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Mitten in Berlin: Russischer Panzer zielt jetzt auf Putins Botschaft


Russischer Panzer zielt jetzt auf Putins Botschaft


Aktualisiert am 24.02.2023Lesedauer: 3 Min.
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Panzerwrack vor Botschaft: Er soll zum Jahrestag der Ukraine-Invasion ein Mahnmal sein. (Quelle: t-online)

PΓΌnktlich zum 24. Februar hat Enno Lenze einen demolierten russischen Panzer von Kiew vor die russische Botschaft nach Berlin gebracht. So reagierten die Menschen.

Freitagmorgen in Berlin: "Achtung! Aufgepasst! Ein russischer Panzer ist soeben in Berlin gesichtet. Aber wir kΓΌmmern uns darum!", twittert der ukrainische Botschafter Oleksii Makeiev um 7.20 Uhr. AngehΓ€ngt ist ein Foto, das auf den ersten Blick tatsΓ€chlich aussieht, als wΓΌrde ein Panzer am Reichstag vorbeifahren.

Die Kriegsmaschine ist tatsΓ€chlich ein russisches Modell, allerdings bereits vor Monaten zerstΓΆrt, wohl von einer ukrainischen Mine nahe Kiew. Nach Berlin gebracht hat ihn der Journalist und Konfliktforscher Enno Lenze.

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Viel bemerkenswerter als die Odyssee, die das Wrack und auch Lenze selbst hinter sich haben, ist allerdings der Zielort: Am Freitagmorgen platzieren Lenze und sein Team den Panzer vor der russischen Botschaft – mit dem Rohr auf das GebΓ€ude gerichtet.

Rohr zielt auf die Botschaft – wegen der S-Bahn

"Dort", sagt Lenze und zeigt auf die Botschaft, "sind BΓΌros des FSB, des russischen Geheimdienstes. Das sind unter anderem die Menschen, die den Tiergartenmord in Auftrag gegeben haben." 2019 erschoss Vadim S. im Auftrag des Kremls im Berliner Tiergarten einen Georgier. Dass das Rohr des Panzers jetzt genau dorthin zeigt? Lenze zuckt mit den Schultern, grinst schief und sagt: "VΓΆlliger Zufall."

Die Nationalfarben der Ukraine: Eine gelbe Blume mit lila-blauem Schmuck hΓ€ngt an dem demolierten russischen Panzer.
Die Nationalfarben der Ukraine: Eine gelbe Blume mit lila-blauem Schmuck hΓ€ngt an dem demolierten russischen Panzer. (Quelle: Julian Seiferth)

Das ist allerdings nicht die ganze Geschichte: Seit Juli vergangenen Jahres ist Lenze dabei, das Wrack aus der Ukraine nach Berlin zu bekommen, pΓΌnktlich zum 24. Februar, dem Jahrestag des russischen Angriffes auf die gesamte Ukraine. Erst vor wenigen Tagen war endlich alles klar. Gescheitert wΓ€re Lenze am Ende beinahe an zwei Berliner Urproblemen: der Verwaltung und der Deutschen Bahn.

"Radfahrer kΓΆnnten vom Panzer abgelenkt sein"

Eigentlich wollte Lenze den Panzer entlang der Fahrtrichtung der Straße Unter den Linden aufstellen, hΓ€tte dazu allerdings einen Kran gebraucht. Den durfte er dort aber nicht aufstellen, denn unter der Straße verlaufen U- und S-Bahntunnel. Die Bahn hielt die Situation fΓΌr zu unsicher, Lenze musste mit seiner Unternehmung mindestens 17,5 Meter Abstand halten. Der Panzer musste entsprechend so stehen bleiben, wie er ankam – mit dem Rohr Richtung Botschaft.

Eine Kerze, ein Kreuz und ein christliches Fischsymbol liegen in den Ketten des zerstΓΆrten Panzers.
Eine Kerze, ein Kreuz und ein christliches Fischsymbol liegen neben den Ketten des zerstΓΆrten Panzers. (Quelle: Julian Seiferth)

Fast ein halbes Jahr lang habe er mit dem Bezirksamt Mitte in einem Rechtsstreit gesteckt, sagt Lenze. "Die waren nicht begeistert. Da kamen Argumente wie 'Radfahrer kΓΆnnten vom Panzer abgelenkt sein und stΓΌrzen'. Teils war's schon hanebΓΌchen."

