t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomeRegionalEssen

Zoo Duisburg: Deshalb ist die Koala-Haltung so schwierig


Seit 30 Jahren im Duisburger Zoo
Deshalb ist die Koalahaltung besonders schwierig


Aktualisiert am 25.05.2024Lesedauer: 4 Min.
Nachrichten
Wir sind t-online

Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.

Zum journalistischen Leitbild von t-online.
Ein Koala im Duisburger Zoo (Archivbild): Die Beuteltiere werden seit Jahrzehnten im Ruhrgebiet gehalten und erfolgreich gezüchtet.Vergrößern des Bildes
Ein Koala im Duisburger Zoo (Archivbild): Die Beuteltiere werden seit Jahrzehnten im Ruhrgebiet gehalten und erfolgreich gezüchtet. (Quelle: Zoo Duisburg I I. Sickmann)

Seit 30 Jahren gehören die Koalas zu den Hauptattraktionen im Duisburger Zoo. Dabei ist ihre Haltung und Zucht alles andere als einfach. Ein Blick hinter die Kulissen.

Jubiläum im Duisburger Zoo: Seit 30 Jahren gibt es in dem Tierpark Koalas zu sehen – in Deutschland noch immer eine Seltenheit. Es gibt deutschlandweit nur drei weitere Zoos, die die Beuteltiere ebenfalls halten. Diese befinden sich in Stuttgart, Leipzig und Dresden und somit weit außerhalb des Ruhrgebiets.

Aus einer alten Heuscheune entstanden in Duisburg in den Neunziger Jahren die zwei bis zu sieben Meter hohen Schauanlagen, der Besucherbereich und Abtrennmöglichkeiten hinter den Kulissen, die heute täglich von zahlreichen Besuchern aus der Umgebung aufgesucht werden. Eine aufwendig verbaute Klimatechnik sorgt hier für eine konstante Wohlfühltemperatur von 24 Grad. Seit Mai 1994 dabei, hat sich der Duisburger Zoo mittlerweile zu einer der erfolgreichsten Koala-Haltungen in ganz Europa entwickelt.

Dabei war das eigentlich gar nicht geplant, wie Pressesprecher Christian Schreiner t-online im Gespräch verrät. "Kambara und Blinky Bill waren 1994 die ersten beiden Koalas in unserem Zoo. Sie kamen aus San Diego zu uns ins Ruhrgebiet und waren die ersten Koalas, die in einem deutschen Zoo gehalten wurden." Der Besuch der australischen Beuteltiere sei damals allerdings keinesfalls als Dauerlösung gedacht gewesen – sorgte man sich doch vielmehr darum, die anspruchsvollen Lebensbedingungen der empfindlichen Tiere dauerhaft erfüllen zu können.

Futterbeschaffung logistisch anspruchsvoll

Denn vor allem die Futterbeschaffung der flauschigen Baumbewohner ist alles andere als einfach. "Koalas sind Futterspezialisten, sie ernähren sich ausschließlich von Eukalyptus", erklärt Schreiner. Rund zehn Prozent des eigenen Körpergewichtes frisst ein Koala täglich. Hinzu kommt: Koalas sind bei der Auswahl der Blätter mehr als wählerisch. "Nur die frischen, jungen, zarten Blatttriebe werden gefressen", so Schreiner. Der Zoo benötigt daher jährlich rund zehn Tonnen frischen Eukalyptus.

Damit die Tiere immer genug Futter haben, fährt der Zoo mittlerweile zweigleisig: In den Wintermonaten wird das Koalafutter aus Florida importiert. In den Sommermonaten deckt der Zoo den Bedarf an Eukalyptus mit einer eigenen Plantage. In mehreren Folientunneln und in Freilandkulturen wachsen auf gepachteten landwirtschaftlichen Flächen unterschiedlichste Sorten, die die Beuteltiere gerne fressen.

