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Hannovers Staatsoper beurlaubt Ballettchef: Das geschieht ihm recht


Hundekot-Schmierer
Jetzt bekommt er, was er verdient

  • Patrick Schiller ist t-online Regio Redakteur in Hannover.
MeinungVon Patrick Schiller

Aktualisiert am 13.02.2023Lesedauer: 2 Min.
Meinung
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urn:newsml:dpa.com:20090101:230213-99-580412Vergrößern des Bildes
Marco Goecke, Ballettdirektor der Staatsoper Hannover, im Foyer der Staatsoper (Archivbild): Hier soll der erfolgreiche Choreograf einer Kritikerin Hundekot ins Gesicht geschmiert haben. (Quelle: Christophe Gateau/dpa)

Schock in der Staatsoper Hannover: Der renommierte Choreograf Marco Goecke sorgt für Aufruhr. Dass die Verantwortlichen ein Zeichen gesetzt haben, ist richtig und wichtig.

Marco Goeckes Wirken war bisher beispiellos: Der "Choreograf des Jahres 2021" und amtierende Träger des deutschen Tanzpreises galt als Erneuerer des deutschen Balletts. Er war Hauschoreograf im Scapino Ballet Rotterdam und ist es noch im Nederlands Dans Theater in Den Haag. Mit seinem Antritt als Ballettchef an der Staatsoper Hannover in der Spielzeit 2019/2020 hat er seinen weltweit gefragten Stil in die niedersächsische Landeshauptstadt gebracht. Beispiellos ist auch, was sich am Samstagabend im Foyer des Opernhauses in Hannover abgespielt haben soll – und bestürzend.

Während der ersten Pause der Premiere seines Stücks "Glaube – Liebe – Hoffnung" soll Goecke vor zahlreichen Besuchern die Tanzkritikerin Wiebke Hüster der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ) auf erniedrigende Weise attackiert haben. Am selben Tag war ihr Verriss eines weiteren Goecke-Werkes erschienen. Der 50-Jährige soll gezielt auf die Journalistin zugegangen sein und ihr nach einer Standpauke den Inhalt eines Hundekotbeutels ins Gesicht geschmiert haben.

Nachdem die Polizei Hannover Ermittlungen wegen Beleidigungen und vorsätzlicher Körperverletzung eingeleitet hatte, hat nun auch die Staatsoper Hannover reagiert: Goecke wurde folgerichtig suspendiert.

Denn: Er hat die Würde einer Journalistin und vor allem eines Menschen in aller Öffentlichkeit zutiefst verletzt. Dieser Mann ist unberechenbar – und ein gefährliches Beispiel.

Kritik: Immer. Erniedrigung: Niemals.

Zugegeben: Rezensionen sind nicht immer fair. Sie zeigen einen subjektiven Eindruck des jeweiligen Journalisten zu einem Buch, einem Film oder eben einem Ballettstück. Rezensionen können voreingenommen formuliert, überspitzt und damit härter sein als eigentlich erforderlich. Hinter den kritisierten Werken stecken zumeist viele Stunden Arbeit, Ehrgeiz, Herzblut und Selbstaufgabe. Doch selbst wenn das Stück vom Kritiker zerrissen wird, darf das niemals ein Grund sein, Journalisten anzugreifen oder auf schlimmste Art und Weise zu erniedrigen. Man greift dann nicht nur den Kritiker selbst an, sondern auch die Pressefreiheit insgesamt.

Dass Berichterstattung auf Widerstand stoßen kann, daran sind Journalisten gewöhnt. In jeder Bandbreite. Kritik ist notwendig und wertvoll – solange sie maßvoll, respektvoll und im besten Fall konstruktiv vorgetragen wird.

Doch in einzelnen Fällen, gerade bei Demonstrationen in gewissen Milieus, erfahren manche Kollegen mittlerweile viel zu oft Gewalt. Die Rangliste der Pressefreiheit 2022 von Reporter ohne Grenzen (RSF) belegt das: Deutschland liegt mittlerweile nur noch auf Platz 16.

Wie müssen jetzt die Konsequenzen aussehen?

Mit der Suspendierung hat die Staatsoper Hannover unverzüglich reagiert: "Jetzt wird’s darum gehen, wie eventuell auch weitere Konsequenzen aussehen müssen." Zudem hat die Polizei Ermittlungen gegen Goecke eingeleitet, wie eine Polizeisprecherin am Montag auf t-online-Nachfrage bestätigte. Die Reaktion stellt klar, dass solch ein Verhalten inakzeptabel und unentschuldbar ist.

In jedem Fall dürfte es für Goecke auch nach einer Entlassung schwierig werden, noch mal Verantwortung in einer öffentlichen Einrichtung tragen zu dürfen. Welcher Künstler würde schon freiwillig mit ihm zusammenarbeiten wollen? Welcher Verantwortliche ihn nach dieser Eskalation einstellen? Welcher Theaterkritiker sich seiner Werke annehmen, ohne Angriffe fürchten zu müssen? Und ohne Werbung läuft auch im Ballett nichts.

Aber das ist alleine der Verdienst seines "Scheißhaufens".

Verwendete Quellen
  • faz.net "Für die Fische"
  • faz.net: "Eklat: Ballettchef beschmiert Kritikerin mit Hundekot"
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