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Hamburg braucht mehr kleine Wohnungen – Mieterverein warnt vor Neiddebatte


Zwangswohnungstausch als Lösung?
Jung gegen Alt auf dem Wohnungsmarkt

InterviewVon Martin Busche

16.06.2023Lesedauer: 2 Min.
Interview
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Bauarbeiten in der HafenCity (Symbolbild): Was in Hamburg fehlt, sind bezahlbare kleine Wohnungen. (Quelle: IMAGO/Markus Matzel)

Sollten Senioren und junge Leute einfach die Wohnungen tauschen? Das könnte den Wohnungsmarkt entlasten. Doch kleine bezahlbare Wohnungen sind knapp und große teuer. Ein Hamburger Mieterverein nennt Lösungen.

Viele Senioren wohnen in Wohnungen, die für sie zu groß geworden sind. Vor allem, wenn der Partner gestorben ist. Junge Familien hingegen suchen genau solch große Wohnungen. Die Enge sei nicht nur schlecht für die Beziehung, sondern auch für die Entwicklung der Kinder. Das hat das Statistische Bundesamt jetzt mitgeteilt.

Doch Senioren wollen nur selten umziehen. Sylvia Sonnemann, Geschäftsführerin vom Hamburger Mieterverein "Mieter helfen Mietern" nimmt sie in Schutz. Ältere Leute wollen sich verändern, können aber nicht, sagt sie.

t-online: Frau Sonnemann, nehmen ältere Leute jungen Menschen in Hamburg die Wohnungen weg?

Sylvia Sonnemann: So eine Neiddebatte lehne ich strikt ab. So kann man dem Problem nicht begegnen.

t-online: Wie denn dann?

Sonnemann: Wohnungstausch ist schon eine Lösung. Aber nur theoretisch. Praktisch lassen viele Senioren es lieber. Vor allem, wenn sie sehen, dass die kleinere Wohnung das Doppelte kosten soll und sie mit den ganzen Mühen und Mühsal des Umzugs beschäftigt sind.

t-online: Was schlagen Sie konkret vor?

Sonnemann: Die Wohnungspolitik zu ändern und den Wohnungsbau an den Bedarf anzupassen. Konkret: kleiner zu bauen.

t-online: Wohnungen bauen dauert, klappt auch nicht richtig. Gibt es für Senioren und junge Familien auch kurzfristige Lösungen?

Sonnemann: Man könnte einen gesetzlichen Anspruch auf Wohnungstausch etablieren oder passende Förderprogramme auflegen. Man könnte ältere Leute auch besser unterstützen und helfen, den Umzug zu organisieren. Gerade größere Wohnungsbauunternehmen oder Genossenschaften könnten das durchaus leisten, und zum Beispiel eine Tauschbeauftragte benennen. Es gibt in Hamburg auch Tauschbörsen für so etwas.

t-online: Außer den kommerziellen Tauschbörsen gibt es auch nicht kommerzielle?

Sonnemann: Ja, zum Beispiel eine Koordinierungsstelle bei der Baubehörde oder ein Pilotprojekt bei der SAGA. Die werden aber wenig wahrgenommen, weil es dann doch immer sehr kompliziert im Detail wird.

t-online: Was ist daran kompliziert?

Sonnemann: Es gibt in Hamburg kaum kleine, günstige Wohnungen. Außerdem verlangen Vermieter, die an Senioren vermieten, gerne noch mal Kaution von den Kindern oder Bürgschaften. Begründet wird das mit der Sorge, dass die Vermieter sich selber um die Auflösung der Wohnung kümmern müssten, falls die Menschen in der Wohnung versterben oder ins Altenheim müssen. Viele Senioren, die räumlich verkleinern wollen, haben daher keine Chance.

t-online: Ist in Hamburg der Wohnraum denn ähnlich ungleich verteilt wie bundesweit?

Sonnemann: Genaue Zahlen, vor allem mit Quadratmeterangaben, habe ich nicht. Aber um Ihnen einen Rahmen zu geben: Im Schnitt haben die Menschen in Hamburg pro Kopf so um die 39 Quadratmeter Wohnfläche zur Verfügung. Das ist weit weniger als in anderen Städten. Vermutlich nutzen ältere Menschen etwas mehr und jüngere etwas weniger als diese 39 Quadratmeter.

t-online: Daraus folgt dann?

Sonnemann: Keinesfalls ein Vorwurf an die Senioren. Man darf nicht auf Menschen zutreten und sagen: Wir haben festgestellt, Sie überschreiten das durchschnittliche Maß, das finden wir nicht gut. Jetzt müssen Sie hier raus. Das kann die Lösung für das Problem nicht sein.

Verwendete Quellen
  • Telefongespräch mit Sylvia Sonneman
  • Pressemitteilung statistisches Bundesamt
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