Viel Arbeit für die Zoogärtner, die die Futterpflanzen der Koalas von kleinen Setzlingen bis hin zu mehreren Metern hohen Bäumen umsorgen. Jeder Folientunnel beherbergt dabei rund 220 Eukalyptusbäume. Ein stetes Wachstum der Pflanzen ist wichtig, denn den oberen Teil der Eukalyptusbäume schneiden die Gärtner regelmäßig zurück. Das frisch geschnittene Grün liefern sie anschließend direkt ins Koalahaus.

Auch auf dem zooeigenen Eukalyptushain, einer australischen Picknickfläche, wächst das Futter der Koalas. Hier lassen sich viele verschiedene Sorten erkennen, die sich vor allem in Anordnung und Form der Blätter voneinander unterscheiden. Für die Koalas wird so innerhalb des sehr einseitigen Speiseplans die notwendige Abwechslung geboten, die es braucht.

Männchen und Weibchen leben getrennt

Was mit zwei Tieren im Jahr 1994 begann, ist mittlerweile auf den Bestand von neun Tieren angestiegen – der Besucher sieht allerdings nur vier von ihnen. Männchen und Weibchen müssen nämlich strikt voneinander getrennt werden, wie Schreiner erklärt. "Koalamänner sind strikte Einzelgänger und wollen ihre Ruhe", sagt er. Aus diesem Grund werden die männlichen Tiere in einem nicht-öffentlichen Teil gehalten. Nur zur Paarung werden die Tiere beider Geschlechter zusammengeführt. "Diesen Zeitpunkt müssen die Pfleger erkennen", so Schreiner.

Denn: Der Duisburger Zoo koordiniert mittlerweile die Erhaltungszucht der Koalas für ganz Europa und hat es sich aus diesem Grund zum Ziel gesetzt, kleinen Koalas den Start ins Leben zu ebnen, damit die bedrohte Art nicht irgendwann ausstirbt. Die eigentlich in Australien lebenden Tiere gelten aufgrund vielfältiger Faktoren als gefährdet und werden auf der sogenannten Roten Liste geführt.

Über 40 Jungtiere wurden in der 30-jährigen Geschichte der Koala-Haltung mittlerweile im Duisburger Zoo geboren. Keine Selbstverständlichkeit, sind vor allem die ersten Lebensmonate der kleinen Koalas äußerst kritisch. Nach erfolgreicher Paarung wird etwa 32 Tage später ein winzig kleiner Koala geboren. Nackt, taub und blind krabbelt das nur 2 Gramm schwere Tierchen in den Beutel der Mutter und wächst dort für rund 180 Tagen nahezu unsichtbar heran. "Das muss das Tier aber allein schaffen. Wenn das Jungtier herunterfällt, haben wir keine Chance, das Tier zu retten", betont Schreiner.

Zoo züchtete bereits über 40 Jungtiere

Auch die Umgewöhnung der kleinen Koalas von Milch auf Eukalyptus ist ein kritischer Moment. "Die Tiere müssen von ihren Müttern vorbereitet werden, da sie den Eukalyptus sonst nicht verstoffwechseln können und eine Giftpflanze fressen und sterben würden", so Schreiner. Die Mütter produzieren deswegen einen bestimmten Kot im Blinddarm, in welchem alle Bakterien, die für die Verdauung der Nahrung wichtig sind, enthalten sind. Das Jungtier frisst diesen, um zukünftig Eukalyptus verdauen zu können. "Erst, wenn das passiert ist, können wir einem kleinen Koala helfen".

Auch derzeit lebt ein Koalababy im Duisburger Zoo. Mit einem Alter von über 217 Tagen hat der jüngste Nachwuchs im Koalahaus den Beutel von Mutter Gooni verlassen und fängt an, Eukalyptus zu knabbern – der kritische Punkt scheint hier also überstanden zu sein.

Verwendete Quellen
  • Besuch vor Ort
  • Gespräch mit Christian Schreiner am 22. Mai 2024
  • Eigene Recherche
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website