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Crystal Meth: Wirkung und Folgen der Trend-Droge


Was ist Crystal Meth?
Weiße Kristalle mit unglaublicher Zerstörungskraft

Ulrich Weih

Aktualisiert am 04.03.2016Lesedauer: 3 Min.
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Crystal Meth: Weiße Kristalle mit hoher ZerstörungskraftVergrößern des Bildes
Crystal Meth: Weiße Kristalle mit hoher Zerstörungskraft (Quelle: dpa-bilder)

Erhöhte Aufmerksamkeit für eine altbekannte Droge: Ein Politiker hat wohl Crystal Meth konsumiert. Doch was ist das für eine Droge? Und wie wirkt Crystal Meth?

Hinter den Szenenamen Crystal, Ice oder Piko verbirgt sich das Aufputschmittel Methamphetamin, die korrekte Bezeichnung lautet (S)-N-Methyl-1-phenyl-propan-2-amin. Als Flüssigkeit wurde es erstmals 1893 von dem japanischen Chemiker Nagayoshi Nagai hergestellt. In den 1920er Jahren ließ man daraus mit Hilfe von Salzsäure Kristalle entstehen: Methamphetamin-Hydrochlorid - Crystal Meth.

Schon im Krieg eingesetzt

Mediziner entdeckten schnell die aufputschende Wirkung des Hydrochlorids, die Militärs verwendeten es im Krieg: Als "Panzerschokolade" hielt es Wehrmachtssoldaten an der Westfront wach. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg blieb der Stoff leicht zugänglich, unter anderem als Medikament gegen Depression und Übergewicht; verbreiteter war Crystal Meth allerdings als Aufputschmittel in Beruf und Sport.

In den USA seit 1970 verboten, blieb Methamphetamin in Deutschland unter dem Handelsnamen Pervitin bis 1988 erhältlich.

Zwei spiegelbildliche Varianten der Droge

Betrachtet man die Molekularstruktur des Hydrochlorids, so stellt man fest, dass Crystal Meth sehr einfach aufgebaut ist. Bemerkenswert ist jedoch das so genannte Stereozentrum: An einem Kohlenstoffatom können die Molekülteile in zwei chemisch identischen, aber spiegelbildlichen Anordnungen auftreten. Dadurch gibt es zwei Varianten der Substanz, von denen die eine, (S)-N-Methamphetamin, sehr viel stärke Auswirkungen hat als ihr Gegenstück (R)-N-Methamphetamin.

Nur die stärkere - und somit besonders von Drogenkonsumenten gewünschte - Variante im Labor herzustellen ist deutlich anspruchsvoller als ein zufälliges Gemisch aus beiden Molekülvarianten. Das in primitiven Chemieküchen illegal hergestellte Methamphetamin ist meistens ein kaum kalkulierbarer Mix.

Wie wirkt Crystal Meth?

Methamphetamin wirkt aufputschend und anregend. Konsumenten berichten von einem Energieschub, von euphorischen Gefühlen und häufig auch von einer gesteigerten Libido. Müdigkeit, Hunger und Schmerzen werden unterdrückt, stattdessen steigen Puls und Blutdruck. Dadurch wird die Aufmerksamkeit erhöht und die Leistungsbereitschaft des Körpers steigt.

Die chemischen Ursachen dafür sind noch nicht restlos geklärt. Sicher ist aber, dass die gut fettlöslichen Moleküle des Methamphetamins sehr einfach die Blut-Hirn-Schranke überwinden und dadurch leicht ins Gehirn eindringen können. Die Konzentration der Neurotransmitter Serotonin und Dopamin außerhalb der Nervenzellen wird erhöht, Glücksgefühle stellen sich ein.

Sobald die aufputschende Wirkung des Amphetamins nachlässt, kommt es zum Zusammenbruch. Beim so genannten "Crash" schlafen Konsumenten bis zu 72 Stunden am Stück. Häufig treten anschließend Erschöpfung, Depressionen oder gar Paranoia ein.

Todesfälle durch Überdosierung

Bei einer Überdosierung setzen sofort schädigende Nebenwirkungen ein. Völlige Unruhe kann sich leicht zu Herzrasen mit Panikattacken steigern. Der sehr stark erhöhte Blutdruck und die enorme Herzschlagrate können zu lebensbedrohlichen Komplikationen bis hin zum Herzstillstand führen. Bekannt sind auch Nierenversagen, Hirnblutungen und Schlaganfall bei Crystal-Meth-Konsumenten.

Bei regelmäßigem Gebrauch sind eine ganze Reihe von Langzeitfolgen zu erwarten: Das Risiko für Arteriosklerose und andere Gefäßerkrankungen wird deutlich erhöht. Forscher gehen davon aus, dass das Herzinfarktrisiko steigt. Im Gegensatz zum chemisch verwandten Amphetamin ist Methamphetamin darüber hinaus giftig für Nervenzellen – möglicherweise aktiviert es die Apoptose-Signalwege und löst so den programmierten Zelltod aus.

Außerdem schädigt die Droge die Nervenzellen im Gehirn. Mögliche Folgen können dann Psychosen oder Halluzinationen sein.

In diesem Zusammenhang soll noch auf eine erhöhte Zahl von Suizidversuchen hingewiesen werden: Laut diverser Untersuchungen soll zwischen einem Viertel bis mehr als die Hälfte der Methamphetamin-Nutzer selbstmordgefährdet sein.

Substanz immer noch legal erhältlich

Heute ist (S)-Methamphetamin nur noch als Medikament gegen ADHS und krankhaftes Übergewicht erhältlich. Das (R)-Methamphetamin dagegen kann man in Form von Nasensprays rezeptfrei bekommen, es dient in geringen Konzentrationen zum Abschwellen der Nasenschleimhäute.

Crystal Meth ist nicht nur bei klassischen Drogenkonsumenten verbreitet. Laut dem letzten Drogenbericht der Bundesregierung ist Methamphetamin besonders in Großstädten beliebt - und wird gerade auch von Berufstätigen und Studenten wegen seiner leistungsstärkenden Wirkung geschätzt.

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