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Berlin verbeamtet Lehrer wieder – Kritik von Opposition und GEW


Fast 20 Jahre Unterbrechung
Berlin verbeamtet Lehrer wieder – Kritik von Opposition und GEW

Von dpa, ASS

Aktualisiert am 07.07.2022Lesedauer: 3 Min.
Ein Lehrer unterrichtet Schüler (Symbolbild): In Berlin können Lehrkräfte wieder verbeamtet werden.Vergrößern des BildesEin Lehrer unterrichtet Schüler (Symbolbild): In Berlin können Lehrkräfte wieder verbeamtet werden. (Quelle: ANP)
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Mit der Wiederaufnahme der Verbeamtung von Lehrkräften will Berlin den Lehrermangel in den Griff kriegen. Doch die Kritik an dem Schritt ist groß.

Neu eingestellte Lehrerinnen und Lehrer werden in Berlin nach fast zwei Jahrzehnten Unterbrechung erstmals wieder verbeamtet. Bildungssenatorin Astrid-Sabine Busse (SPD) und Bildungsstaatssekretär Alexander Slotty überreichten am Donnerstag die Ernennungsurkunden. Zum Start sollen nach Angaben der Bildungsverwaltung rund 220 Pädagoginnen und Pädagogen verbeamtet werden. Die große Mehrzahl von ihnen wurde bei dem Festakt im Veranstaltungszentrum Station Berlin in Kreuzberg erwartet.

Giffey sagte beim Festakt in der Station Berlin, sie habe in ihrer Zeit als Bezirksstadträtin in Neukölln immer wieder erlebt, dass sich Lehrerinnen und Lehrer aus Berlin verabschiedet hätten, mit dem Hinweis, ein paar Kilometer weiter in Brandenburg verbeamtet zu werden. Die Rückkehr zur Verbeamtung in Berlin sei ein Beitrag dazu, dass der Lehrkräftemangel in der Hauptstadt geringer werde. "Das ist eine Riesenaufgabe. Und die werden wir auch nicht von heute auf morgen lösen", so die SPD-Politikerin. "Aber es ist ein Baustein, um es besser zu machen."

Wie viele Lehrerinnen und Lehrer sich die Hauptstadt durch die Rückkehr zur Verbeamtung sichern kann, gilt jedoch als umstritten. Kritiker wie die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) glauben nicht daran, dass der Lehrermangel, der in Berlin seit Jahren chronisch ist, sich auf diese Weise beheben lässt.

Lehrer-Verbeamtung in Berlin: Noch viele Fragen offen

Zudem kritisiert die Gewerkschaft, dass viele Fragen rund um die Verbeamtung von Lehrkräften in Berlin noch unbeantwortet seien. "Nach wie vor gibt es keine Klarheit darüber, nach welchen Kriterien die Verbeamtung der circa 20.000 angestellten Lehrkräfte erfolgen soll", kritisierte GEW-Vorstandsmitglied Udo Mertens am Donnerstag. Auch sei nicht klar, wie die Nachteile für Lehrkräfte, die nicht verbeamtet werden könnten oder wollten, ausgeglichen werden sollen.

Berlins GEW-Vorsitzende Martina Regulin kritisierte, es sei nicht die Zeit für öffentlichkeitswirksame Festakte, sondern für Fleißarbeit und politische Verantwortung. "Wir appellieren an den Berliner Senat und die Koalitionsfraktionen, jetzt ihre Hausaufgaben zu machen."

Die aktuelle Einstellungsrunde habe gezeigt, dass die Verfahren in der Senatsverwaltung und der Personalstelle verbessert und mit mehr zeitlichem Vorlauf geplant werden müssten. "Es knirschte an vielen Stellen", sagte Regulin. Die GEW kritisierte außerdem, Berlin bilde nach wie vor zu wenig Lehrkräfte aus. Nötig sei eine Ausbildungsoffensive sowie ein Plan zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen an den Schulen.

Kritik aus der Opposition: "Da hilft auch keine Verbeamtung"

Auch aus der Berliner Opposition hagelt es Kritik an der Wiederaufnahme der Verbeamtung von Lehrkräften. "Berlin steht vor dem Scherbenhaufen von 26 Jahren sozialdemokratischer Bildungspolitik – da hilft auch keine Verbeamtung", kritisierte der bildungspolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Paul Fresdorf, am Donnerstag. "Eine Verbeamtung von Lehrkräften lehnen wir ab, denn das Berufsbeamtentum ist mit unserer Vorstellung von eigenverantwortlichen und flexiblen Schulen nicht vereinbar."

Oberstes Ziel müsse sein, die Schulvielfalt zu erhalten, den Lehrermangel zu beenden und die Schule wieder zu einem Ort des Lernens und Lehrens zu machen, sagte Fresdorf. "Das beginnt zum Beispiel damit, dass jedem Lehrer ein eigener angemessener Arbeitsplatz in der Schule zur Verfügung gestellt werden muss – mit Tablet und Laptop."

Kritik gibt es auch aus der Berliner CDU-Fraktion, wenn auch mit ganz anderem Schwerpunkt. Deren bildungspolitische Sprecherin, Katharina Günther-Wünsch, sagte am Donnerstag, endlich würden auch in Berlin wieder Lehrer und Referandare verbeamtet. "SPD, Grüne und Linke hatten diesen überfälligen Schritt viel zu lange verweigert." Dadurch habe Berlin viel zu viele gut ausgebildete Lehrkräfte verloren. "Der aktuelle Lehrermangel ist auch eine Folge dieser Verzögerung."

Günther-Wünsch warf Bildungssenatorin Astrid-Sabine Busse (SPD) vor, sie habe immer noch kein Konzept vorgelegt, welche Lehrer in welchen Altersstufen zu welchem Zeitpunkt mit der Übernahme ins Beamtenverhältnis rechnen könnten. "Frau Busse weiß, dass Unsicherheiten nicht dazu beitragen, Lehrer in unserer Stadt zu halten. Sie muss handeln."

Verwendete Quellen
  • Material der Nachrichtenagentur dpa
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