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Berlin kämpft gegen Invasion der Sumpfkrebse: Klimawandel-Gefahr fürs Ökosystem


Klimawandel-Gefahr fürs Ökosystem
Berlin kämpft gegen Invasion der Sumpfkrebse

Von dpa, t-online, mtt

Aktualisiert am 11.05.2022Lesedauer: 3 Min.
Sumpfkrebse in einer Reuse im Tiergarten: Die Tiere sind in der ganzen EU ein Problem.Vergrößern des BildesSumpfkrebse in einer Reuse im Tiergarten: Die Tiere sind in der ganzen EU ein Problem. (Quelle: Pedersen/dpa-bilder)
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Aquarien-Freunde sollen sie ausgesetzt haben, jetzt krabbeln Tausende Nachfahren in Berlin umher. Die Stadt macht Jagd auf Sumpfkrebse aus Amerika denn sie gefährden heimische Arten.

Der Louisianakrebs ist extrem anpassungsfähig, hält auch längere Trockenperioden gut aus und verbreitet sich mit hoher Geschwindigkeit auch dort, wo er eigentlich gar nicht hingehört.

Das Problem: Der Louisianakrebs, auch Roter Amerikanischer Sumpfkrebs genannt, bedroht heimische Arten. Er frisst ganze Gewässer leer, zerstört Ökosysteme und tötet andere Krebsarten durch Krankheiten. Während bei ihm die sogenannte Krebspest milde verläuft, wütet sie unter anderen Arten verheerend.

Warme Winter und Klimawandel: Der Krebs fühlt sich in Berlin wohl

Auch in Deutschland breitet sich der aus den USA und Mexiko eingeschleppte Krebs aus, Klimawandel und warme Winter gefallen ihm. Berlin ist seit Jahren einer der Hotspots. Demnächst beginnt die fünfte Fangsaison, in der hier Jagd auf den Louisianakrebs gemacht wird.

Sie startet am 1. Juni. Vorher ist es zwecklos: Ist es dem Sumpfkrebs nämlich zu kühl, bleibt er weitgehend inaktiv und am Grund der Gewässer verborgen.

Wandernde Sumpfkrebse erstmals 2017 entdeckt – seither Jahr für Jahr Tausende Fänge

Aber im Sommer lässt sich die Art blicken: Seit 2018 werden jedes Jahr Hunderte Kilo Rote Amerikanische Sumpfkrebse aus den Gewässern im Tiergarten in Mitte und im Britzer Garten in Neukölln gefischt. Das entspricht mehreren Tausend Stück pro Jahr, die sich in Reusen verfangen.

Angenommen wird, dass es sich bei den etwa handtellergroßen Sumpfkrebsen um Nachkommen ausgesetzter Tiere handelt, etwa aus Aquarien. Ihr Vorkommen blieb in Berlin lange weitestgehend unbemerkt, bis im August 2017 im Tiergarten wandernde Sumpfkrebse gesichtet wurden.

Marmorkrebse: 2021 tauchte die nächste invasive Art auf

Da die dortigen Seen und Wasserläufe mit der Spree verbunden sind, können dort laut dem Wildtierexperten Derk Ehlert von der Umweltverwaltung auch immer wieder neue Exemplare einwandern. Die Spree selbst sei für die invasive Art allerdings nur ein Durchzugsgebiet und kein geeigneter Lebensraum.

Zu den nachgewiesenen Fundorten zählen daneben laut einer Antwort auf eine parlamentarische Anfrage des CDU-Abgeordneten Danny Freymark vom Februar unter anderem auch Landwehrkanal, Erpe und Spandauer Schifffahrtskanal.

Zudem tummeln sich Marmorkrebse – ebenfalls eine invasive Art – im Schlachtensee und mehreren anderen Seen im Südwesten Berlins. 2021 hatte ein Fischer erstmals auch diese Art gefangen: im Berliner Teil des Groß Glienicker Sees an der Grenze zu Brandenburg.

Sumpfkrebs steht auf EU-Liste

Die Eindämmung der eigentlich im Süden der Vereinigten Staaten und Nordmexiko vorkommenden Sumpfkrebse ist EU-weit geboten: Seit 2016 werden sie gemeinsam mit 22 weiteren Tieren auf der EU-Liste invasiver gebietsfremder Arten von unionsweiter Bedeutung geführt.

Die Allesfresser haben in Spanien schon mehrere Amphibienarten stark dezimiert. In Deutschland hat neben Berlin auch Frankfurt am Main ein Krebsproblem: 2014 wurden mehrere Exemplare in einem Freibad entdeckt.

Restaurants und Händler lieben "Berliner Hummer"

Aber es gibt auch eine gute Nachricht. Beim Fang des Louisianakrebs zeichnet sich in Berlin in den vergangenen Jahren eine rückläufige Tendenz ab. Trotzdem bleibe das Eingreifen nötig, sagt Wildtierexperte Ehlert. Ziel sei es, den Bestand der invasiven Art zu reduzieren und eine Ausbreitung in weitere Gewässer zu verhindern.

Für Fischer, die vom Land Berlin die Fanglizenz erhalten, kann das ein lukratives Geschäft sein. Zum einen gibt es – bis zu einer Obergrenze von 5.000 Euro – eine finanzielle Unterstützung in Höhe von sieben Euro pro Kilo Krebse. Zum anderen wird das Krebsfleisch als regionale Delikatesse verkauft. Restaurants und Fischhändler freuen sich über den "Berliner Hummer".

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Nachrichtenagentur dpa
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