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Die Orthografin | Und da hängte sie, die Grammatik – am Nagel!


Die Orthografin
Und da hängte sie, die Grammatik – am Nagel!

MeinungVon Stefanie Schlünz

03.04.2019Lesedauer: 2 Min.
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Ein Grammatikbuch hängt am Nagel: Vielen ist die Bedeutung des transitiven Verbs hängen – hängte – gehängt im Gegensatz zum intransitiven hängen – hing – gehangen nicht bekannt oder geläufig.Vergrößern des Bildes
Ein Grammatikbuch hängt am Nagel: Vielen ist die Bedeutung des transitiven Verbs hängen – hängte – gehängt im Gegensatz zum intransitiven hängen – hing – gehangen nicht bekannt oder geläufig. (Quelle: Nour Alnader/t-online.de)

Die Nachricht erschrickt die Leser. Ihr wurden die Zähne abgeschleift. Er hing den Job an den Nagel. Und zu Hause hängte der Haussegen schief. – Klingt absurd? Ist es auch. Schief hängt hier vor allem die Grammatik.

Das Holprige gleich vorweg: es gibt transitive und intransitive Verben. Und die Wörter, mit denen wir uns befassen, können meist beides sein. Klingt kompliziert und hat auch nichts mit Transsilvanien zu tun. Dass die deutsche Sprache leicht ist, hat ja niemand behauptet. Starten wir mit dem Verb hängen.

Was sind eigentlich transitive und intransitive Verben?

Vorab eine kurze Erinnerung an den Deutschunterricht: Ein Satz besteht in der Regel aus Subjekt, Prädikat und Objekt und kann noch weitere Elemente wie z. B. Ortsbestimmungen enthalten.

1. Ein transitives Verb kann ein Objekt (Wen?/Was?) nach sich ziehen.

Beispiele:

  • Ich (Subjekt) hänge (Prädikat) die Jacke (Objekt) an den Haken.
  • Theresa May (Subjekt) hängt (Prädikat) den Brexit (Objekt) an den Nagel.

2. Ein intransitives Verb zieht kein Objekt nach sich.

Beispiele:

  • Das britische Parlament (Subjekt) hängt (Prädikat) in der Brexit-Dauerschleife*.
  • Die Jacke (Subjekt) hängt (Prädikat) am Haken*.

*Merke: Die Brexit-Dauerschleife und der Haken sind hier nicht das Objekt, sondern eine adverbiale Ortsbestimmung. Wo (drin) hängt das britische Parlament? – in der Brexit-Dauerschleife. Wo hängt die Jacke? – Am Haken.

Das Verb hängen kommt in beiden Formen vor – als transitives und als intransitives Verb. Im Präsens ist es einfach, hier lauten beide Formen gleich:

ich hänge – du hängst – er/sie/es hängt – wir hängen – ihr hängt – sie hängen

Beispiele:

  • Das Bild hängt an der Wand.
  • Sie hängt das Bild an die Wand.

Komplizierter wird es in der Vergangenheitsform (Präteritum oder Perfekt), hier kommt es häufig zu Verwechslungen.

Die transitive Form von hängen wird mit:

  • hängte (Präteritum) oder
  • gehängt (Perfekt) gebildet.

Die intransitive Form von hängen wird mit:

  • hing (Präteritum) oder
  • gehangen (Perfekt) gebildet.

Beispiele für die transitive Form:

  • Dienstag hängte sie die Wäsche immer draußen auf. (NICHT: Sie hing die Wäsche immer draußen auf.)
  • Ich habe den Job an den Nagel gehängt. (NICHT: Ich habe den Job an den Nagel gehangen.)
  • Sie hat die Datei an die E-Mail (an)gehängt. NICHT: Sie hat die Datei an die Mail (an)gehangen.

Beispiele für die intransitive Form:

  • Das Gemälde hing schon 30 Jahre an der Wand. (NICHT: Das Gemälde hängte schon 30 Jahre an der Wand.)
  • Auch: Das hing nur von mir ab.
  • Nur der alte Picasso hat länger an ihrer Wand gehangen. (NICHT: Nur der alte Picasso hat länger an ihrer Wand gehängt.)
  • Auch: Er hat von ihm finanziell abgehangen.

Merke: Wenn jemand etwas oder jemanden (irgendwohin) hängt, verwendet man in der Vergangenheitsform die Wörter hängte und gehängt. Wenn etwas oder jemand von ganz allein hängt, hing es oder es hat gehangen.

Aber Moment, manchmal werden unglücklicherweise doch auch Menschen gehängt. Oft sieht man in diesem Zusammenhang die Schreibweise gehenkt. Warum eigentlich? Weil henken vom Substantiv Henker kommt und der henkt bekanntlich die Banditen am Galgen auf. Die Schreibweise ist heute aber veraltet. Jemanden aufhängen kann man gegenwärtig also mit "ä" schreiben.

Regionale Unterschiede

Kommen Sie eventuell aus Süddeutschland oder Österreich? Dann sagen Sie sicher eher:

  • Der alte Picasso ist länger an ihrer Wand gehangen. ... oder auch:
  • Ich bin sehr an diesem Hund gehangen.
  • Ich bin mit der Jacke am Haken festgehangen.

Die Unterteilung der beiden Formen transitiv und intransitiv bezieht sich auf die Standardsprache. Umgangssprachlich verwischen die Formen häufig.

Verwendete Quellen
  • Duden Bd. 1, 27. Auflage
  • Duden Bd. 9, 8. Auflage
  • http://kommunikationsabc.de/2011/06/20/hing-oder-haengte-gehaengt-oder-gehangen/
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