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Düsseldorf: Wirt erklärt, warum das Schnitzel bald viel teurer wird


Preiserhöhungen in der Gastronomie
Brauhaus-Chef erklärt, warum das Schnitzel teurer wird


Aktualisiert am 04.12.2023Lesedauer: 4 Min.
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Das Kinderschnitzel mit Bratkartoffeln im Brauhaus "Alter Bahnhof" in Düsseldorf-Oberkassel.Vergrößern des Bildes
Das Kinderschnitzel mit Bratkartoffeln im Brauhaus "Alter Bahnhof" in Düsseldorf-Oberkassel. (Quelle: gaa)

Die Steuererhöhung in der Gastronomie wird sich auch in den Portemonnaies der Gäste bemerkbar machen. Die Preise steigen aber nicht nur wegen der Rückkehr zu 19 Prozent.

17,80 Euro: So viel kostet zurzeit noch das Schnitzel "Wiener Art" im Brauhaus "Alter Bahnhof" im noblen Düsseldorfer Stadtteil Oberkassel. Noch, denn Betreiber Toni Link wird im nächsten Jahr die Preise in seinem urigen Lokal erhöhen – "erhöhen müssen", wie er sagt. Die Frage sei nur noch: "Wie hoch wird der Aufschlag sein?", so der 46-Jährige im Gespräch mit t-online.

Auf die Ampelregierung in Berlin ist Link schon länger nicht gut zu sprechen. Aber dass jetzt auch noch die Gastro-Mehrwertsteuer von sieben auf wieder 19 Prozent angehoben werden soll, schmeckt dem Wirt überhaupt nicht. Die geplante Rückkehr zum alten Steuersatz sei aber nicht der einzige Grund, warum seine Branche im neuen Jahr zur Preiserhöhung fast schon gezwungen werde. Link sagt: "Es wird zusätzlich alles teurer."

Zum Beispiel steigt ab Dezember die Lastwagenmaut auf deutschen Fernstraßen. Dann greift als Klimaschutzmaßnahme ein Aufschlag von 200 Euro je Tonne freigesetztes Kohlendioxid. Das bedeutet, dass der Klimaaufschlag umgelegt wird und die Gastronomiebranche für die Logistik mehr bezahlen muss. Das fängt im Kleinen schon an: Für jede gelieferte Kiste Wasser soll der "Alte Bahnhof" laut Link in Zukunft 50 Cent mehr bezahlen.

Weiter berichtet er vom gesetzlichen Mindestlohn, der zum 1. Januar 2024 von 12 Euro brutto pro Stunde auf 12,41 Euro steigt. Ein Jahr später – Anfang 2025 – folgt dann die nächste Erhöhung um weitere 41 Cent auf 12,82 Euro. Somit wird der Brauhaus-Chef seinen 44 Beschäftigen einen höheren Lohn zahlen müssen – sich aus Spargründen von Mitarbeitern trennen will er aber nicht. Der Düsseldorfer Gastroberater Markus Eirund weiß einen Grund dafür: "Je weniger Personal an den Tischen unterwegs ist, desto niedriger ist der Umsatz."

Aus für die Energiepreisbremse bereitet Sorgen

"Auch die Brauereien haben bereits angekündigt, die Preise anzuheben", berichtet Link weiter. Im "Alten Bahnhof" wird unter anderem traditionell das hauseigene "Gulasch-Alt" ausgeschenkt, aber auch die Brauzutaten würden teurer, erzählt der 46-Jährige. "Und das von der Regierung angekündigte Aus der Energiepreisbremse wird zusätzlich dazu führen, dass der eine oder andere seine Rechnungen für abgeschlossene Verträge nicht mehr zahlen kann", sagt der Wirt.

An die letzte gute Nachricht für die Gastronomie seit Ausbruch der Corona-Pandemie könne er sich gar nicht mehr erinnern, sagt Link. Das Jahr 2022 sei ein Minusgeschäft für ihn gewesen, für 2023 rechnet er zwar mit einem Plus, doch fällt das bei Weitem nicht so hoch aus wie vor der Pandemie. Der Brauhaus-Betreiber sagt: "Der Gewinn wird um mehr als 20 Prozent niedriger sein. Ich denke auch nicht, dass wir in der jetzigen Situation die Zahlen von früher noch einmal erreichen werden."

Preiskampf mit Lieferanten

Trotz aller Probleme hat der 46-Jährige den Spaß an seinem Beruf jedoch nicht verloren. Nun will er die Kosten senken, damit er selbst über die Runden kommt und gleichzeitig das Schnitzel für seine Gäste bezahlbar bleibt. Dafür geht er bei rund 800 Artikeln in einen Preiskampf mit den Lieferanten. "Man müsste eigentlich die Preise um 20 bis 25 Prozent erhöhen, aber bei mir wird es kein Schnitzel für 20 Euro geben. Ich rechne selbst im Kopf immer noch in Mark um und kann den Gästen kein Schweineschnitzel für 40 Mark anbieten – das Ende der Fahnenstange ist einfach erreicht", sagt Link.

Auch im finanzstarken Oberkassel seien die Menschen irgendwann nicht mehr bereit, "23, 24 oder 25 Euro für ein Schnitzel auszugeben", vermutet der Wirt. Im "Alten Bahnhof" soll deswegen der Preisaufschlag so gering wie möglich ausfallen, das Schnitzel soll in Zukunft am besten unter 19 Euro kosten. Für Gastroberater Eirund stellt das Brauhaus in Oberkassel damit eine Ausnahme dar. In anderen Restaurants werde der Preis fürs Schnitzel vom Schwein mit Sicherheit bald über der 20-Euro-Marke liegen. Für ein gutes Kalbsschnitzel könnten sogar 40 Euro fällig werden.

"Einheitsbrei" der Systemgastronomie

Eirund geht im neuen Jahr davon aus, dass sich die Gäste die Preiserhöhungen in ihren Lieblingsrestaurants erst einmal anschauen werden und sich dann die Frage stellen, ob ihnen ein Besuch zu diesen Preisen das Geld noch wert ist. Ein Trend könnte werden, das Essen abzuholen oder sich nach Hause liefern zu lassen, um die Getränke einzusparen. Für Eirund und Link steht jedenfalls fest, dass die Systemgastronomie großer Profiteur der Mehrwertsteuererhöhung sein wird.

Link sagt: "Dort gibt es einfach einen enormen Liquiditätsfluss. Es ist deshalb zu befürchten, dass wir dann bald auch in den Stadtteilen den Einheitsbrei wie im Innenstadtbereich haben und dass die Individualgastronomie – wie auch wir eine sind – ausstirbt. Deshalb erwarte ich Fördermittel, damit auch kleinere Betriebe unterstützt werden." Ansonsten sieht er für seine Branche schwarz.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Mit Material der Deutschen Presse-Agentur
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