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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Überraschend vielfältige Tierwelt Das sind die tierischen Bewohner des Flughafens

Am Nürnberger Flughafen herrscht reger Betrieb – nicht nur bei Menschen und Maschinen. Was weniger bekannt ist: Hier gibt es auch eine erstaunlich bunte Tierwelt.
Klingt nach Tiergarten, ist aber der Flughafen in Nürnberg: Zwischen Rollfeld und Terminals tummelt sich eine schützenswerte Fauna.
Wasserbüffel am Flughafen? Ja, tatsächlich! Eine außergewöhnliche Kombination, die es sogar bis in eine Quiz-Sendung in der ARD geschafft hat. Bei "Quizduell Olymp" wurde gefragt, wen der Flughafen Nürnberg im Rahmen eines Pilotprojekts engagiert habe. Nein, es waren weder "A: Roboter als Kofferträger" noch "C: Musiker als Parkhaus-Orchester". Die richtige Antwort lautete, es sind "B: Wasserbüffel als Grünpfleger".
Wasserbüffel als Landschaftspfleger
Auch in diesem Jahr sollen sie wiederkommen: die Wasserbüffel. Sie tragen seit Jahren zur Pflege des Geländes bei. Ein genauer Zeitraum steht allerdings bislang nicht fest. Dies sei abhängig von Wetter, Kapazität und Vegetation, erklärt ein Sprecher des Flughafens Nürnberg auf Nachfrage von t-online. Die Planungen mit dem Halter der Wasserbüffel beginnen immer erst in der Mitte des Jahres.
Im vergangenen Jahr waren die gewaltigen Tiere von August bis November auf dem Gelände zu sehen – genauer gesagt in den Regenrückhaltebecken des Flughafens. Dort übernehmen sie eine Aufgabe, die Maschinen nur schwer bewältigen können: Die feuchten und teilweise überschwemmten Flächen können mit schwerem Gerät kaum befahren werden. Die Wasserbüffel aber sind mit ihren Klauen perfekt an solche Bedingungen angepasst. Sie vermindern Bodenerosion und pflegen die Vegetation.
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Sie fressen etwa Schilf, erklärt der Sprecher des Flughafens weiter. Dabei wird das Schilf nicht herausgerissen, sondern lediglich angefressen, zur Seite geschoben oder platt gedrückt. Die Tiere ersetzen also den Mähtraktor auf naturnahe Weise. Auch Schafe schauen hier regelmäßig vorbei, ebenfalls im Dienste der Landschaftspflege.
Wanderfalken für mehr Flugsicherheit
Hoch über den Büffeln ziehen nicht nur Flugzeuge ihre Kreise, sondern auch geflügelte Räuber: die Wanderfalken. Der Tower bietet ihnen einen idealen Nistplatz. Erst kürzlich sind dort Küken geschlüpft. Falken sind nicht nur faszinierende Greifvögel, sondern leisten auch einen Beitrag zur Flugsicherheit. Sie halten andere Vögel von den Start- und Landebahnen fern.
Hauseigene Bienen erfüllen wichtige Funktion
Zur Tierwelt am Flughafen gehören auch die hauseigenen Bienenvölker, die Honig produzieren und gleichzeitig zur Überwachung der Luftqualität beitragen. Rund 120.000 Insekten leben am Rand des Außengeländes und werden von freiwilligen Imkern versorgt. Die Bienen haben eine wichtige Funktion: Durch sie kann geprüft werden, ob und wie der Flugverkehr die Vegetation und Luftqualität der Umgebung beeinflusst. Von Nektar und Pollen werden dafür regelmäßig Proben zur Laboruntersuchung eingeholt, heißt es auf der Webseite des Flughafens.
- Flughafen zieht Bilanz: Vier Millionen Fluggäste, aber kein Gewinn.
Auch 105 Wildbienenarten und 35 Wespenarten wurden auf dem Gelände nach Angaben des Flughafens gezählt. Demnach stehen viele Wespen- und Bienenarten, die hier leben, auf der Roten Liste der bedrohten Arten.
Heimat vieler bedrohter Arten
Was sonst noch kreucht und fleucht: In den vergangenen Jahren wurden auf dem Gelände dazu viele weitere Insektenarten erfasst. Dem Flughafensprecher zufolge konnten 21 Heuschreckenarten nachgewiesen werden, wovon elf als gefährdet gelten. Besonders stolz sind die Verantwortlichen auf die Entdeckung der Blauflügeligen Ödlandschrecke. Diese wurde erst 2023 von Pro Natura zum Tier des Jahres gekürt, weil ihr Lebensraum bedroht ist. Das Insekt bewohnt am liebsten trockenwarme Gebiete mit spärlicher Vegetation.
Auch bei den Laufkäfern wurden 66 Arten dokumentiert, von denen 22 auf der bayerischen Roten Liste stehen. Einige davon gelten als stark gefährdet.
Auswirkungen auf die Umwelt
Hohe Biodiversität bietet vor allem auch der renaturierte Bucher Landgraben, der das Areal auf rund 1,5 Kilometern durchläuft. Mit vier Erdbecken zum Speichern von Regenwasser, umgeben von einer 14 Hektar großen Grünfläche, bietet das Fließgewässer Lebensraum für eine Vielzahl weiterer Tiere. Etwa Biber, Eisvögel, Flussregenpfeifer, Teichrallen oder Blaukehlchen sowie die Nachtigall und Grasfrösche.
Insgesamt gilt jedoch: Flughäfen beanspruchen erhebliche Flächen, die teils auch versiegelt sind. Dies geht zulasten der Umwelt, denn es kann den Wasserhaushalt stören und das Pflanzenwachstum wie die Tierwelt dort beeinträchtigen. Und: Der Flugverkehr verursacht erhebliche Lärm- und Schadstoffemissionen, was Auswirkungen auf Mensch und Tier haben kann. Die Abteilung Umwelt, die seit 2001 am Nürnberger Flughafen agiert, möchte dem entgegenwirken.
- Presseanfrage an Flughafen Nürnberg
- airport-nuernberg.de: Nachhaltigkeit und Geschäftsbericht 2024
- pronatura.de: Blauflügelige Ödlandschrecke