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Kardinal Woelki bietet Papst Amtsrücktritt als Erzbischof an: Eine Zumutung?


Kardinal Woelki bietet Rücktritt an
Eine Zumutung?

Von dpa, afp, t-online, mam

Aktualisiert am 02.03.2022Lesedauer: 3 Min.
Rainer Maria Kardinal Woelki (Archivbild): Woelki will trotz Widerstands der Gläubigen und Gremien wieder in sein Amt treten.Vergrößern des BildesRainer Maria Kardinal Woelki (Archivbild): Woelki will trotz Widerstands der Gläubigen und Gremien wieder in sein Amt treten. (Quelle: C. Hardt/Future Image/imago-images-bilder)
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Rainer Maria

Der umstrittene Kölner Erzbischof Kardinal Woelki hat dem Papst während seiner geistlichen Auszeit seinen Amtsverzicht angeboten. Papst Franziskus werde darüber zu gegebener Zeit entscheiden, erklärte das Erzbistum am Mittwoch. Zugleich ordnete der Papst demnach an, dass Woelki seinen Dienst in Köln wie geplant wieder aufnimmt, womit der Erzbischof sein Amt zunächst weiter ausübt.

"Immer und immer wieder habe ich in den vergangenen Monaten – betend und arbeitend – mein Handeln und die Situation in unserem Erzbistum reflektiert und meditiert", erklärte Woelki in einem zeitgleich veröffentlichten Brief an die Gläubigen zum Aschermittwoch. Bezüglich seines angebotenen Amtsverzichts sei der Papst frei zu entscheiden, "was dem Wohl der Kirche von Köln am meisten dient". Die Gläubigen bat Woelki in der Zwischenzeit um Geduld und darum, ihm "noch eine Chance zu geben".

Nach Kritik an seiner Kommunikation bei der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals im größten deutschen Bistum hatte sich Woelki im September die Auszeit genommen, obwohl er in einem juristischen Gutachten persönlich entlastet worden war. Während seiner Abwesenheit wurde die Hoffnung laut, dass der Kardinal womöglich nicht zurückkehrt und sich damit die Situation entspannt.

Woelki sagte Messe in Köln ab

Dennoch will er zunächst in sein Amt zurückkehren, wie aus einer Mitteilung an Mitarbeiter des Erzbistums Köln hervorgeht. Ursprünglich plante Woelki, am Mittwochvormittag eine Messe im Kölner Dom zu zelebrieren, den traditionellen "Aschermittwoch der Künstler". Am vergangenen Montag aber sagte er den Termin ab.

Er wolle nicht, dass dieses Ereignis "von den aktuellen kirchenpolitischen Spannungen überschattet" werde, teilte das Erzbistum mit. Allerdings hatten wohl auch die Künstler signalisiert, nicht mit Woelki auftreten zu wollen.

Köln: Woelki brachte Gremien mit Alleingängen gegen sich auf

Papst Franziskus hatte Woelki im September in eine fünfmonatige Auszeit geschickt, nachdem er ihm "große Fehler" vorgeworfen hatte. Was sich der Vatikan von dieser Auszeit versprochen hat, ist unklar. Woelki hatte 2020 eine Vertrauenskrise ausgelöst, als er sich entschied, ein Gutachten der Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl zum Umgang von Bistumsverantwortlichen mit Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs nicht zu veröffentlichen. Er führte rechtliche Gründe an. So waren bei der Staatsanwaltschaft Köln mehrere Strafanzeigen im Zusammenhang mit dem wegen sexuellen Missbrauchs verurteilten Kölner Priester Hans Bernhard U. eingegangen (Mehr dazu lesen Sie hier.)

Danach verschlechterte sich das Verhältnis zwischen Woelki und den Gremien des Erzbistums immer weiter. Dies hatte nicht nur mit Woelkis sehr konservativer Grundeinstellung zu tun – den derzeitigen Reformprozess in der katholischen Kirche, den Synodalen Weg, lehnt er ab – sondern vor allem auch mit seiner schroffen und misstrauischen Art.

Mit Alleingängen in wichtigen Fragen brachte Woelki nicht nur reformorientierte Bischöfe, Dechanten (Regionalchefs) und Pfarrer gegen sich auf, sondern auch eher konservativ eingestellte. Vielfach heißt es, dass mit ihm einfach keine Zusammenarbeit möglich sei. Alle Gremien des Erzbistums haben mehr oder weniger deutlich signalisiert, dass sie sich eine Zukunft mit Woelki nicht mehr vorstellen können.

Kirchenrechtler: Gläubigen wird weitere Hängepartie zugemutet

Der Kirchenrechtler Thomas Schüller sieht Woelki nun als "Erzbischof auf Probe beziehungsweise auf Abruf". Schüller sagte der Deutschen Presse-Agentur, der damit entstandene Schwebezustand sei im Grunde eine "Zumutung für Woelki, denn er muss etwas liefern, was er nicht leisten kann: Dialogfähigkeit, Gabe der Versöhnung und die Bitte um Vergebung, die ihm die Gläubigen abnehmen können".

Aber auch den Gläubigen werde wieder eine weitere Hängepartie zugemutet. "Wie viel Zeit wird sich der immer zögerliche und zaudernde Papst Franziskus eigentlich noch nehmen wollen, um endlich zu erkennen, dass die Scheidung auf Katholisch im Erzbistum Köln zwischen Kardinal und Gläubigen unausweichlich ist?"

Kirchenaustritte steigen an

Auch die Zahlen an Kirchenaustritten zeigen, dass Woelki das Vertrauen der Gläubigen verloren hat: Wie eine Anfrage von t-online an das Amtsgericht Köln zeigt, war die Zahl der Kirchenaustritte in Köln zuletzt rasant in die Höhe geschnellt. Demnach seien im vierten Quartal mehr als 4.000 Rücktritte verzeichnet worden. Einer Forsa-Umfrage im Auftrag des "Kölner Stadt-Anzeigers" zufolge wollen 92 Prozent der Katholiken im Erzbistum, dass Woelki zurücktritt. 82 Prozent meinen, dass der Papst ihn absetzen müsste.

Die Reformbewegung Maria 2.0 hatte angesichts der Rückkehr Woelkis einen tiefgreifenden Wandel in der katholischen Kirche gefordert. Woelki komme zurück "gegen jeden Wunsch", sagte Sprecherin Maria Mesrian am Mittwoch dem Sender WDR5. Man halte davon nicht viel.

Es gehe aber nicht nur um eine Person, sondern es gehe um ein System. Die Kirche habe eine Struktur, die keine Machtkontrolle kenne, die willkürlich handle. "Deshalb muss dieses System kontrolliert werden", sagte Mesrian.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen dpa, AFP
  • Anfrage an das Amtsgericht Köln
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