Nazi-Panne in Hamburg Aufregung wegen Hakenkreuz-Einfassung um Stolperstein
In Hamburg erinnert ein Stolperstein an den in den Tod getriebenen Bankier Paul Salomon. Passanten entdeckten drumherum unglücklich verlegte Pflastersteine.
6.381 Stolpersteine gibt es in Hamburg. Sie erinnern als in den Boden eingelassene Mahnmale an die Opfer der Nazi-Tyrannei. Einer von ihnen sorgte jetzt für Aufregung. Der Grund: Um ihn herum waren vier Pflastersteine verlegt – und zwar in Form eines Hakenkreuzes.
Aufmerksame Passanten entdeckten das Nazi-Symbol, die "Bild" berichtete am Sonntag zuerst und fragte: "War es ein dummes Versehen oder widerliche Absicht?"
Christoph Heubner, Exekutiv-Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees, zeigte sich dem Bericht zufolge schockiert. "Diese zumindest missverständliche Umrahmung seines Stolpersteines hat Paul Salomon nicht verdient."
Bankier und seine Frau in den Tod getrieben
Paul Salomon, für den der Stolperstein verlegt wurde, starb 1941 gemeinsam mit seiner Frau Lucie. Die Nazis hatten den ehemaligen Direktor der Dresdner Bank am Jungfernstieg systematisch gedemütigt und entrechtet, bis er keinen anderen Ausweg mehr sah als die Flucht in den Tod.
"Meine und meiner Frau Widerstandskraft gegen Leid und Qual, die über uns hereingebrochen sind, ist erschöpft", schrieb Salomon in einem Abschiedsbrief. "Wir werden heute Abend den hoffentlich gelingenden Versuch machen, unser Leben durch Veronal zu beenden."
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Hakenkreuz-Stolperstein in Hamburg: Bezirk reagiert sofort
Laut "Bild" war der 2010 eingelassene Stolperstein an Salomons früherer Wirkungsstätte am Jungfernstieg in den vergangenen Jahren bei Bauarbeiten mehrfach verlegt worden. Zuletzt erhielt er die verdächtige Umrandung, die "Bild" nun eine "Schande" nannte.
Flott war das zuständige Bezirksamt Mitte: Schon am Montagmorgen rückten Bauarbeiter an, entfernten die Einfassung und pflasterten neu. "Bei so etwas muss man hochsensibel sein", sagte Bezirksamtsleiter Ralf Neubauer (SPD). "Das duldet keinen Aufschub."
Wie es überhaupt zu den Pflastersteinen in Hakenkreuz-Formation kommen konnte, beantwortete unterdessen der Kölner Künstler Gunter Demnig der "Mopo": "Einzelne Steine werden immer auf diese Weise verlegt", erklärte der Initiator der Stolperstein-Initiative dem Blatt.
Bei der Verwendung rechteckiger Pflastersteine ergebe sich diese Anordnung automatisch. "Es braucht schon viel Fantasie, wenn man darin ein Hakenkreuz erkennen will."
Und tatsächlich: Wer im Internet nach Bildern von einzelnen Stolpersteinen sucht, findet diese Art der Umrandung öfter. Allerdings zumeist spiegelverkehrt – und dann weckt sie nicht so üble Assoziationen wie die in Hamburg.
- bild.de: "Hamburg entfernt Hakenkreuz-Schande"
- mopo.de: "Hakenkreuz-Skandal am Jungfernstieg"
- stolpersteine-hamburg.de: Biografie von Paul Salomon