Brand in der Gohrischheide Dresdner Experte: Es gibt keine Selbstentzündung von Feuer im Wald

Glasscherben auf dem Waldboden können keinen Brand auslösen. Ein Waldexperte erklärt, warum Menschen fast immer die Ursache für Waldbrände sind.
Der Dresdner Waldwissenschaftler Michael Gunter Müller hat klargestellt, dass sich Wälder auch bei extremer Hitze nicht selbst entzünden können. In einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur am Samstag erklärte der Professor für Waldschutz an der TU Dresden, dass für die Entzündung natürlichen Waldmaterials mindestens 300 Grad Celsius erforderlich seien.
"Eine Selbstentzündung von natürlichem Waldmaterial gibt es nicht – egal, wie heiß das Wetter ist", betonte Müller. Diese Temperaturen würden durch Sonneneinstrahlung nicht erreicht. In Deutschland seien Blitzschläge die einzige natürliche Waldbrandursache, die jedoch selten zu Bränden führten.
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Brand in der Gohrischheide wohl von Menschen verursacht
Der Experte verwies auf den aktuellen Brand in der Gohrischheide bei Dresden. Da es keine Gewitter mit Blitzeinschlägen gegeben habe, müsse man von einer menschengemachten Ursache ausgehen. Nicht selten entstünden Waldbrände auf munitionsbelasteten Flächen. Dort könne sich Phosphormarkierungsmaterial oder Leuchtspur-Munition durch Sonnenstrahlung entzünden.
"In den meisten Fällen ist es aber grobe Fahrlässigkeit oder Vorsatz von Menschen", erläuterte der Waldwissenschaftler. Dahinter müsse sich nicht zwangsläufig kriminelle Energie verbergen.
Brand in der Gohrischheide vor allem Bodenfeuer
Müller zufolge handelt es sich bei dem Brand in der Gohrischheide vor allem um Bodenfeuer. Bei einem Vollfeuer würden stets auch die Kronen der Bäume von den Flammen erfasst, die deutlich höher sein können als die Bäume. Diese würden aber auch bei einem Bodenfeuer absterben, wenn sie am Stammfuß Temperaturen von mehr als 60 Grad Celsius ausgesetzt seien. "Bei 60 Grad degenerieren die Eiweiße, dann stirbt die Wachstumsschicht der Bäume. Ein Baum muss gar nicht ganz brennen. Aber wenn die Wachstumsschicht getötet wird, dann stirbt der Baum unweigerlich."
Trotz der aktuellen Brände sieht Müller keinen Grund zur Panik. Das Waldbrandgeschehen sinke seit 50 Jahren, wenn auch mit Schwankungen. Die größten Waldbrände in Deutschland habe es nach dem Zweiten Weltkrieg gegeben. "1946 waren auf dem Gebiet der späteren DDR rund 100.000 Hektar betroffen", sagte der Professor. Nach einem weiteren Höhepunkt Mitte der 1970er Jahre lasse sich eine sinkende Tendenz beobachten.
Laut Müller werden 99 Prozent aller Waldbrände in Deutschland auf eine Fläche von deutlich unter einem Hektar begrenzt und in den ersten ein bis zwei Stunden gestoppt. Die Menschen seien heute sensibel, hätten in der Regel ein Mobiltelefon dabei und würden Feuer schnell melden. Im Zusammenspiel mit Überwachungskameras könne man fast alle Brände binnen zehn Minuten orten, sobald die Rauchwolke einen Durchmesser von zehn Metern erreiche.
- Nachrichtenagentur dpa
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