Ungewöhnliche Begegnung Koch aus Essen bittet Putin auf Deutsch um Hilfe – der antwortet

Ein Essener Spitzenkoch wandert nach Russland aus und spricht bei einer Konferenz mit Putin. Als er dem Präsidenten seine Probleme schildert, reagiert dieser ungewöhnlich persönlich.
Maksim Zitnikov, lange Jahre als Gourmetkoch in Essen aktiv, ist nach Russland ausgewandert – und hat dort nun persönlich bei Präsident Wladimir Putin um Hilfe gebeten. Bei einer Videokonferenz des russischen Staatsrats wandte er sich direkt und auf Deutsch an den Kremlchef.
Zitnikov nahm an der Konferenz teil, bei der es eigentlich um Infrastrukturprobleme ging. Stattdessen nutzte er die Bühne für eine persönliche Bitte. "Wladimir Wladimirowitsch, darf ich Sie um etwas bitten? Ich weiß, dass Sie mich verstehen", sagte der gebürtige Usbeke – und wechselte dabei mitten im Vortrag von Russisch ins Deutsche. Putin, der in den 1980er-Jahren als KGB-Offizier in Dresden tätig war, reagierte auf Deutsch, hörte aufmerksam zu und versprach, sich um Zitnikovs Anliegen zu kümmern. Der Koch klagte über bürokratische Hürden bei der Erlangung der russischen Staatsbürgerschaft.
Der russische Präsident sicherte zu, in der Sache im Austausch zu bleiben, vermied jedoch eine konkrete Zusage. Er erkundigte sich zudem nach der Herkunft von Zitnikov und wollte wissen, was genau vorgefallen sei. Die Antwort des Deutschen brachte Putin zum Lachen. Zitnikov schimpfte: "Die machen alles kaputt." Unklar blieb, ob er damit die russische Regierung oder die Deutschen meinte.
Essener Spitzenkoch: Vom Ruhrgebiet nach Dobrograd
Der 50-jährige Zitnikov war als Koch unter anderem in der renommierten Schwarzwaldstube und bei Spitzenkoch Juan Amador tätig. In Essen kochte er als Küchenchef unter anderem für das Restaurant "Wallberg" in der Philharmonie und für den Golf Club Schloss Oefte. Zuletzt war er bei der Essener G-Group aktiv, die mehrere Restaurants wie zum Beispiel das Paul's Brasserie betreibt. Nach eigenen Angaben habe er auch für mehrere Kanzler und Bundespräsidenten gekocht. Zwischenzeitlich scheiterte er als Unternehmer einer GmbH mit gehobenen Bars – unter anderem mit der Essener Ego-Bar und der Cocktailbar Eins 43 (ehemals Schwarze Rose).
Ende 2023 kehrte er Deutschland den Rücken und zog mit seiner Familie in die Planstadt Dobrograd, zweieinhalb Stunden von Moskau entfernt. Der Ort gilt in Russland als Vorzeigeprojekt. Laut Zitnikov war die Sicherheit seiner Kinder der Hauptgrund für den Wegzug. Seine Frau habe in einem Werbevideo über Dobrograd gesagt: "Es ist wie in Deutschland vor 30 bis 35 Jahren – sicher, sauber, kindgerecht."
Koch aus Essen spricht mit Putin: Nähe zur russischen Politik
Zitnikov tritt inzwischen regelmäßig an der Seite russischer Politiker auf. So kochte er gemeinsam mit Maria Butina – einer ehemaligen russischen Agentin, die in den USA verurteilt worden war – in einem Hotel in Dobrograd. Auch mit Alina Lipp, einer deutschen Putin-Unterstützerin, arbeitet er zusammen. Gemeinsam wollen sie westliche Auswanderer für Russland begeistern.
In einem Interview mit Butina ließ sich Zitnikov über seine alte Heimat aus. Er behauptete, in Deutschland herrsche gesellschaftlicher Druck, Kinder würden früh mit Genderfragen konfrontiert und Behörden übten Repressionen aus – Aussagen, die sich mit der russischen Propaganda decken, für die Zitnikov inzwischen als Vorzeigeauswanderer fungiert.
- Eigene Recherchen
- kremlin.ru: Mitschrift der Konferenz von Putin (archiviert)
- domoyvdobrograd.com: Internetauftritt Privatstadt Domogradcareerist.ru: Stellengesuch Maksim Zitnikov (russisch, archiviert)
- RuTube: Starkoch Maxim Zitnikov: Von Michelin nach Dobrograd – die Geschichte einer kulinarischen Reise (archiviert)
- waz.de: Wirbel hinter den Kulissen der Rüttenscheider Ego-Bar
- genussbereit.blogspot.com: Kleinod im Ruhrtal: Gastronomie im Essener Golfclub Haus Oefte