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PETA kritisiert CHIO Aachen: Hitze setzt Pferden zu


Reitturniere fanden am CHIO trotz Hitze statt
PETA: "Was die Behörde hier macht, ist Komplettversagen"

t-online, Talha Avcu

Aktualisiert am 03.07.2025 - 13:50 UhrLesedauer: 3 Min.
Kühlung durch zwei Ventilatoren: Auf diesem Platz reiten Pferd und Reiter sich vor den CHIO-Turnieren warm.Vergrößern des Bildes
Kühlung durch zwei Ventilatoren: Auf diesem Platz reiten Pferd und Reiter sich vor den CHIO-Turnieren warm. (Quelle: Städteregion Aachen)
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Die extreme Hitze beim CHIO verursacht Diskussionen über das Wohl der Pferde. Während die Behörden Entwarnung geben, kommt deutliche Kritik von Tierschützern.

Es sind die heißesten Tage des Jahres in der Soers. Mehr als 35 Grad werden am Dienstag und Mittwoch auf dem CHIO-Gelände gemessen. Die Hitze macht einer älteren Dame zu schaffen. Sanitäter kümmern sich um die Frau am Boden, fächeln ihr Luft zu.

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Die Besucher sammeln sich auf den wenigen Schattenplätzen des Geländes. Auf den Stadionsitzen ist die Hitze kaum auszuhalten. Hier sitzen nur wenige Menschen. Eine Mutter macht sich Sorgen um ihre Kinder. Sagt, sie sollten sich abkühlen gehen. Die meisten Zuschauer halten sich nicht im Stadion selbst auf, sondern stehen um die Getränkestände herum. Gesprächsthema Nummer eins ist hier "die furchtbare Hitze".

Haben die Pferde die Hitze gut verkraftet?

Doch wie geht es den Pferden damit? Als Zuschauer bekommt man die Pferde auf dem CHIO erst dann zu sehen, wenn sie sich mit ihren Besitzern einreiten. Das Einreiten findet auf einem Übungsplatz statt. Hier gibt es keinen Schatten. In der prallen Sonne reiten die Pferde sich "warm". Abgekühlt werden sie auf dem Übungsplatz lediglich von zwei Ventilatoren.

Vom Übungsplatz aus geht es für die Pferde in den Wettkampf. Dort werden Höchstleistungen gefordert und das ist ihnen anzusehen. Beim Vorbeireiten hört man die Tiere von der Zuschauertribüne aus sehr laut atmen. Sie schwitzen. Schaum ist auf ihren Körpern und zwischen ihren Beinen sichtbar. Sind die Hitze und der Wettkampf für die Pferde gefährlich?

Veterinäramt der Städteregion gibt Entwarnung

Das Veterinäramt der Städteregion gibt Entwarnung: "Für die Gesundheit der Pferde besteht keine Gefahr." Pferde seien "Supersportler" und einige Pferde seien die Temperaturen aus heißen Regionen auch gewohnt.

Dennoch: "Eine absolute Wohlfühltemperatur ist das für Pferde natürlich auch nicht", gibt das Veterinäramt zu. Die liege bei 25 Grad. Doch gebe es ein "Thermoregulationsmanagement". Dies beinhaltet unter anderem Wasser, Kühlpads, die zwei Ventilatoren auf dem Übungsplatz und jeweils einen eigenen Pferdepfleger pro Pferd.

Tierarzt Dr. Friedrich-Wilhelm Hanbücken, Vorsitzender der Veterinär-Kommission des CHIO Aachen, sagte der "Aachener Zeitung" zudem, dass beim CHIO Aachen nicht allein die Temperatur zu berücksichtigen sei, sondern auch der sogenannte "Wet-Bulb Globe Temperature-Index", der Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Wind und Sonnenstrahlung berücksichtigt. Ab einem Wert von 30 seien Vorsichtsmaßnahmen notwendig, ab 32 werde es kritisch. Aktuell liege der Index bei 28 und somit seiner Ansicht nach im "unbedenklichen Bereich". Ein weiterer Anstieg sei derzeit auch nicht zu erwarten.

Tierschutzorganisation PETA ist "schockiert"

Jana Hoger ist gelernte tiermedizinische Fachangestellte und studierte Tierpsychologin und arbeitet für die Tierschutzorganisation PETA. Sie findet, dass die Turniere am Dienstag und Mittwoch aus Tierschutzsicht hätten verboten werden müssen. "Es war eine wahnsinnige Hitze. Wirklich Extremtemperaturen. Was die Behörde hier macht, ist Komplettversagen." Schließlich solle die Veterinärbehörde doch eigentlich das Wohl der Tiere sicherstellen.

"Es ist lächerlich davon auszugehen, dass Kühlpads und zwei Ventilatoren die Tiere bei der Hitze runterkühlen", sagt die Tierpsychologin. Man müsse außerdem bedenken, dass das Turnier nicht das einzige sei, was man von den Tieren sehe. Die Tiere müssten auch dorthin transportiert werden und das allein sei schon ein enormer Stress und bei diesen Temperaturen eine Extrembelastung. Tiertransporter dürften aus diesem Grund bei Temperaturen ab 30 Grad auch eigentlich nicht mehr fahren.

Eine extreme Überlastung sehe man den Pferden an. Sie schäumen dann etwa zwischen Beinen und am Mund. "Es würde mich nicht wundern, wenn die Pferde zusammenbrechen", sagt sie. Peter Höffken, Fachleiter des Kampagnenteams bei PETA Deutschland ergänzt: "Für die Pferde besteht akute Lebensgefahr, da ihre Körper bis zu zehnmal schneller erhitzen, als bei Menschen. Koliken und Nierenversagen können schon nach kurzer Zeit auftreten."

Höffken sagt: Die von den Veranstaltern im Vorfeld der Hitzetage angekündigten Maßnahmen seien "reine Augenwischerei" und nicht geeignet, die Unversehrtheit der Pferde zu gewährleisten.

Jana Hoger ist vor allem vom Aachener Veterinäramt enttäuscht. Dass dieses sagt, es bestehe keine Gefahr, schockiert sie. Von der Behörde erwartet sie das Tierwohl im Blick zu behalten und die Pferde zu schützen. Und das bedeute bei Extremtemperaturen eben auch, dass man den Wettbewerb verbietet und absagt. "Daran kann man erkennen, um was es hier geht. Es geht nicht um das Tierwohl, sondern darum, Geld zu verdienen."

Verwendete Quellen
  • Reporter vor Ort
  • Anfrage beim Aachener Veterinäramt

Quellen anzeigenSymbolbild nach unten

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