Fall Oury Jalloh: Erneute Ermittlungen nicht ausgeschlossen
Er war in seiner Zelle auf der Matratze gefesselt und verbrannte: Hat sich der Asylbewerber Oury Jalloh wirklich selbst angezΓΌndet? Ein Brandgutachten schΓΌrt jetzt alte Zweifel.
Knapp 17 Jahre nach dem Tod des Asylbewerbers Oury Jalloh in einer Polizeizelle in Dessau will eine Initiative mit einem erneuten Brandtest und einem Film belegen, dass Jalloh angezΓΌndet wurde.
Dazu wurde die Situation in der Polizeizelle am 7. Januar 2005 von einem beauftragten britischen Brandschutzgutachter nachgestellt, ein kΓΌnstlicher KΓΆrper mit Benzin ΓΌbergossen und angezΓΌndet, wie die Initiative am Mittwoch in einer Pressekonferenz erlΓ€uterte. Der Verlauf des Feuers wurde mit mehreren Kameras gefilmt und der Endzustand mit Fotos vom echten Brandort verglichen.
Experte: Feuer kann nur von Benzin stammen
Der Brandschutzexperte Iain Peck erklΓ€rte dazu, seiner Meinung nach zeigten die Ergebnisse, dass es am wahrscheinlichsten sei, dass Jalloh mit einer FlΓΌssigkeit wie Benzin ΓΌbergossen und entzΓΌndet worden sei. Nach dem Brandtest mit 2,5 Litern Benzin hΓ€tten sich der Nachbau der Zelle, die Matratze und der kΓΌnstliche KΓΆrper in einem Γ€hnlich verbrannten Zustand befunden wie die Leiche von Jalloh in der Originalzelle, wie sie auf Fotos zu erkennen sei. Ohne Benzin seien so ein Feuer und so starke Brandspuren nicht mΓΆglich. Ein vergleichbares Brandgutachten wurde von der Initiative bereits frΓΌher prΓ€sentiert.
Der aus Afrika stammende Asylbewerber Jalloh war betrunken und stand unter Drogen, als er gefesselt auf einer Matratze liegend in der Zelle starb. Ob er selber die Matratze anzΓΌndete, ist bis heute unklar. Die genauen UmstΓ€nde des Todes konnten in zwei Prozessen nicht geklΓ€rt werden. Ein Polizist wurde 2012 verurteilt, weil er nicht dafΓΌr sorgte, dass Jalloh korrekt beaufsichtigt wurde. Zwei Sonderermittler stellten in einem 300 Seiten langen Untersuchungsbericht zahlreiche Fehler der Polizei und anderer BehΓΆrden fest.
Angesichts des neuen Gutachtens schlieΓe die Generalstaatsanwaltschaft Naumburg eine Wiederaufnahme der Ermittlungen nicht aus. Das berichtet der "Deutschlandfunk". Sollte es sich bei den Unterlagen um Beweismittel handeln, werde die BehΓΆrde diesen nachgehen. Dazu mΓΌsse jedoch ein ausreichender Tatverdacht gegen eine konkrete Person begrΓΌndet werden.
- Nachrichtenagentur dpa
- Deutschlandfunk: "Neue Ermittlungen im Fall Oury Jalloh?"