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Tourismus Bremen: Reiseführer mal anders – erleben Sie einen schlimmen Tag


Der Anti-Reiseführer
Erleben Sie einen schrecklichen Tag in Bremen

  • Mara Schumacher
MeinungEin Kommentar von Mara Schumacher

05.08.2025 - 15:52 UhrLesedauer: 3 Min.
Der Marktplatz in Bremen: Es müssen nicht immer die klassischen Touristen-Hotspots sein.Vergrößern des Bildes
Der Marktplatz in Bremen: Es müssen nicht immer die klassischen Touristen-Hotspots sein. (Quelle: Werner Dieterich via www.imago-images.de)
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Stadtmusikanten, Roland, Schnoorviertel – das wird Touristen in Bremen als sehenswert angepriesen. Aber wie wäre es, einen schrecklichen Tag in der Hansestadt zu verbringen? Das geht mit unserem Anti-Reiseführer.

Wenn Touristen eine fremde Stadt besuchen, möchten sie die Highlights, Sehenswürdigkeiten und schönen Ecken entdecken. Doch wie wäre wohl ein Tag in der Stadt, an dem sie nur Dinge tun und sehen, von denen die Einheimischen abraten würden? Unser Reiseführer der anderen Art begleitet Sie auf einem schrecklichen Tag in Bremen – mit einem Augenzwinkern.

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Wenn Sie zu Beginn Ihres Trips gleich eine besondere Atmosphäre erleben wollen, empfiehlt sich die Anreise mit dem Zug. Im Hauptbahnhof angekommen, werden Sie die architektonische Schönheit des Gebäudes nicht wahrnehmen können, da Sie zu beschäftigt damit sind, nicht ausgeraubt, angepöbelt oder von einer Taube angeflogen zu werden. Haben Sie es auf den Bahnhofsvorplatz geschafft, begrüßen Sie dort ein unverwechselbarer Urinduft und der Panoramablick auf einen riesigen seelenlosen Betonklotz namens City Gate.

Ein Spaziergang durch die Bahnhofsvorstadt für den Adrenalinkick

Nachdem Sie das angebliche Tor der Stadt gesehen haben, wollen Sie nun die historische Altstadt erkunden. Entweder bezahlen Sie 3,20 Euro und fahren ein paar Stationen mit der Straßenbahn, in der Sie mit Dosenbier und Müll dekorierte Sitzplätze erwarten. Oder Sie bezahlen eventuell mit ihrem Leben während eines kleinen Spaziergangs durch die Bahnhofsvorstadt. Umgeben von Blaulicht, aggressiven Bettlern und Schussgeräuschen in der Ferne laufen Sie gleich ein bisschen schneller.

Für einen Extra-Adrenalinkick empfiehlt sich ein Abstecher über den Hillmannplatz, auf dem es regelmäßig zu blutigen Auseinandersetzungen und Raubüberfällen kommt. Eine beliebte Veranstaltung findet dort deswegen nicht mehr statt.

Sie haben es unverletzt in die Innenstadt geschafft. Der erste Weg führt Sie zu Bremens Wahrzeichen: den Stadtmusikanten! Doch Moment. Wo sind die Tiere? Sie laufen mit ihrem Handy-Navi dreimal im Kreis, bis Sie Esel, Hund, Katze und Hahn endlich entdecken. Ihre märchenhafte Vorstellung ist beim Anblick dahin. "Die passen ja in ein Überraschungsei!", denken Sie und verzichten auf ein Erinnerungsfoto. Auch andere Touristen sind vom Wahrzeichen enttäuscht.

Spuckstein erinnert an Serienmörderin

Aber Sie haben von einer weiteren Sehenswürdigkeit in Bremen gehört. Dazu müssen Sie nur ein paar Meter weiter zum Domshof laufen. Dort befindet sich der Spuckstein. Ja, Sie haben richtig gelesen. Es ist ein Stein im Asphalt, der als Zeichen der Abscheu bespuckt wird. Er erinnert an die Serienmörderin Gesche Gottfried und ihre Taten. Wenn Sie nicht mit der DNA von Hunderten Menschen nach Hause fahren wollen, fassen Sie den Stein also nicht an. Spucken Sie aus der Ferne.

Bevor es weiter durch Bremen geht, ist es Zeit für eine Toilettenpause. Eine Fast-Food-Filiale an der Domsheide liegt auf dem Weg. Dort finden Sie laut Google-Bewertungen Toiletten, die eine "absolute Katastrophe" sind.

Tote Hose in der Obernstraße

Erleichtert geht es weiter in die Obernstraße, quasi das Shopping-Herz von Bremen. Der Kaufrausch lässt allerdings auf sich warten, denn vor Ort erblicken Sie lediglich eine lange Straße des Leerstands und die deprimierende Fassade des Galeria-Karstadt-Gebäudes mit Insolvenz-Vergangenheit.

Tja, da können Sie Ihr Geld auch besser ausgeben und steuern die nächste Kneipe an. Im urig-gemütlichen "Spitzen Gebel" erwartet Sie die wirklich unchristliche Bremer Kneipentaufe. Dafür müssen Sie sich die Schnäpse "Sluk ut de Lamp" und "Rostiger Nagel" einverleiben, um ihr Tauf-Zertifikat zu erhalten. Vorsicht: Die Schnäpse ziehen Ihnen dermaßen die Schuhe aus, dass der Weg nach Hause beschwerlich werden könnte.

Puh, erst mal frische Luft schnappen. Bevor Sie sich auf den Weg zurück zum Hauptbahnhof (Hilfe!) machen, wollen sie noch Bremens Szeneviertel erkunden, welches einfach das "Viertel" genannt wird. Vor Ort haben Sie das Gefühl, als hätte man Sie in einem Wimmelbild ausgesetzt. Es ist voll. Es ist laut. Inmitten von Autoposern, Pyrotechnik, Polizeisirenen, flüchtenden Drogendealern, besoffenen Studenten und angebissenem Fast Food auf der Straße wissen Sie nicht mehr so genau, ob Sie für diese "Szene" noch gemacht sind.

Es geht also nach Hause. Sie ärgern sich nun doch, kein Foto mit den Stadtmusikanten gemacht zu haben, also kaufen Sie einen überteuerten Kühlschrank-Magneten mit den Tierchen in einem Souvenirshop. Eine Erinnerung an diesen "traumhaften" Tag muss sein.

Am Hauptbahnhof stellen Sie fest, dass Ihr Zug Verspätung hat und Sie länger als geplant um Ihr Leben fürchten müssen. Da bietet es sich an, die Zeit mit einem Bierchen in der Bahnhofskneipe totzuschlagen. Dort lernen Sie Manni kennen, der 24/7 am Tresen sitzt und schon alles gesehen hat. Na ja. Nach Ihrem Bierchen macht sich plötzlich die Kneipentaufe bemerkbar. Oha. Gleich bloß nicht im Zug einschlafen, denken Sie. Nicht, dass Sie noch in Hannover aufwachen.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen
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