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Rosenheim: Tuningtreffen der Szene aus München mit 3.000 Personen eskaliert


Schwere Anschuldigungen
Polizeigewalt? Tuningtreffen mit 3.000 Personen eskaliert

  • Sven Sartison
Von Sven Sartison

18.12.2023Lesedauer: 3 Min.
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Autoliebhaber haben sich auf einem Parkplatz getroffen (Symbolbild): Nach den Vorfällen in Rosenheim schieben sich die Szene und die Polizei gegenseitig die Schuld zu.Vergrößern des Bildes
Autoliebhaber haben sich auf einem Parkplatz getroffen (Symbolbild): Nach den Vorfällen in Rosenheim schieben sich die Szene und die Polizei gegenseitig die Schuld zu. (Quelle: IMAGO / 7aktuell)

Die Münchner Tuningszene veranstaltet ein Treffen in Rosenheim. Das bleibt auch der Polizei nicht verborgen. Vor Ort kommt es zu schweren Ausschreitungen.

Gänzlich unbemerkt von der breiten Masse hat sich in München eine große Tuningszene entwickelt. Immer wieder ist es in den vergangenen Monaten zu größeren Treffen von Autoliebhabern rund um die bayerische Landeshauptstadt gekommen. Oftmals initiiert von der Gruppe "blacklist089". Zuletzt hatten sich am Samstagabend in Rosenheim bis zu 3.000 Personen mit mehreren Hundert Fahrzeugen getroffen. Friedlich, wie die Organisatoren auf Instagram beteuern. Ganz anders sieht es hingegen die Polizei.

Die löste das Treffen auf dem Parkplatz eines Shoppingzentrums auf dem sogenannten Aicher-Gelände auf, stellte Fahrzeuge sicher und leitete Ermittlungsverfahren ein. Gegen neun Personen wegen des Zündens von illegaler Pyrotechnik, gegen einen Mann wegen gefährlicher Körperverletzung. Zwei Beamte waren nach Angaben der zuständigen Polizeiinspektion Rosenheim mit Knalltraumata durch gezündetes Feuerwerkskörper verletzt worden.

Pyrotechnik und Böller seien auf die Polizisten geworfen worden, sagte der Erste Polizeihauptkommissar Robert Maurer auf Nachfrage von t-online, zudem habe bei dem Treffen jemand mit einer Schreckschusswaffe in die Luft geschossen. "Mit Friedlichkeit hatte das nichts zu tun." Die Aggressionen seien ganz klar vonseiten der Tuningszene ausgegangen.

Junge Frau soll sich den Knöchel gebrochen haben

Die widerspricht den Darstellungen der Polizei allerdings deutlich. Auf dem Instagram-Account von "blacklist089", dem über 36.000 User folgen, gehen Videos des Polizeieinsatzes herum. Und diese rücken die Lage vor Ort in ein anderes Bild. Zu sehen sind Beamte, die Schaulustige einfach aus dem Weg räumen, diese umstoßen.

Eine junge Frau brach sich dadurch angeblich den Knöchel, zwei weitere Personen sollen von den Beamten "ins Krankenhaus geprügelt" worden sein. Hinzu kommen Schürfwunden und aufgeschlagene Knie, wie Fotos belegen sollen.

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Eine andere Szene zeigt mehrere Beamte, die einen Teilnehmer aus der Masse herausziehen, ihn zu Boden bringen und fixieren. Warum, wird aus den Aufnahmen nicht ersichtlich. Zudem berichten User von willkürlicher Schikane und Nötigung durch die Polizei. Unter anderem von einer Anzeige wegen "Driften und Burnouts", obwohl der Fahrer versichert, gar nichts gemacht zu haben.

Polizei rechtfertigt Handeln mit potenzieller Gefahr

"Die beschriebenen Einzelfälle kenne ich nicht", erklärte Maurer t-online. Wenn dies aber tatsächlich so passiert sein sollte, müsse man die Vorwürfe selbstredend im Nachgang detailliert prüfen. Bislang würden der Rosenheimer Polizei allerdings (noch) keine Berichte über verletzte Personen aus der Tuningszene vorliegen, auch Anzeigen seien keine eingegangen.

Den Einsatz vor Ort rechtfertigt der Erste Hauptkommissar mit der "gewissen Gefahr, die von der Szene ausgeht". Für die Teilnehmer selbst, aber auch für Unbeteiligte. Denn oftmals würden sich die Tuner nicht an geltende Geschwindigkeiten und Verkehrsregeln halten. Wenngleich er unterstreicht: "Man darf die Leute nicht pauschal verurteilen."

Ein friedlicher Dialog sei nicht möglich gewesen, Platzverweise und die Aufforderungen, den Parkplatz zu verlassen, seien ignoriert worden. In der Folge kam es zu den Ausschreitungen, bei denen Feuerwerkskörper in Richtung der Beamten flogen. Daraufhin sei der Bereich unter Einsatz "entsprechender Maßnahmen" geräumt worden. Die geplante Verlagerung des Treffens in Richtung Feldkirchen-Westerham konnte durch die Sperrung der Staatsstraße und Kontrollen verhindert werden, heißt es vonseiten der Polizei.

Online-Petition gegen Polizeigewalt eingerichtet

Beendet dürfte der seit Monaten schwelende Konflikt zwischen der Autoszene und der Staatsgewalt noch lange nicht sein. Im Internet wurde inzwischen eine Petition unter dem Titel "Polizeigewalt gegenüber Autoliebhaber/tuner (dienstaufsichtsbeschwerde)" eingerichtet. Das erste Ziel von 1.500 digitalen Unterschriften wurde bereits nach wenigen Stunden erreicht.

Der Initiator schreibt zudem, sein Opa sei pensionierter Polizeichef der Technischen Sondergruppe (TSG) des Landeskriminalamts. Dieser habe sich Audioaufnahmen von Personen, die vor Ort waren, angehört und wolle am morgigen Dienstag eine Dienstaufsichtsbeschwerde einreichen. Bei der Polizei in Rosenheim wusste man am Vormittag noch nichts davon.

Verwendete Quellen
  • Pressemitteilung des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd vom 17. Dezember 2023
  • Telefonat mit dem Ersten Polizeihauptkommissar Robert Maurer am 18. Dezember 2023
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