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Bremen: Kein "grüner Stahl" – ArcelorMittal stoppt Pläne für Werk


Konzern stoppt Pläne
Aus Bremen kommt nun doch kein "grüner Stahl"

Von t-online, dpa
19.06.2025 - 18:44 UhrLesedauer: 3 Min.
Blick auf das Stahlwerk von ArcelorMittal in Bremen (Archivbild): Der Umbau hin zu einer klimafreundlichen Produktion wurde gestoppt.Vergrößern des Bildes
Blick auf das Stahlwerk von ArcelorMittal in Bremen (Archivbild): Der Umbau hin zu einer klimafreundlichen Produktion wurde gestoppt. (Quelle: IMAGO/Eckhard Stengel)
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ArcelorMittal zieht sich vom "grünen Stahl" in Bremen zurück und begründet den Schritt mit wirtschaftlichen Herausforderungen. Der Senat zeigt sich enttäuscht.

Rückschlag für den Umbau der Stahlindustrie in Deutschland: ArcelorMittal stoppt die Pläne zur Dekarbonisierung der Flachstahlwerke in Bremen und Eisenhüttenstadt. Als Gründe nannte der Konzern die aktuelle Marktlage und fehlende Wirtschaftlichkeit einer CO₂-armen Stahlproduktion. Die zugesagten staatlichen Fördermittel für den "grünen Stahl" werden nicht genutzt.

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ArcelorMittal betonte, zur Bekanntgabe der Entscheidung verpflichtet zu sein. Der Vertrag mit der Bundesregierung über 1,3 Milliarden Euro Fördermittel sah einen Baustart bis Juni 2025 vor. Geplant waren Direktreduktionsanlagen (mit Wasserstoff) und Elektrolichtbogenöfen (mit Strom).

Bremer Senat reagiert verärgert auf das Aus für "grünen Stahl"

"Wir wissen die Finanzierung durch die Bundesregierung und das Land Bremen sowie die Unterstützung des Landes Brandenburg für dieses Projekt zu schätzen", sagte Geert Van Poelvoorde, Chef von ArcelorMittal Europe. Aber selbst mit der finanziellen Unterstützung sei die Wirtschaftlichkeit der Umstellung nicht ausreichend gegeben.

Der Bremer Senat sprach von einer "Absage der Dekarbonisierung der Hütten". Man sei tief enttäuscht und verärgert, da Politik und Unternehmen lange gemeinsam an einer Perspektive für das Stahlwerk gearbeitet hätten. Das Land Bremen hatte rund 250 Millionen Euro für den Umbau zugesagt.

Bovenschulte: "Schwerer Schlag für Wirtschaftsstandort Bremen"

Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) sagte: "Dass ArcelorMittal sich von der Transformation der Stahlindustrie verabschiedet, ist nicht nur ein schwerer Schlag für den Bremer Wirtschaftsstandort und für die Zukunft der Hütte. Es ist vor allem ein schwerer Schlag für die Beschäftigten und ihre Familien." Bovenschulte forderte vom Konzern ein klares Bekenntnis zum Standort und zur Stahlproduktion in Bremen.

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) sagte, die Landesregierung tue alles, um gemeinsam mit Beschäftigten, Stadt und Konzern die Arbeitsplätze im Werk Eisenhüttenstadt zu sichern: "Der Industriestandort Deutschland und Europa darf nicht gefährdet werden." Wirtschaftsminister Daniel Keller (SPD) sagte: "Wir bedauern, dass das Unternehmen die zugesagte Förderung aufgrund der schwierigen Rahmenbedingungen und Förderauflagen sowie dem großen Wettbewerbsdruck auf den internationalen Stahlmärkten nicht in Anspruch nimmt."

Das hat ArcelorMittal nun in Bremen vor

ArcelorMittal will sich in Bremen und Eisenhüttenstadt nun auf die Planung von Elektrolichtbogenöfen konzentrieren – um vorbereitet zu sein, wenn diese wirtschaftlich betrieben werden können. Ursprünglich sollten bis zum Jahr 2030 je ein Hochofen in Bremen und Eisenhüttenstadt ersetzt werden. In Bremen war der Bau einer Direktreduktionsanlage sowie eines Elektrolichtbogenofens geplant. Perspektivisch sollten beide mit "grünem" Wasserstoff betrieben werden.

Voraussetzung für den Umbau seien laut Konzern wettbewerbsfähige Strompreise und ausreichend verfügbarer Wasserstoff. Aktuell gilt Wasserstoff jedoch als knapp und teuer. Zudem beklagen Unternehmen in Deutschland seit Jahren hohe Strompreise im internationalen Vergleich.

Herausforderungen bei Wasserstoff und Strom

Die Stahlindustrie gehört zu den größten CO₂-Verursachern in Deutschland. Sie ist entscheidend, um die nationalen Klimaziele zu erreichen. Direktreduktionsanlagen (DRI), die statt Kokskohle "grünen" Wasserstoff nutzen, gelten dabei als zentral. "Grün" ist Wasserstoff, wenn er aus erneuerbaren Energien wie Wind und Sonne gewonnen wird. ArcelorMittal erklärte, "grüner" Wasserstoff sei noch keine tragfähige Energiequelle und DRI-Anlagen auf Erdgasbasis als Übergangslösung wirtschaftlich nicht tragbar.

Die Umstellung vom Hochofen zum Elektrolichtbogenofen bedeutet den Wechsel von Kohle zu Strom und Erdgas. Doch: "Die aktuellen Strompreise in Deutschland sind sowohl im internationalen Vergleich als auch im Vergleich zu den europäischen Nachbarländern hoch."

Neue Elektrolichtbogenöfen entstehen deshalb zunächst in Ländern mit günstiger und planbarer Stromversorgung. So will ArcelorMittal den nächsten Ofen im französischen Dünkirchen bauen.

ArcelorMittal hat Zweifel an CO₂-Zielen – Branche in der Krise

Trotz allem hält der Konzern an seinen Klimazielen fest – auch wenn es laut eigener Einschätzung immer unwahrscheinlicher wird, die CO₂-Vorgaben bis 2030 einzuhalten. "Es wird immer deutlicher, dass die Energiewende in allen Bereichen langsamer als erwartet vorankommt."

Die Stahlindustrie in Deutschland steckt in Schwierigkeiten. 2024 blieb die Rohstahlproduktion auf "Rezessionsniveau", wie die Wirtschaftsvereinigung Stahl mitteilte. Gründe sind billige Importe aus China und die hohen Stromkosten.

Poelvoorde betonte, die europäische Stahlindustrie stehe unter immensem Druck, wettbewerbsfähig zu bleiben – auch ohne zusätzliche Dekarbonisierungskosten. "Die Europäische Kommission und ihre Mitgliedstaaten unternehmen Schritte, um dieses Problem mit dem Aktionsplan für Stahl und Metalle zu lösen." Das dauere jedoch zu lange. Europa könne eine starke Stahlindustrie erhalten, müsse aber entschlossener handeln.

Ex-Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hatte milliardenschwere Förderungen für den Umbau der Stahlindustrie initiiert. Er sprach von einem zentralen Beitrag zum Klimaschutz. Die Stahlprojekte sollten zugleich die Nachfrage nach Wasserstoff entscheidend anschieben. Hier lesen Sie mehr dazu.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
Transparenzhinweis

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