Ärger um Autoposer in Nürnberg: Tuner sind auf der Seite der Anwohner

Immer wieder treffen sich an der Steintribüne in Nürnberg Fans schneller Autos. Nun bekommen die leidgeplagten Anwohner ausgerechnet von Tunern Zuspruch.

Hunderte Autofans versammeln sich an manchen Abenden an der Steintribüne im Süden der Stadt. Sie stellen dort nicht nur ihre hochmotorisierten Autos zur Schau, sondern treten auch selbst gerne einmal aufs Gas. Die gerade Strecke entlang der Steintribüne, auf der einmal im Jahr auch die DTM gastiert, zieht sie förmlich an. Die Anwohner nervt das schon lange. Denn wenn die PS-Fans das Gaspedal durchtreten, bekommen sie keinen Schlaf ab. Nun erhalten die Anwohner laut einem Bericht von "nn.de" ausgerechnet aus der Tuningszene Zuspruch.

Zwei unterschiedliche Gruppen: Die Tuner und die Poser

Auf den ersten Blick mag das paradox klingen, auf den zweiten Blick ergibt das durchaus Sinn. An der Steintribüne treffen sich genau genommen nämlich zwei verschiedene Gruppen parallel. Da sind auf der einen Seite die Tuner, die ihr Autos mit viel Geld und Liebe zum Detail aufhübschen. Auf der anderen Seite sind die Autoposer, die mit ihren teuren Schlitten eher protzen wollen. Oft stellen sie mit riskanten Fahrmanövern ihre Fahrzeuge zur Schau. Für die Tuner hat das Treffen also eher einen Grillabendcharakter, die Poser betrachten die Steintribüne hingegen eher als Rennstrecke. Diesen Unterschied bestätigte auch ein Sprecher des Polizeipräsidiums Mittelfranken im Gespräch mit t-online.

Für den meisten Ärger – sowohl aus Polizei- als auch aus Anwohnersicht – sorgen also die Poser. "An so richtigen Krawallabenden verstehen wir die Anwohner total. Wir brüllen auch rüber und sagen denen, dass sie abhauen sollen", sagte nun eine Tunerin, die nicht bei ihrem Namen genannt werden möchte, "nn.de". Bis zu 400 Leute versammeln sich an manchen Abenden laut ihr an der Steintribüne.

Polizei kennt die Probleme

Die Polizei kennt die Probleme an der Steintribüne. Im Jahr 2020 gründete das Polizeipräsidium Mittelfranken die Kontrollgruppe "Car-Tuning". Die neue Kontrollgruppe soll mit noch gezielteren Kontrollen und viel Fachwissen Poser und Tuner im Blick behalten. Unter anderem sind die Beamten mit einem Videofahrzeug im Einsatz. Mit dem können sie beispielsweise Geschwindigkeitsverstöße oder gar illegale Rennen direkt dokumentieren. Je nach Verstoß werden auch Fahrverbote ausgesprochen, sagte ein Sprecher der Polizei weiter.

Am vergangenen Wochenende stellte die Polizei sogar das Wrack eines Audi TTS an der Steintribüne aus. Dessen Fahrer lieferte sich einst ein illegales Rennen mit einem Motorradfahrer im Bayerischen Wald. Ein unbeteiligter Familienvater starb, dessen Sohn, der damals auf dem Beifahrersitz saß, erlitt schwerste Verletzungen. Das Wrack soll Poser und Tuner abschrecken und weitere illegale Rennen – auch in Nürnberg – verhindern. Zuvor machte es unter anderem schon in der Stadt und im Landkreis Ansbach Station.

Verstärkte Kontrollen zeigen Wirkung

Die Polizei verweist indes auf gute Erfolge, die die neu geschaffene Kontrollgruppe "Car-Tuning" erziele. Der Sprecher der Polizei betont gegenüber t-online, dass es auch schon vor der Einführung der Kontrollgruppe gezielte Kontrollen gegeben habe. Dennoch sei seitdem eine Verunsicherung in der Szene spürbar. Die Anwohner an der Steintribüne dürfte das freuen.