Jetzt, da der Panzer bis Sonntag in Berlin steht, soll er die Deutschen daran erinnern, "wie grausam dieser Krieg ist. Um eine Maschine wie diesen Panzer so zuzurichten, mΓΌssen brutale KrΓ€fte walten. Ich habe auch den Eindruck, dass die meisten Leute hier das verstehen." Dass er damit alle erreicht, glaubt Lenze trotzdem nicht: "Morgen sind ja hier die Wagenknecht-Leute unterwegs. Die sind so blΓΆd, so verbogen im Kopf, fΓΌr die kann ich auch nichts mehr tun."

"Die Ukrainer haben das jeden Tag vor der HaustΓΌr"

Angekommen ist Lenzes Aktion zumindest bei einem jungen Mann, der mit einem Trikot der ukrainischen Fußballnationalmannschaft neben dem Panzerwrack steht. "Engagier' dich endlich mehr, Olaf!", steht in gelb-blauer Schrift auf dem Schild, das Nils (30) aus Berlin in der Hand hÀlt.

Nils aus Berlin: "Engagier dich endlich mehr, Olaf!"
Nils aus Berlin: "Engagier' dich endlich mehr, Olaf!" (Quelle: Julian Seiferth)

"Die Deutschen bekommen so den ganzen Schrecken dessen aufgezeigt, was Russland in der Ukraine anrichtet." Deutschland tue nicht genug fΓΌr die Ukraine, auch nicht politisch. "Die Menschen verlieren gefΓΌhlt das Interesse an der Ukraine. Die Ukrainer haben diese MΓΆglichkeit aber nicht. Die haben das jeden Tag vor der HaustΓΌr."

Über eine Million Menschen sind seit dem 24. Februar 2022 aus der Ukraine nach Deutschland geflohen. Eine davon ist die 19-jÀhrige Viktoriia Grytsyk. "Ich selbst habe so einen Panzer bei uns nicht mehr gesehen, wir sind vorher geflohen", erzÀhlt sie über ihre Familie.

"'Frieden schaffen ohne Waffen'? Wie soll das gehen?"

"Es ist ein komisches GefΓΌhl", sagt Grytsyk. Eine TrΓ€ne lΓ€uft ihr ΓΌbers Gesicht, doch die Stimme bricht nicht. "Ich habe Heimweh, aber bin froh, gerade nicht dort zu sein." Anastasiia But (22), eine weitere Frau aus der Vierergruppe, schluchzt. "Wir wollen in unserer Heimat leben dΓΌrfen. Wir wollen nach Hause. Wir wollen doch nur nach Hause."

Yulia Pryimachuk, Viktoriia Grytsyk, Anastasiia But, Anastasiia Danyliuk (von links): "Wir wollen doch nur nachhause"
Yulia Pryimachuk, Viktoriia Grytsyk, Anastasiia But, Anastasiia Danyliuk (von links): "Wir wollen doch nur nach Hause" (Quelle: Julian Seiferth)

Wie ist es fΓΌr sie, einen russischen Panzer nun in Deutschland zu sehen, wenn auch demoliert? "Es ist aufwΓΌhlend, aber das braucht es", sagt Viktoriia Grytsyk. Vor einigen Tagen habe sie Videos von einer sogenannten Friedensdemo gesehen. "Die Menschen dort tragen russische Flaggen, sie skandieren 'Frieden schaffen ohne Waffen'. Wie soll das gehen? Wenn wir uns nicht wehren, werden wir getΓΆtet."

Freunde und Familie kΓ€mpften in der Ukraine, "auch, damit wir eines Tages wieder sicher dort sind", sagt die 19-JΓ€hrige. Sie nickt in Richtung des zerstΓΆrten russischen Panzers. "Die Schule, an der ich gelernt habe, steht nicht mehr. Menschen, die ich kannte und liebe, sind tot – wegen Panzern wie diesem."

Verwendete Quellen
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