Tim Lobinger ist tot: "Das Leben ist zu schön, um aufzugeben"

Stabhochsprung-Welt- und Europameister Tim Lobinger verlor mit 50 Jahren den Kampf gegen Blutkrebs. Einer Stadt geht damit ein "Leuchtturm" verloren.

Nur 66 Kilogramm wog der 1,90 Meter große Weltklasseathlet Tim Lobinger kurz vor seinem Tod. Am Donnerstag verstarb das Ausnahmetalent in einem Münchner Krankenhaus nach langer Krankheit.

Der bayerischen Landeshauptstadt gehe dadurch ein "Leuchtturm" verloren, der den Stabhochsprung einst nach Bayern holte. Das sagt Dietrich Mauersberg von der Leichtathletikgemeinschaft Stadtwerke München – seinem ehemaligen Verein.

Lobinger machte Stabhochsprung in München bekannt

"Tim Lobinger ist immer das Aushängeschild für unseren Verein gewesen", sagt Mauersberg im Gespräch mit t-online. 2007 sei der Athlet nach München gekommen – zusammen mit den Stabhochsprung-Profis Fabian Schulze und Malte Mohr. "Lobinger wollte die Sportart aus dem Schatten holen und daraus einen Höhepunkt zu machen."

Für den Münchner Verein sei der Sportstar ein "Leuchtturm" gewesen. Dabei sei Lobinger stets bodenständig geblieben – sofern er gerade nicht beim Springen durch die Luft flog. Er habe oft mit Fans gesprochen und Autogramme unterschrieben. Ab und zu habe er sogar anderen Stabhochspringern im Münchner Olympiastadion Ratschläge gegeben.

1997 knackte Tim Lobinger als erster Deutscher die 6-Meter-Marke. Bei der Europameisterschaft 2002 in München holte er Bronze. Zehn Jahre später sprang er beim Event "Jump and Fly" auf dem Odeonsplatz vor 5.000 Zuschauern über die Latte. "Er hat die LG Stadtwerke München bekannt gemacht", sagt Mauersberg.

Langer Kampf gegen Krebserkrankung

Im März 2017 wurde bei dem damals 44-Jährigen ein Multiples Myelom diagnostiziert, eine besonders aggressive Form der Leukämie. Auch um ein Zeichen zu setzen, wie wichtig der gemeinsame Kampf gegen den Blutkrebs ist, machte Lobinger seine Erkrankung kurz darauf öffentlich. Es folgten vier Chemotherapien, eine Stammzelltransplantation und eine weitere Chemotherapie.

Die Hoffnung, dass der Krebs endgültig besiegt ist, erfüllte sich leider nicht. Im Frühjahr 2018 wurden erneut Krebszellen in seinem Körper entdeckt. Nach weiteren Behandlungen war Lobinger zunächst wieder krebszellenfrei. "Das Leben ist einfach zu schön – es gibt keinen Grund, aufzugeben", sagte der Sportler damals.

Doch im März 2022 folgte der erneute Rückschlag. In einem Interview mit "Bild" sagte er, dass es laut seinen Ärzten keine Aussicht auf Heilung gebe.

Nur 50 Jahre alt geworden

Als Botschafter der José Carreras Leukämie-Stiftung in München hat sich Tim Lobinger für den Kampf gegen Leukämie engagiert. Dabei hätte er dazu beigetragen, Leid zu lindern und Leben zu retten, wie es in einer Pressemitteilung der Stiftung heißt. "Es ist tragisch, dass diese Krankheit ihn jetzt viel zu früh aus dem Leben gerissen hat", erklärt Dr. Ulrike Serini, die Geschäftsführerin der Stiftung. "Wir wussten seit langem, dass es Tim Lobinger immer schlechter ging, hatten aber bis zuletzt gehofft."

Tim Lobinger verstarb am 16. Februar im Alter von 50 Jahren in München. Er hinterlässt drei Kinder und ein Enkelkind.