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Paar erhĂ€lt rassistische Wohnungsabsage in MĂŒnchen
Die Wohnungssuche in MĂŒnchen ist oft nicht einfach. FĂŒr Dedis Mbeka-Male und seine Freundin waren die vier WĂ€nde zum Greifen nah, doch dann kam die Absage. Der 31-JĂ€hrige erzĂ€hlt t-online, warum.
Der MĂŒnchner Dedis Mbeka-Male hatte nach monatelanger Wohnungssuche mit seiner Freundin Eva* endlich eine Zusage zu einer Wohnung in der bayrischen Landeshauptstadt. Doch dann, kurz vor Vertragsabschluss, Ă€nderte der Vermieter seine Entscheidung â aufgrund rassistischer Vorbehalte. ZunĂ€chst hatte die "tz" ĂŒber den Vorfall berichtet.
Seine Freundin Eva, erzÀhlt Mbeka-Male t-online, sei zunÀchst allein zu der Wohnungsbesichtigung gegangen, da er beruflich verhindert war. Die Besichtigung sei so gut verlaufen, dass der Vermieter sie schon wenige Tage spÀter zu einem weiteren GesprÀch einlud. Da dieses recht kurzfristig stattfand, war Mbeka-Male auch da beruflich verhindert, seine Freundin berichtete jedoch, dass das Treffen gut verlaufen sei.
Auf Nachfrage, ob der Vermieter ihren Freund kennenlernen wolle, habe dieser geantwortet, dass er seiner Menschenkenntnis vertraue und sie schon "den richtigen Mann" gewĂ€hlt haben werde. Der "afrikanisch klingende Nachname" des 31-JĂ€hrigen, der in der Demokratischen Republik Kongo geboren ist und seit seinem dritten Lebensjahr in Deutschland lebt, wurde zwar thematisiert, die Vermieter versicherten jedoch, so Mbeka-Male, dass sie die Wohnung gern an sie vermieten wĂŒrden. Doch so schnell, wie die Vermieter zugesagt hatten, sagten sie auch wieder ab â schon am nĂ€chsten Morgen.
MĂŒnchner Vermieter nennt seine GrĂŒnde
Erst auf Nachfrage habe Mbeka-Male den Grund erfahren, erzĂ€hlt er. "Sie befinden sich in einer Partner-Konstellation auĂerhalb der Norm", schreibt der Vermieter in einer E-Mail, die t-online vorliegt. Der Vermieter wirft Mbeka-Males Freundin vor, nicht "mit offenen Karten" gespielt und ihm keine Gelegenheit gegeben zu haben, ihren Freund besser kennenzulernen. Dies wĂ€re nötig gewesen, so schreibt der Vermieter, um "kulturelle oder sonstige Vorbehalte abzubauen".
Auf eine Anfrage von t-online reagierte der Vermieter bislang nicht. GegenĂŒber der "tz" begrĂŒndete er seine Entscheidung jedoch erneut damit, dass er mit einer Bewerberin, "die nicht offen und ehrlich ist" keinen Mietvertrag abschlieĂen wolle. "Das Scheitern der Vermietung lag nicht daran, dass der Freund AuslĂ€nder ist", beteuert er.
Mbeka-Male: "Ein Max MĂŒller wird immer bessere Chancen haben als ich"
"Ich war so wĂŒtend und ohnmĂ€chtig", erzĂ€hlt Mbeka-Male. "Der MĂŒnchner Wohnungsmarkt ist einfach gemein. FĂŒr mich als Afrodeutscher ist es umso gravierender, wenn ich trotz unbefristetem Arbeitsplatz keine Wohnung bekomme", so der 31-JĂ€hrige. Schon als Kind, erzĂ€hlt Mbeka-Male, habe er das GefĂŒhl gehabt, dass er sich mehr MĂŒhe als andere geben mĂŒsse, um akzeptiert zu werden. Wegen seines Nachnamens bekomme er aber oft nicht einmal eine Einladung zu einer Besichtigung.
Nach diesem Vorfall, so der 31-JĂ€hrige, habe er nun "ĂŒberhaupt keine Lust mehr auf den MĂŒnchner Wohnungsmarkt". "Die Kriterien, die auf diesem Markt herrschen, sind utopisch und frech", sagt Mbeka-Male. Um einen Ă€hnlichen Vorfall nicht noch mal erleben zu mĂŒssen, schlĂ€gt er vor, Wohnungsbewerbungen zu anonymisieren. "Ein Max MĂŒller wird sonst immer bessere Chancen haben als ich", befĂŒrchtet der 31-JĂ€hrige.
Ob sich das kĂŒnftig Ă€ndern wird? Mbeka-Male weiĂ es nicht. "Aber ich wollte nicht mehr lĂ€nger schweigen. Ich wĂŒnsche mir, dass ich den einen oder anderen Vermieter erreichen kann, der kĂŒnftig nicht nur auf Namen und Schufa schaut", so der 31-JĂ€hrige.
* Name von der Redaktion geÀndert