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CSD in Hamburg | Polizei für queere Community: "Muss sich niemand verstecken"


LGBT-Ansprechpersonen bei Polizei
"Hier muss sich niemand wegen seiner Sexualität verstecken"

InterviewVon Martin Busche

Aktualisiert am 06.08.2023Lesedauer: 3 Min.
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Kampagne «Lieb sein!»: LSBTI*-Ansprechperson Petra Marzian, Burlesque-Künstlerin Eve Champagne, Bezirksabgeordnete Irene Appiah, Drag-Queen Valery Pearl und LSBTI*-Ansprechperson Marco-Burmester Krüger (v.l.n.r.) stehen 2022 auf einer Clubbühne.Vergrößern des Bildes
LGBTI*-Ansprechperson Petra Marzian, Burlesque-Künstlerin Eve Champagne, Bezirksabgeordnete Irene Appiah, Dragqueen Valery Pearl und LGBTI*-Ansprechperson Marco-Burmester-Krüger stehen auf einer Clubbühne (v. l. n. r.). (Quelle: Markus Scholz/dpa)

Die Polizei Hamburg will mit Ansprechpersonen bei der LGBTI*-Community Vertrauen gewinnen. Im Interview erklärt Marco Burmester-Krüger, warum seine Arbeit so wichtig ist.

Zwar gehören "Rosa Listen" gegen Homosexuelle längst der Vergangenheit an, doch noch immer misstrauen Mitglieder der queeren Community den Beamten der Polizei. Auf der anderen Seite nimmt homophobe Gewalt, Übergriffe und Anfeindungen in der Hansestadt zu.

Deswegen setzt die Polizei auf LGBTI*-Ansprechpersonen. Anlässlich der "Pride Week" erklärt Marco Burmester-Krüger im Interview mit t-online, wie wichtig seine Arbeit ist und warum sie auch von der Polizei selbst initiiert wurde.

t-online: Herr Burmester-Krüger, Sie sind einer von zwei Ansprechpartnern für die Community von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, trans- und intergeschlechtlichen Menschen (LGBTI*) in Hamburg. Ist das ein gutes oder schlechtes Zeichen?

Marco Burmester-Krüger: Lassen Sie uns gleich mal mit der richtigen Formulierung anfangen, das ist ganz wichtig: Wir sind keine Ansprechpartner, sondern Ansprechpersonen. Wir wollen auch in der Ansprache genderneutral sein.

Dass die Polizei der Community diese Ansprechpersonen überhaupt anbietet, ist doch ein total gutes und wichtiges Zeichen. Nicht nur, dass wir als Polizei überhaupt so weit sind. Es zeigt auch, wie wichtig wir den Anspruch der Community auf Sicherheit nehmen. Wir als Ansprechpersonen sind dabei das Bindeglied.

Das war ja nicht immer so.

Richtig. Der Christopher Street Day ist ja als Protest gegen Polizeirazzien in einer queeren Bar entstanden. Auch die Polizei Hamburg hat bis in die 80er-Jahre gezielt Treffpunkte von homosexuellen Männern aufgesucht, überprüft und in sogenannten Rosa Listen erfasst. Heute ist die Situation zum Glück gänzlich anders. Die Ansprechpersonen gibt es seit 1996, damals aber nur im Nebenamt.

Seit 2016 gibt es zwei hauptamtliche Stellen. Bereits damals ging es uns darum, Vertrauen in die Polizei zu schaffen und so dafür zu sorgen, dass Straftaten gegen die sexuelle Orientierung oder die geschlechtliche Identität angezeigt werden. Da war die Dunkelziffer sehr hoch – und sie ist es auch heute noch. Daran arbeiten wir. Die Initiative ging sowohl von der Community aus als auch von der Polizei.

Auch von der Polizei?

Durchaus. Beide haben den Bedarf gesehen. Die Community hat Ansprechpersonen gesucht, denen sie sich anvertrauen kann. Es ist für einige immer noch eine große Hürde, sich mit einem Thema an die Polizei zu wenden, bei dem es um die sexuelle Orientierung oder geschlechtliche Identität geht.

Das kann Schamgefühl sein, das kann aber auch ein Outing sein, was damit verbunden sein könnte. Wir von der Polizei wollten aber auch mit der Community besser zusammenarbeiten. Das war damals eine Idee unseres Polizeipräsidenten.

Es soll Menschen geben, die das Thema Homosexualität im Polizeiapparat schwierig finden. Ist das ein Vorurteil?

Absolut. Von Außenstehenden werde ich manchmal schon noch gefragt, wie ich als schwuler Mann bei der Polizei arbeiten kann.

Was sagen Sie dann?

Dass das wunderbar geht. Wir verstehen uns als moderne und bunte Großstadtpolizei. Bei uns werden mittlerweile 81 Sprachen gesprochen und hier muss sich auch niemand wegen seiner Sexualität verstecken.

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Am kommenden Samstag beim CSD, was machen Sie da?

Wir sind auf dem Straßenfest mit einem Infostand vertreten. Dort stellen wir uns und unsere Arbeit vor. Alle Menschen, die mit uns in den Dialog kommen wollen, sind herzlich willkommen.

Ihre Stelle bei der Polizei ist ja schon etwas Besonderes. Wie sind Sie dazu gekommen?

Ich bin ausgebildeter und studierter Polizeibeamter. Ich mache das seit 27 Jahren und als die Stelle ausgeschrieben war, habe ich mich darauf beworben. Ganz unspektakulär also.

Hamburg gilt als liberale Stadt. Ist es aus Ihrer Sicht noch gefährlich, beim CSD mitzulaufen?

Nein, ist es nicht. Der CSD ist nicht nur eine Party, sondern er ist vor allem eine Demonstration und steht somit unter dem besonderen Schutz des Grundgesetzes. Es geht hier um politische Meinungskundgabe und das ist ganz wichtig.

Aufgabe der Polizei ist dabei insbesondere die Gewährleistung sowohl eines störungsfreien Verlaufs als auch der Sicherheit der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Am Samstag werden wir daher wieder mit zahlreichen Beamtinnen und Beamten, auch von der Bereitschaftspolizei, in der Innenstadt im Einsatz sein.

Verwendete Quellen
  • Persönliches Interview
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