek macht Hoffnung für Herbst


Aktualisiert am 10.09.2020Lesedauer: 3 Min.
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Sandra Ciesek ist Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt – und ist nun alle zwei Wochen im "Coronavirus-Update" zu hören.Vergrößern des Bildes
Sandra Ciesek ist Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt – und ist nun alle zwei Wochen im "Coronavirus-Update" zu hören. (Quelle: imago-images-bilder)

Komplizierte Dinge einfach erklären: Das ist der Anspruch der Virologin Sandra Ciesek, die sich nun mit Christian Drosten im NDR-Podcast "Coronavirus-Update" abwechselt. In ihrer ersten Ausgabe ist ihr das gelungen.

Neubesetzung im "Coronavirus-Update": In dem preisgekrönten NDR-Podcast war am Dienstag erstmals die Frankfurter Virologin Sandra Ciesek zu hören, die sich den Sendeplatz fortan im wöchentlichen Wechsel mit ihrem Berliner Kollegen Christian Drosten teilt. Der hatte vorige Woche von einer "Abklingzeit" von fünf Tagen gesprochen – und damit einige Verwirrung ausgelöst.

"Er hat diesen Begriff eingeführt und wollte damit etwas anderes ausdrücken als Isolation und Quarantäne", erklärte Sandra Ciesek auf Nachfrage von NDR-Wissenschaftsjournalistin Korinna Hennig im Podcast. "Herr Drosten meinte ja Events in einem Cluster, also wo man wirklich weiß, wann der Ausbruch und wo der Kontakt war." Das sei meistens aber schwierig zu sagen. "Daraus wurde gemacht, dass jetzt alle nur noch 5 Tage in Quarantäne sollen und das hat er wirklich nicht gemeint." Laut Ciesek bezieht sich die Idee einer "Abklingzeit" zum Beispiel auf Reiserückkehrer.

Isolation oder Quarantäne? Eselsbrücke von Sandra Ciesek

"Die werden im Moment am Flughafen getestet, können sich aber theoretisch erst am Vortag oder sogar auf dem Flug angesteckt haben und wären dann in der Inkubationszeit", so Sandra Ciesek, die das Institut für Medizinische Virologie an der Frankfurter Uniklinik leitet. "Da wir wissen, dass die Inkubationszeit im Schnitt fünf bis sechs Tage dauert, hätte man bei einem Test, den man am fünften Tag zu Hause macht, die relativ große Sicherheit, die meisten Infektionen zu erwischen", so Ciesek.

Auch den Unterschied zwischen Quarantäne und Isolation erklärte Ciesek recht verständlich – mit einer Eselsbrücke: "Ich merke mir das so: Isolation ist für die Infizierten – also beides mit ,i' – und Quarantäne ist für Kontaktpersonen – also beides mit ,k'", sagte Ciesek. "Obwohl Quarantäne natürlich nicht mit ,k' geschrieben wird."

Ciesek plant Schnupfen-Studie mit Kindern

Und was macht Ciesek in diesen Zeiten, wenn ihre Tochter Schnupfen hat? Schließlich ist es bei Kindern noch schwieriger als bei Erwachsenen, anhand von Symptomen auf eine Erkrankung zu schließen. "Das ist wirklich nicht einfach zu beantworten. Ich würde sie einen Tag beobachten und ihr auch in Hals und Ohren schauen, aber das kann natürlich nicht jeder Laie." Zumal Infekte der oberen Atemwege bei kleinen Kindern sehr häufig seien, gerade in der kalten Jahreszeit.

Tatsächlich plane sie mit ihrem Team gerade eine Studie zu genau dem Thema. Zusammen mit niedergelassenen Kinderärzten will sie 1.000 Kinder, die mit Schnupfen zum Kinderarzt kommen, auf Sars-CoV-2 testen. "Die Anzahl der positiven Tests ist ja in Deutschland momentan sehr niedrig und die Wahrscheinlichkeit, dass sie einen der anderen 100 Viren haben, die zu Atemwegsinfektionen führen, ist im Moment sicherlich höher."

Das macht Ciesek Hoffnung für den Herbst

Hoffnung für den Herbst macht der Forscherin eine Studie aus Hongkong aus dem Jahr 2003 – als dort Sars grassierte, ebenfalls ein Coronavirus. Die Wissenschaftler verglichen die Zahl von Atemwegsinfektionen in dem Jahr mit denen in den Vorjahren. Aus Angst, sich anzustecken, hätten in Asien damals die meisten Menschen die sogenannten AHA-Regeln befolgt – Abstand, Hygiene, Alltagsmasken. Verglichen wurden die Daten für vier Erreger, darunter den der Grippe.

"Man hat gesehen, dass das Verhalten dazu geführt hat, dass diese Infektionen alle deutlich zurückgingen in den Monaten", sagte Ciesek. Es habe sogar ein Kontrollvirus gegeben: Hepatitis B. Hier gingen die Zahlen nicht zurück – das Virus wird nicht über die Luft, sondern über Sexualkontakte übertragen. "Die Studie gibt mir ein bisschen Hoffnung für den Herbst und Winter. Ich denke schon, dass man durch die AHA-Regeln auch andere Virusinfektionen seltener sehen wird".

Dennoch sei es sehr wichtig, dass sich die Risikogruppen impfen lassen. Welche Personengruppen geimpft werden sollten, sei abhängig von der Menge der verfügbaren Dosen, sagte Ciesek. Der Vorschlag, auch alle Kinder gegen Grippe zu impfen, sei "sicher eine gute Idee", aber nur, wenn der Impfstoff dafür reicht. "Das ist ganz wichtig, dass man jetzt genaue Kriterien festlegt, damit die Dosen möglichst sinnvoll verteilt werden", mahnte Ciesek an.

Verwendete Quellen
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