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Sachsen: Familie schützt bedrohte Fledermäuse-Kolonie in Freital


Bedrohte Untermieter
Familie aus Sachsen lebt mit mehr als 100 Fledermäusen zusammen


12.07.2025 - 11:00 UhrLesedauer: 3 Min.
Die Rauhautfledermäuse sind Schwesternarten der Zwergfledermaus, die bei den Bauers ihr Quartier bezogen haben. Sie bewohnen gern Spaltenquartiere an der Außenwand von Gebäuden.Vergrößern des Bildes
Die Rauhautfledermäuse sind Schwesternarten der Zwergfledermaus, die bei den Bauers ihr Quartier bezogen haben. Sie bewohnen gern Spaltenquartiere an der Außenwand von Gebäuden. (Quelle: Bianka Porschien, Nabu)
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Ein schmaler Spalt zwischen Hauswand und Holzverkleidung ist das Zuhause einer ganzen Fledermauskolonie. Die winzigen Tiere sind in Sachsen stark gefährdet.

Andreas Bauer sitzt im Dunkeln auf seiner Terrasse und zählt. 113 Fledermäuse fliegen aus dem schmalen Spalt über seinem Kopf. Ein kleiner Rekord – vor zwei Jahren waren es nur 56 Tiere.

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Das Ehepaar Bauer lebt in Somsdorf, einem grünen Ortsteil von Freital. Seit mehr als zehn Jahren kommen die Zwergfledermäuse jeden Sommer zu ihnen zurück. Die erste Begegnung verlief allerdings anders als geplant. "Wir haben hier gegrillt und sie eingeräuchert, und da sind sie rausgeflogen", sagt Meiken Bauer und lacht. Damals wussten sie noch nichts von ihren tierischen Mitbewohnern.

Winzige Tiere in schmalen Spalten

Ihr Versteck ist ein schmaler Spalt zwischen der Hausmauer und der Holzverkleidung über der Terrasse. "Die meisten denken, dass Fledermäuse viel größer sind und können sich nicht vorstellen, dass sie dazwischen passen", sagt Anja Lösch, die seit 30 Jahren ehrenamtlich beim Naturschutzbund (Nabu) aktiv ist.

Seit mehreren Jahren kümmert sie sich auch um die Fledermäuse in Freital und Umgebung. Viel Platz brauchen sie nicht: Etwa 1,5 bis 3 Zentimeter Spaltenweite sind genau richtig, damit Fledermäuse sich sicher fühlen, sagt sie. Sie verstecken sich gern hinter Fassadenverkleidungen, geöffneten Fensterläden und sogar hinter angebrachten Firmenschildern.

Alle Arten sind gefährdet

Auch Familie Bauer war überrascht, als die Tiere plötzlich da waren. "Wir konnten uns nicht vorstellen, dass sie in dieser kleinen Spalte Platz haben." Doch die meisten Fledermäuse sind winzig klein: Sie werden nur zwischen 36 und 90 Millimeter lang. In Deutschland gibt es 25 Arten und 22 von ihnen leben in Sachsen.

"Alle Fledermausarten sind gefährdete Arten und sie und ihre Quartiere stehen unter Naturschutz", sagt Anja Lösch. Von 2018 bis 2023 gab es beim Nabu deshalb das Projekt Quartierspatenschaften, das sich um den Fledermausschutz und den Arterhalt gekümmert hat.

Insgesamt gibt es 191 betreute Fledermausquartiere in Sachsen: Dabei sind Kitas, Grundschulen und Kleingärten, aber auch Privathäuser in allen Landkreisen. Das Quartier der Fledermäuse ist für die Tiere ein wichtiger Zufluchtsort und muss auch vor menschlichen Eingriffen, wie Baumaßnahmen, geschützt werden. Hier ruhen und schlafen sie, kommunizieren und paaren sich, ziehen ihren Nachwuchs auf und finden Schutz vor der Witterung und Fressfeinden.

Hungrige Jäger am Tag

Seit einigen Jahren stellen die Fledermausfreunde fest, dass die Tiere oft unterernährt und kraftlos sind. "Sie jagen aus der Not heraus auch am Tag, weil sie nicht mehr genug Insekten finden", sagt Anja Lösch.

So holt sie auch Fundtiere und Totfunde ab. Denn wer eine Fledermaus findet, darf sie nicht einfach mit nach Hause nehmen. Über das Fledermaustelefon des Nabu oder die untere Naturschutzbehörde erreicht man Menschen, die eine Genehmigung und Ausbildung haben. So wie Anja Lösch, die schon viele Tiere abgeholt, sie gewogen, gemessen, die Art bestimmt und sie wieder aufgepäppelt hat. Die Zwergfledermäuse bei Andreas und Meiken Bauer werden im Schnitt drei Jahre alt und bekommen ein bis zwei Junge. Ihre Anzahl variiert von Jahr zu Jahr. "Es sind zwischen 50 und 100 Tiere", sagt Anja Lösch, "und das ist schon ein bedeutendes Quartier."

Die Fledermäuse sind stille Untermieter, von denen die Bauers fast nichts mitbekommen. Nur den Kot müssen sie entfernen und nutzen ihn als Pflanzendünger. "Und wir verzichten jetzt auf das Grillen auf der Terrasse", sagt Meiken Bauer, "uns ist es wichtig, auf die Tiere Rücksicht zu nehmen."

Verwendete Quellen
  • Reporterin vor Ort
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