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Cold Case im Landkreis Celle: Verdächtiger im Mordfall Frederike ist wieder frei


Verdächtiger im Mordfall Frederike ist wieder frei

Von dpa
Aktualisiert am 16.07.2022Lesedauer: 3 Min.
Hans von Möhlmann mit Foto seiner 1981 ermordeten Tochter Frederike: Der Verdächtige ist wieder auf freiem Fuß.Vergrößern des BildesHans von Möhlmann mit dem Foto seiner 1981 ermordeten Tochter Frederike: Der Verdächtige ist wieder auf freiem Fuß. (Quelle: Hauke-Christian Dittrich)
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Vergewaltigt und erstochen: Der Mann, der die 17-jährige Frederike in den 80ern getötet haben soll, ist wieder frei. Das Vorgehen ist umstritten.

Dass mutmaßliche Schwerstverbrecher trotz Freispruchs neuerdings ein zweites Mal vor Gericht gestellt werden können, ist hochumstritten – jetzt hat das Bundesverfassungsgericht die vorübergehende Freilassung eines Mordverdächtigen angeordnet. Es geht um den Mann, der im Verdacht steht, im Jahr 1981 die damals 17-jährige Frederike im Landkreis Celle vergewaltigt und ermordet zu haben.

Die Karlsruher Richterinnen und Richter gaben einem Eilantrag des seit Monaten in Untersuchungshaft sitzenden Mannes teilweise statt, wie sie am Samstag mitteilten. Ob die Neuregelung verfassungskonform ist, sei offen und müsse erst geprüft werden. Deshalb kommt der Verdächtige im Mordfall Frederike unter Auflagen frei, bis über seine eigentliche Verfassungsbeschwerde entschieden ist.

1983 war er mangels Beweisen freigesprochen worden. Nach einer neueren Untersuchung von DNA-Spuren könnte er aber der Täter sein. Im Februar wurde er erneut verhaftet, im August sollte am Landgericht Verden der Prozess beginnen. Grundlage ist eine umstrittene Änderung der Strafprozessordnung, die kurz vor dem Jahreswechsel in Kraft trat.

Mord im Landkreis Celle: Verdächtiger seit Freitag aus U-Haft entlassen

Eine Sprecherin des Landgerichts sagte auf Anfrage, der Mann sei bereits am Freitag aus der U-Haft entlassen worden. Was aus dem Prozess wird, war zunächst unklar. Die Karlsruher Eilentscheidung bezieht sich ausschließlich auf die U-Haft.

Die von Anfang an umstrittene Reform von Paragraf 362 der Strafprozessordnung war noch von der schwarz-roten Koalition auf den Weg gebracht worden. Vorher war es nur in eng begrenzten Fällen möglich, ein rechtskräftig abgeschlossenes Verfahren zuungunsten des Angeklagten noch einmal aufzurollen – etwa wenn er ein Geständnis ablegt. Seit Ende 2021 geht das auch, wenn "neue Tatsachen oder Beweismittel" auftauchen. Die Regelung ist aber auf schwerste Verbrechen wie Mord oder Völkermord beschränkt, die nicht verjähren.

Kritiker sehen den zentralen Grundsatz des Strafrechts verletzt, dass niemand wegen derselben Tat zwei Mal verfolgt werden darf. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hatte das Gesetz zwar unterzeichnet. Er regte aber gleichzeitig wegen der verfassungsrechtlichen Bedenken eine erneute Prüfung im Bundestag an.

Erst lebenslang verurteilt, dann freigesprochen

Frederikes Familie hatte jahrelang um die Neuregelung gekämpft. Die Jugendliche war damals auf dem Heimweg von einer Chorprobe als Anhalterin in ein Auto gestiegen. Der Mordverdächtige war 1982 in einem ersten Prozess zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Nach seiner erfolgreichen Revision beim Bundesgerichtshof (BGH) endete ein zweites Verfahren dann mit dem Freispruch. Erst 30 Jahre später brachte ein molekulargenetisches Gutachten des Landeskriminalamts Niedersachsen wieder Bewegung in den Fall.

Am Verfassungsgericht war die Freilassung des Mannes umstritten. Nur fünf der acht Richterinnen und Richter des Zweiten Senats stimmten dafür, den Haftbefehl außer Vollzug zu setzen. Am Ende setzte sich die Ansicht durch, dass dem Betroffenen sonst "erhebliche und irreversible Nachteile" drohten: Sollte sich herausstellen, dass Paragraf 362 verfassungswidrig ist, säße er womöglich viele Monate zu Unrecht im Gefängnis.

Angesichts der Schwere des Vorwurfs tragen die Richter aber auch "dem staatlichen Interesse an einer effektiven Strafverfolgung Rechnung". So sollen Auflagen sicherstellen, dass der Mann sich nicht absetzen kann. Er muss Ausweis und Pass abgeben, sich regelmäßig bei der Staatsanwaltschaft melden und darf die Stadt nicht ohne Erlaubnis verlassen. Die Anordnung gilt für höchstens sechs Monate.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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