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Köln feiert Karneval mit Überraschungskonzerten auf der Straße


Karneval trotz Krise
Ossendorf feiert Karneval mit Überraschungskonzerten

Von Florian Eßer

14.02.2021Lesedauer: 4 Min.
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Die Musiker JP Weber und Michael Knipprath sorgten mit der richtigen Musik für karnevalistische Stimmung: Mit den Überraschungskonzerten können sie trotz Corona Karneval feiern.Vergrößern des Bildes
Die Musiker JP Weber und Michael Knipprath sorgten mit der richtigen Musik für karnevalistische Stimmung: Mit den Überraschungskonzerten können sie trotz Corona Karneval feiern. (Quelle: Florian Eßer/T-Online-bilder)

Die Session 2021 ist eine besondere – trotzdem lassen sich die Kölner nicht unterkriegen. In Ossendorf haben die Jecken mit Überraschungskonzerten auf der Straße Corona-konform gefeiert.

Nichts ist dem Kölner neben dem FC so wichtig wie der Karneval: Das gemeinsame Begehen des Brauchtums, das in der Woche von Weiberfastnacht bis Aschermittwoch seinen Höhepunkt findet, ist für viele Domstädter das Jahreshighlight schlechthin.

In Zeiten der Corona-Pandemie allerdings können weder Sitzungen noch Umzüge stattfinden, selbst die Kölschkneipen haben geschlossen. In Ossendorf aber zeigte der Verein "Löstige Fastelovendsfründe" am Samstag, dass Karneval auch in Zeiten der Krise funktionieren kann.

Traditionell findet am Karnevalssamstag der Ossendorfer Veedelzoch statt, der seit 1979 vom Verein der Löstigen Fastelovendsfründe organsiert wird. Alljährlich nehmen an dem Zug rund 25 Gruppen mit etwa 700 Teilnehmern teil, die ausgehend von der Rochusstraße durch das Veedel ziehen und Kamelle an die Kostümierten verteilen. Im Viertel ist der Umzug über die Zeit zu einer festen Institution geworden – in diesem Jahr aber mussten die Ossenforder auf ihren Veedelszoch verzichten. Denn in Zeiten der Corona-Pandemie müssen auch die schönsten Traditionen pausieren – statt kunterbunt und jeck fällt die liebste Jahreszeit der Kölner in dieser Session eher mau aus: Mundschutz statt Pappnase, Kontaktverbot statt Kölsch und Schunkeln.

"Wir wollen den Karneval nach Hause bringen"

Nun liegt es aber im Naturell der Ossendorfer, die Dinge nicht einfach tatenlos hinzunehmen. In dem altkölschen Veedel macht man entgegen aller Widrigkeiten das Beste aus dem, was man hat – und das gilt auch für den diesjährigen Karneval. Statt die Narrenkappe vollends an den Nagel zu hängen, wurden die Löstigen Fastelovendsfründe Köln-Ossendorf kreativ.

Die Vereinsmitglieder Egbert Kapischke und Udo Hanselmann organisierten unter dem Motto “Fenster auf!” kleine Open-Air-Konzerte, um unter den Ossendorfern doch noch ein wenig karnevalistische Stimmung zu verbreiten: “Wir wollen den Leuten den Karneval nach Hause bringen”, erklärt Udo Hanselmann, “wenn auch nur kurz sollen sie den Fastelovend unmittelbar erleben können.”

Überraschungskonzerte für die Nachbarschaft

Für diesen Zweck konnten Kapischke und Hanselmann die beiden Kölner Musiker JP Weber an der Flitsch und Michael Knipprath an der Quetsch gewinnen: Gemeinsam mit den Künstlern steuerte der Verein fünf Punkte des regulären Zugweges in Ossendorf und Bickendorf an, um die Nachbarschaft mit einer kleinen musikalischen Einlage zu überraschen. Die Standorte der Konzerte durften im Vorfeld nämlich nicht bekannt gegeben werden, um Menschenansammlungen zu vermeiden und so der Corona-Schutzverordnung gerecht zu werden.

Aus diesem Grund war auch der zeitliche Umfang der Konzerte begrenzt: Weber und Knipprath spielten jeweils eine Viertelstunde und machten sich danach auf den Weg zur nächsten Station. Im Repertoire hatten die beiden Musiker dabei neue Karnevalslieder und alte Klassiker – wie etwa das Bläck Fööss-Stück “En unserem Veedel”, das 30 Jahre nach seiner Veröffentlichung so aktuell ist wie nie zuvor – und geradezu zur Hymne des Karnevals in der Corona-Krise geworden ist: “He hält m'r zosamme / Ejal, wat och passeet / In uns'rem Veedel.”

Ossendorf ist begeistert

Und wie wichtig der Zusammenhalt im Veedel gerade in der jetzigen Situation ist, wurde auch in Ossendorf noch einmal deutlich: Nachdem Weber und Knipprath die ersten Töne anstimmten, traten immer mehr Menschen an ihre Fenster und in ihre Vorgärten, um dem jecken Treiben vor ihrer Haustür zu lauschen, manche sogar kostümiert. So wie eine Gruppe dreier Damen, die in diesem Jahr selbst den üblichen Zugweg ablaufen wollten und dabei auf die Aktion der Löstigen Fastelovendsfründe stießen: "Der Ossendorfer Zug ist ja mit der kleinste Veedelszoch Kölns", erklärt eine von ihnen, "aber wir waren trotzdem jedes Jahr dabei – und das dann hier so eine Aktion stattfindet ist natürlich super. Wir sind begeistert!"

Hoffnung auf ein normale Session 2022

Parallel zu den Fensterkonzerten veröffentlichten die Löstigen Fastelovendsfründe ein Video auf ihrer Facebookseite, das sie aus alten Foto- und Videoaufnahmen der vergangen Veedelszüge zusammenschnitten: “Wir merken, wie sehr den Menschen der Karneval dann doch fehlt”, erzählt Organisator Egbert Kapischke, “deswegen wollen wir das Brauchtum gerade in diesen Zeiten aufrechterhalten.”

Auch Christoph Kloos, der Präsident des Löstige Fastelovendsfründe e.V., betonte die Wichtigkeit des Karnevals für die Kölner: "Wir versuchen alle Möglichkeiten, die wir haben, zu nutzen, um Freude ins Veedel zu bringen. Wir wurden oft von Leuten angesprochen, die traurig darüber waren, dass der Zug ausfallen muss, da wollten wir etwas tun." Schließlich setze der Verein mit einer solche Aktion auch ein Zeichen dafür, dass die Menschen ihre Hoffnung nicht verlieren dürfen – die Hoffnung auf Normalität und auch die Hoffnung darauf, im nächsten Jahr wieder einen gemeinsamen Veedelzoch erleben zu können.

Diese Hoffnung spiegelt sich auch im diesjährigen Orden des Karnevalsverein wieder: Er zeigt das Ossendorfer Wahrzeichen, die Dienstmagd Schnüsse Tring, die das Corona-Virus mit einem gezielten Tritt verschwinden lässt. Kämpferisch und guter Dinge feierte man in Ossendorf so auch in diesem Jahr den Karneval. Trotz, oder gerade wegen der Krise.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
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