Diskussionsrunde nach BRN-Aus: So geht es mit der 'Bunte Republik Neustadt' weiter
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Nach Absage der "Bunten Republik Neustadt" haben viele in Dresden Ideen zur Rettung des Stadtfests. Doch was davon ist umsetzbar? Ein Besuch im BRN-BΓΌro.
Am Donnerstagabend ist die ehemalige Kneipe des Stadtteilhauses auf der NeustΓ€dter PrieΓnitzstraΓe voll. Nur einer fehlt: Der Dresdner Stadtrat und Vorsitzende der Stairepartei "Die Partei", Max Aschenbach. Am Tag zuvor hatte er angekΓΌndigt, dass seine Partei als Gesamtveranstalter fΓΌr die "Bunte Republik Neustadt" (BRN) spontan einspringt. Ebenso spontan wirkt sein Erscheinen zur Diskussion im Stadtteilhaus. Mit gut einer halben Stunde VerspΓ€tung und einem groΓen Loch im Pullover taucht er dann doch noch auf.
"Bunte Republik Neustadt" im Wandel
Von 1990 bis 2019 wurde die BRN als Stadtteilfest der ΓuΓeren Neustadt organisiert: Nach Veranstalterangaben hat sich das Fest von einer "politischen Republik gegen Spekulation, Mietwucher, ZerstΓΆrung und Vertreibung der Bewohner zum Nachbarschafts-, Kunst- und Kulturfest" entwickelt.
Als die Stadt Dresden nach drei Jahren pandemiebedingter Pause dem grΓΆΓten Stadtfest der Neustadt auch fΓΌr diesen Sommer eine Absage erteilte, seien alle ΓΌberrascht gewesen, sagen die Anwesenden. Deshalb ist die Runde so groΓ wie lange nicht in den letzten Jahren. Sogar viele neue Gesichter sind dabei, sagt Ulla Wacker, die das BRN-BΓΌro auf der AlaunstraΓe leitet.
Stadt wird kapitulieren
Die Stadt begrΓΌndet ihre Absage damit, dass die NeustΓ€dter Akteure der BRN nicht als Gesamtveranstalter auftreten und die Organisation des Festes nicht ΓΌbernehmen wollen. Die allgemeine Ordnung und Sicherheit sei ungeklΓ€rt. "Die Stadt ist als Platzhalter seit 2002 eingesprungen, und jetzt will sie nicht mehr", sagt Ulla Wacker. Doch fΓΌr ein StraΓenfest mit 50.000 bis 100.000 Besuchern braucht es ein Konzept fΓΌr Sicherheit, MΓΌll und Toiletten, sind sich die Anwesenden aus Vereinen wie dem Scheune e.V., Gastronomen und Anwohnern einig.
FΓΌr "Die Partei" ist das alles kein Problem. "Wir konfrontieren die Stadt mit der RealitΓ€t", sagt Max Aschenbach, "am Ende wird sie kapitulieren." Er erinnert an die AnfΓ€nge der BRN, die von den NeustΓ€dtern organisiert wurde und hauptsΓ€chlich in den HΓΆfen, HinterhΓΆfen und BaulΓΌcken, die es heute nicht mehr gibt, stattfand. Inzwischen ist das Fest auf die StraΓe gerΓΌckt und vor allem zu kommerziell, findet er. "Kein Kommerz bedeutet auch, dass weniger Menschen kommen werden und die BRN ausgedΓΌnnt wird."
Sicherheitskonzept braucht es nicht
Die Idee, wieder an die rebellischen AnfΓ€nge anzuknΓΌpfen, finden viele in der Runde charmant. Lange habe es kein richtiges Engagement mehr gegeben, einige Anwohner wΓΌrden die Neustadt am BRN-Wochenende sogar verlassen, vielen sei es zu voll, zu laut, zu dreckig. Aber so richtig ernst nehmen kΓΆnnen sie den Vertreter der Satirepartei nicht. "Die haben schon viele Aktionen wie diese gestartet, und am Ende gab es dann einen Kasten Bier und Musik aus dem Rekorder", sagt Olaf Hornuf vom Scheune e.V. Das habe mit der BRN aber nichts zu tun. Die meisten glauben, dass er an der Umsetzung und der Kommunikation mit der Stadtverwaltung scheitern wird.
Wieder andere fragen sich, wie man die BRN ohne Verkauf von GetrΓ€nken und Essen finanzieren soll. So zum Beispiel die Truppe hinter der groΓen BΓΌhne im Alaunpark. "Der Platz, die BΓΌhne, die Musiker kosten Geld, und wie sollen wir das bezahlen, wenn wir kein Bier mehr verkaufen sollen?" Am meisten Gegenwind gibt es fΓΌr Max Aschenbach beim Thema Sicherheitskonzept. "Ihr immer mit eurer Sicherheit", sagt er und lacht. Wenn es nach ihm ginge, brΓ€uchte es auch das nicht.
Einzelaktionen in Planung
Dabei hat eine Sicherheitsanalyse im Jahr 2015 herausgearbeitet, dass wΓ€hrend der BRN bis zu sieben Personen auf einem Quadratmeter zusammenkommen. Das StraΓenfest wurde sogar als "lebensgefΓ€hrlich" eingestuft. Irgendjemand in der Stadtverwaltung setzt da eine Unterschrift drunter β und ohne Sicherheitskonzept wird das nicht passieren, sind sich alle anderen einig.
Deshalb arbeiten die Akteure der BRN gerade an einem Plan B, denn die geplanten Einzelveranstaltungen hat die Stadt nur am eigentlichen BRN-Wochenende vom 16. bis 18. Juni untersagt. "Wir haben die MΓΆglichkeit, kleine StraΓenzugfeste in diesem Jahr zu veranstalten, die aber keine BRN im Namen tragen sollen", sagt Ulla Wacker. Kleine Gruppen aus Freiwilligen haben sich schon fΓΌr die Sebnitzer- und AlaunstraΓe, Lutherplatz und BΓΆhmische StraΓe und fΓΌr den StraΓenabschnitt am "Habibi Shisha CafΓ©" gefunden.
Kurz bevor Max Aschenbach die Runde im Stadtteilhaus verlΓ€sst, verspricht er noch, den Antrag als Veranstalter fΓΌr die BRN bei der Stadt einzureichen. Die Leiterin des BRN-BΓΌros sagt danach: "Jeder kann fΓΌr sich entscheiden, wie er das wertet und einen Erfolg einschΓ€tzt."
- Reporterin vor Ort
- Webseite der 'Bunten Republik Neustadt'