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Brandenburg | Lindow: Neun Tote nach Corona-Ausbruch in Altenheim


Neun Tote in Brandenburg
Corona-Ausbruch in Altenheim: "Wir werden alleingelassen"

Von t-online, mak

Aktualisiert am 03.12.2021Lesedauer: 3 Min.
Impfung im Pflegeheim (Symbolbild): Corona-Ausbrüche in Altenheimen nehmen stetig zu.Vergrößern des BildesImpfung im Pflegeheim (Symbolbild): Corona-Ausbrüche in Altenheimen nehmen stetig zu. (Quelle: getty-images-bilder)
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In einem Brandenburger Pflegeheim sind neun Bewohner nach einer Corona-Infektion gestorben. Die meisten hatten noch keine Auffrischungsimpfung erhalten. Nun meldet sich der Heimträger zu Wort.

Nach einem Corona-Ausbruch in einer Pflegeeinrichtung in Lindow (Ostprignitz-Ruppin), bei dem innerhalb von drei Wochen neun Bewohner gestorben sind, hat das Altenheim die Politik scharf kritisiert. "Wir werden in der Pandemie alleingelassen", sagt Michael Holzhauer von der Lafim-Diakonie, Träger des Altenheims in Lindow, t-online.

Die meisten der betreuten Bewohner sind laut übereinstimmenden Angaben von Landkreis und Altenheim zwar geimpft. Eine für Oktober geplante Auffrischungsimpfung durch Hausärzte sei aber zweimal verschoben worden, da kein Impfstoff zur Verfügung gestanden habe, heißt es vom Kreis. Eine Booster-Impfung hätten bisher nur wenige betreute Menschen erhalten.

"Wir haben alles versucht, unsere Bewohner zu boostern", so Holzhauer weiter. Man habe sich schon frühzeitig darum gekümmert, Impftermine zu besorgen. "Doch die Hausärzte haben schlicht keinen Impfstoff erhalten, wie sie uns mitteilten. Und mobile Impfteams gibt es nicht mehr."

Ausbruch offenbar verzögert gemeldet

Das zuständige Gesundheitsministerium in Potsdam sagte "Bild" indes: "Impfstoff gab es im Oktober für alle, die bestellt haben." Möglich also, dass die Hausärzte nicht genügend Impfstoff bestellt haben. Alle Gestorbenen seien demnach älter als 80 Jahre gewesen, teilweise auch älter als 90, heißt es aus der Pressestelle des Landkreises. Alle hätten an zum Teil "schweren Vorerkrankungen" gelitten. Laut Michael Holzhauer sei der älteste gestorbene Bewohner 99 Jahre alt gewesen.

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Laut Kreisverwaltung habe die Heimleitung die Todesfälle erst mit Verzögerung gemeldet. In solchen Fällen gebe es aber eine sofortige Meldepflicht an das Gesundheitsamt. Mitte November sei die Einrichtung auf ihr Testkonzept überprüft worden, weil erste Sterbefälle auftraten.

Bei der Untersuchung sei festgestellt worden, dass in dem Pflegeheim, in dem Bewohner vorwiegend stationär betreut werden, ein vorliegendes Testkonzept Anwendung finde und die Mitarbeitenden täglich getestet werden, so eine Landkreis-Sprecherin. Bei der Überprüfung sei auch die Meldepflicht an das Gesundheitsamt noch einmal angemahnt worden.

"Jetzt sind wir wieder die Bösen"

Für die gesamte Einrichtung gilt derzeit ein Besuchsverbot. "Jetzt sind wir wieder die Bösen, die die Menschen wegsperren", klagt Michael Holzhauer. "Dabei müssen wir Angehörige, Mitarbeiter und unsere Bewohner schützen." Das Problem sei auch, dass es aktuell nicht möglich sei, den Impfstatus von Angehörigen abzufragen. "Das dürfen wir nicht, lediglich einen negativen Corona-Test können wir verlangen", sagt Holzhauer. "Das ist aber nicht sehr zuverlässig."

Von den 59 Mitarbeitern der Einrichtung seien nur sieben nicht oder nur teilweise geimpft. "Die werden aber täglich getestet." Und wegen des Corona-Ausbruchs seien nun lediglich fünf Mitarbeiter und fünf Bewohner geboostert worden, so Holzhauer weiter. Fünf Mitarbeiter befänden sich aktuell noch in Quarantäne, auf dem Höhepunkt des Ausbruchs seien es fast 20 gewesen.

Mehrere Ausbrüche in Pflegeheimen

Rund jedes siebte stationäre Pflegeheim in Brandenburg ist nach Angaben des Gesundheitsministeriums derzeit von Corona-Ausbrüchen betroffen – konkret sind es 47 von 340. Allerdings kann es sich dort auch teils um einzelne Corona-Infektionen handeln. Von fast 25.000 Bewohnerinnen und Bewohnern landesweit sind der Heimaufsicht zufolge 235 positiv getestet, von 21.200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sind es 147 mit einem positiven Test – das ist jeweils weniger als ein Prozent.

Zuletzt sorgte auch ein Ausbruch in einem Altenheim in Thüringen für Aufsehen, bei dem 18 Bewohner an Corona starben. Die meisten von ihnen waren ungeimpft, was aber nicht an fehlendem Impfstoff lag.

Aufgrund zunehmender Corona-Ausbrüche in Alten- und Pflegeheimen bringt die Bundesregierung eine einrichtungsbezogene Impfpflicht auf den Weg. Diese betrifft zusätzlich auch Krankenhäuser. Zuletzt war nicht klar, wie hoch oder niedrig die Impfquote beim Pflegepersonal ist.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Gespräch mit Michael Holzhauer
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