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Berliner SPD-Politiker Kevin Hönicke leidet an schwerer Depression


"Fast mein Leben gekostet"
SPD-Politiker Kevin Hönicke macht schwere Depression öffentlich


Aktualisiert am 21.02.2023Lesedauer: 3 Min.
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SPD-Politiker Kevin Hönicke:Vergrößern des Bildes
SPD-Politiker Kevin Hönicke: "Ich weiß heute nur zu gut, warum Schlafentzug eine Foltermethode ist." (Quelle: SPD / hönicke.berlin)

Der Berliner Politiker Kevin Hönicke spricht über seine schwere Depression. Einen besonderen Dank richtet er an seine Kinder, die ihn gerettet hätten.

Kevin Hönicke hat eine bewegte Biografie: Als Sohn einer alleinerziehenden Mutter wuchs der 38-Jährige als Halbwaise in Marzahn-Hellersdorf auf. Hönicke machte eine Ausbildung zum Kfz-Mechaniker, wurde auf dem zweiten Bildungsweg Gymnasiallehrer. Seit 2020 ist Hönicke für die SPD Bezirksrat und stellvertretender Bürgermeister in Berlin-Lichtenberg.

Am Dienstag veröffentlichte Hönicke auf seiner eigenen Website einen ausführlichen Text. "Es tut mir leid, dass ich jetzt damit wohl Menschen nerve, weil sie sich zu recht null für mein privates Leben und meine Gesundheit interessieren, sondern nur auf den Politiker-Kevin abzielen", schreibt er. "Ja, ich bin im Jahr 2022 an einer schweren Depression erkrankt und ich habe es überlebt." Er wisse nicht, "ob das Folgen für meinen politischen Beruf oder später für meinen privaten Beruf – Lehrer in Berlin – hat, aber diese Befürchtungen treten für mich gerade in den Hintergrund."

Hönicke: Familie unter Polizeischutz

Er müsse die Grenze zwischen seinem Privat- und Berufsleben auflösen, "weil es aktuell Politiker (ja, ich meine dieses Mal bewusst nur Männer) gibt, die mit meiner Erkrankung 2022 Gerüchte schüren und sie mittlerweile mein Privatleben betreffen." Zum Schutz seiner Persönlichkeit und seiner Familie, welche in den letzten Wochen "immer wieder mit Polizeischutz" habe leben müssen, sei es nur gut, wenn er "einfach reinen Tisch mache" und damit Gerüchten entgegenwirke

Die Krankheit habe 2022 aufgrund "privater Schicksalsschläge" begonnen. Erste Symptome habe er nicht akzeptiert, schreibt Hönicke. Das habe nach und nach zu der schweren Depression geführt, "die mich fast mein Leben gekostet hätte".

"Ich war Sklave meiner Gedanken"

Über Monate habe er kaum geschlafen, sei mit körperlichen Schmerzen und dem Gefühl aufgewacht, jemand würge ihn. "Ich weiß heute nur zu gut, warum Schlafentzug eine Foltermethode ist, denn mich hätte sie fast gekillt." Das Würgegefühl habe er irgendwann auch tagsüber gespürt, "jeden Tag, einfach so, mitten am Tag". Ärzte hätten keine körperlichen Ursachen festgestellt.

Hönicke selbst erkannte die Symptome seiner Krankheit. Trotzdem habe er durchgezogen, 14 Stunden täglich gearbeitet, Freunde und Familie belogen, Sitzungen aus Notaufnahmen heraus online abgehalten. "Ich habe auf Arbeit noch funktioniert", schreibt er heute. Doch privat? "Ich war am Ende nicht mehr selbstbestimmt, sondern Sklave meiner Gedanken und meiner Seele."

Dank an Rapper Sido

Irgendwann sei es ihm nicht länger gelungen, seine Krankheit zu verstecken. "Mein Team hat mir verboten, nachdem ich mehr als 25 Kilo abgenommen habe, nicht mehr klar war und einfach nur noch schlecht aussah, weiterzuarbeiten." Freunde und Familien brachten ihn zunächst in eine Notaufnahme, später in die Tagesklinik des Königin-Elisabeth-Herzberge-Krankenhauses in Berlin.

Hönicke dankt in dem Beitrag vielen Menschen aus seinem Umfeld, auch dem Rapper Sido, der seine psychischen Probleme im November öffentlich gemacht hatte. "Auch wenn viele Prominente, die ich in der Klinik kennenlernen durfte, sich noch nicht bekannt haben, hoffe ich, dass wir alle gemeinsam dafür kämpfen, dass die Erkrankung der Depression eine anerkannte Krankheit in der Gesellschaft wird. Ganz ohne Scham, die auch ich immer noch ab und zu fühle."

"Ihr habt eurem Helden Papa das Leben gerettet"

Hönicke wurde behandelt, bezeichnet sich heute als geheilt. "Diese Hilfe hat über sieben Monate gedauert und hat mich gerettet. Ich weiß nicht, ob man sagen kann, dass man von einer sehr schweren Depression geheilt ist. Aber dank der ganzen Hilfe geht es mir heute besser als vor der Erkrankung der Depression. Ich bin glücklich und dankbar für mein Leben."

Das habe er auch seinen Kindern zu verdanken. "Es tut mir leid, dass sie – ohne dass sie es wissen – diese Bürde schon tragen müssen. Ohne sie wäre ich nicht mehr auf dieser schönen Welt. Ihr habt eurem Helden Papa mit drei und vier Jahren das Leben gerettet."

Verwendete Quellen
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