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Tödliches Reit-Unglück in Hannover: Peta fordert Ende des Galoppsports


Tödliches Unglück in Hannover
Tierschützer schießen gegen Rennveranstalter – Verein wehrt sich

Von t-online, pas, stk

25.08.2023Lesedauer: 3 Min.
imago images 1033610759Vergrößern des BildesPferde bei einem Wettkampf auf einer Galopprennbahn (Symbolfoto): Erst Ende Mai war in Hannover-Langenhagen ein Tier gestorben, vor wenigen Tage das nächste. (Quelle: IMAGO/Foto: Stephanie Gruttmann/galoppfoto.de)
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Ein Pferd stirbt nach einem Unfall in Hannover-Langenhagen. Tierrechtler erstatten Anzeige gegen den Reiter. Der zuständige Verein wehrt sich.

Latendo ist tot. Das Rennpferd hatte sich am vergangenen Sonntag auf der Galopprennbahn in Hannover-Langenhagen eine schwere Verletzung zugezogen, kurz darauf musste der vier Jahre alte Hengst eingeschläfert werden. Es ist nicht der erste Fall, der die Rennen überschattet, bereits im Mai war ein Tier gestorben. Es hatte einen Herzinfarkt erlitten.

Wie eine Sprecherin des Hannoverschen Rennvereins auf Nachfrage von t-online mitteilte, hatte sich das Pferd eine Fesselbeinfraktur am linken Hinterlauf zugezogen. Wäre der Tod des Pferdes nicht schon schlimm genug, könnten nun auch strafrechtliche Konsequenzen auf den Reiter des Tieres zukommen. Die Organisation Peta hatte eine Strafanzeige gegen diesen angekündigt. Gegen einen weiteren Reiter, der ein Pferd mehrfach mit einer Peitsche geschlagen haben soll, sei bereits Anzeige erstattet worden. Das teilte eine Peta-Sprecherin mit.

Nun reagiert der Hannoversche Reitverein und geht ausführlich auf die Vorwürfe ein. Latendos Reiter sei "kein Fehlverhalten" vorzuwerfen, sagte Sprecherin Kira Kaschek. "Nach zugezogener Verletzung bemühte er sich umgehend darum, das Pferd anzuhalten, um eine sofortige Versorgung durch die anwesenden Veterinäre zu ermöglichen", teilte Kaschek weiter mit. Der Fall liege aktuell zur weiteren Klärung dem Deutschen Galopp e.V. vor.

Peitschenhiebe für "unnatürliche Höchstleistung"?

Grundsätzlich sei man für "konstruktive Kritik sehr dankbar", diese müsste sich jedoch "jenseits von Pauschalisierungen" bewegen. Es gebe immer Dinge zu verbessern, auch deshalb habe man in der Vergangenheit "diverse Einladungen" an Peta versandt und die Tierschutzorganisation zu Rennvereinen und dem Dachverband Deutscher Galopp eingeladen. Die Einladungen seien "bisher jedoch gänzlich unberücksichtigt" geblieben. Auch wenn erfahrungsgemäß die meisten Anzeigen gegen Rennreiter vor Zivilgerichten abgewiesen werden und auch in der Vergangenheit abgewiesen wurden, nehme man jede Anzeige ernst und prüfe diese.

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Peta hatte in einer Mitteilung scharfe Kritik am Umgang mit den Pferden geäußert. Die Tierschützer werfen den Veranstaltern solcher Rennen vor, die Tiere grundsätzlich für Unterhaltungszwecke auszubeuten. Insbesondere kritisiere Peta die wiederholten Peitschenhiebe, die die Tiere antreiben sollen.

Laut den Tierschützern würden die Pferde "zu unnatürlichen Höchstleistungen gezwungen", die mit einem deutlich erhöhten Risiko einhergingen, dass die Tiere tödliche Stürze erleiden würden. Zwischen 2015 und 2019 starben den Angaben nach 50 Pferde auf deutschen Rennbahnen.

17 tote Pferde in drei Jahren

Zu diesen Zahlen äußerte sich der Hannoversche Rennverein zwar nicht, dafür jedoch zu Unfällen in den Jahren 2020, 2021 und 2022. Demnach traten in den genannten Jahren bei 2.844 Rennen insgesamt 25.664 Vollblüter an. In Summe seien dabei 17 Pferde gestorben, was einen Anteil von 0,067 Prozent ergebe.

Unfälle ließen sich nicht immer vermeiden, auch sei jeder Unfall tragisch. Die Sprecherin versicherte jedoch: "Die Pferde sind unsere Partner und ihr Schutz und Wohlergehen haben für alle Aktiven im Rennsport oberste Priorität."

Um die Tiere zu schützen, würde der Galopprennsport jährlich "einen beachtlichen Betrag" in diesen Bereich investieren. Hinzukämen der Sprecherin zufolge unangekündigte Trainingskontrollen, Gutachten zu Haltungsbedingungen sowie Rennbahnprüfungen. Darüber hinaus verfolge der Galopprennsport seit langem eine sogenannte Nulllösung. "Ein Pferd, das unter dem Einfluss von Medikamenten oder dopingrelevanten Substanzen steht, ist nicht zum Rennen zugelassen", erklärte Kaschek dazu.

"Der Aufschrei wäre groß"

Ansporn aller Bemühungen seien die Vollblutpferde, "eine beeindruckende, edle Rasse: früh entwickelt, intelligent, sehr aufnahmefähig und leistungswillig", sagte Kaschek.

Die Tierschützer der Organisation Peta hingegen fordern ein generelles Verbot des Rennsports. "Es kann nicht sein, dass weiterhin jede Woche Pferde auf deutschen Rennbahnen gepeitscht und gequält werden. Würde jemand einen Hund so misshandeln, wäre der Aufschrei groß." Bei Pferden werde "die Tierquälerei jedoch selbst von vermeintlichen Pferdefreunden schweigend gebilligt", so Monic Moll, Fachreferentin bei Peta. Pferde seien kein Sportgerät, "ihre Ausbeutung gehört abgeschafft".

Verwendete Quellen
  • Schriftliche Anfrage an den Hannoverschen Rennverein
  • Mitteilung von Peta (per Mail)
  • Eigene Recherche
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