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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Der große Jahrescheck Flughafen zieht Bilanz: Vier Millionen Fluggäste, aber kein Gewinn

Vier Millionen Passagiere, aber eine Minusbilanz – was der Flughafen Nürnberg trotzdem richtig macht. Der Geschäftsbericht von 2024 ist da.
Trotz steigender Kosten und fehlender Business-Kundschaft hatte der Airport Nürnberg ein starkes Geschäftsjahr. Warum die Zahlen stimmen, die Bilanz aber rot bleibt – und was das alles mit Billigfliegern, PV-Anlagen und Trumps Amerika zu tun hat.
Was den Flughafen so erfolgreich macht
Der Flughafen Nürnberg hat im vergangenen Jahr erneut die Marke von vier Millionen Passagieren geknackt – ein wichtiges Ziel, nicht nur fürs Prestige. Damit wuchs die Passagiermenge im Vergleich zu 2023 um 2,5 Prozent. Besonders stark war der April, der als einer der besten Monate der Flughafengeschichte eingeht – mit einem Plus von rund 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. In diesem Monat wollten besonders viele Menschen in den Osterurlaub.
Maßgeblich zum Erfolg beigetragen haben touristische Reisen – hier gab es ein sattes Plus von 25 Prozent im Vorjahresvergleich – sowie die deutlich gewachsene Präsenz von Billig-Fluggesellschaften wie Wizz Air und Pegasus. Letztere haben neue Strecken aufgenommen bzw. Frequenzen erhöht und fliegen mit überdurchschnittlich hoher Auslastung. Ein großer Erfolgsfaktor sind auch weiterhin Flugreisen zu Verwandten: Deshalb sind hier seit Jahren etwa türkische Reiseziele so zahlreich vertreten.
Die Gepäckausgabe geht bei uns besonders schnell.
Flughafengeschäftsführer Michael Hupe
Worauf man ebenfalls besonders stolz ist, wie Geschäftsführer Michael Hupe bei der Jahrespressekonferenz erklärt: "Die Gepäckausgabe geht bei uns besonders schnell." In Nürnberg erhielten Reisende ihre Koffer im Schnitt innerhalb von 15 Minuten. Damit hat der Albrecht-Dürer-Airport Vorreiterrolle.
Was dem Flughafen fehlt
Trotz aller Erfolge aber blieb die schwarze Null aus. Das Jahresergebnis liegt bei einem Minus von 5,6 Millionen Euro.
Businesskunden bleiben dem Flughafen fern – eine Folge veränderter Kommunikationsgewohnheiten seit der Pandemie. Seitdem heißt es: Videokonferenzen statt Geschäftskurztrips. Damit fällt der einst stabile Umsteigeverkehr weg, etwa nach Wien oder Zürich, was sich direkt auf die Flugbewegungen und Einnahmen auswirkt.
Was dem Flughafen zu schaffen macht
Gleichzeitig machen dem Airport steigende Standortkosten in Deutschland zu schaffen. Die Kosten sind im europäischen Vergleich besonders hoch, vorwiegend wegen staatlicher Abgaben wie Ticketsteuer, Sicherheits- und Flugsicherungsgebühren. Airlines zahlen in Nürnberg z. B. rund 900 Euro mehr pro Abflug als etwa im nahe gelegenen Prag – bei einem typischen Ferienflug ein erheblicher Wettbewerbsnachteil, wie Hupe vorrechnet. Preissteigerungen zur Kompensation sind kaum möglich, weil Airlines sonst Strecken streichen.
Auch Personal ist ein Kostentreiber: Allein 2024 stiegen die Ausgaben hier um 3,7 Millionen auf 58,1 Millionen Euro. Hupe erklärt im Gespräch mit t-online, dass dies auch mit den gestiegenen Löhnen der Tarifverträge zu tun habe. Rund 1.100 Beschäftigte arbeiten hier.
Zusätzlich geht der militärische Verkehr leicht zurück – Unsicherheit rund um die US-Strategie unter Donald Trump hinterlässt auch in Grafenwöhr Spuren: "Wir wissen nicht, wie es da weitergeht."
Wo der Flughafen schlecht abschneidet
Pünktlichkeit – zumindest auf dem Papier. Denn obwohl der Flughafen selbst kaum Schuld trage, wie die Verantwortlichen betonen, rutscht Nürnberg in Pünktlichkeits-Statistiken ab. Die Hauptgründe seien verspätete Ankünfte, insbesondere aus überlasteten Zielregionen wie Antalya. Diese "importierten Verspätungen" führten dazu, dass Maschinen schon verspätet landeten.
Was den Flughafen von anderen unterscheidet
"Wir liegen so dazwischen", erklärt der Flughafen-Verantwortliche in Bezug auf die Standort-Größe. Nicht klein genug für reinen Tourismusbetrieb, nicht groß genug für umfassenden Umschlagverkehr. Während Regionalflughäfen wie Erfurt oder Saarbrücken kaum noch eine Rolle spielen, "behaupten wir uns tapfer."
Was der Flughafen in Zukunft erwartet
Für 2025 rechnet man mit über 4,3 Millionen Passagieren – ein Wert, der fast an das Vor-Pandemie-Niveau heranreicht. Zum Vergleich: 2018 waren es 4,5 Millionen. Die Auslastung aktuell ist hoch, die Vorausbuchungen sind laut Geschäftsführer besser als der Bundesdurchschnitt, das Sitzplatzangebot wurde deutlich ausgeweitet. Wenn sich die Entwicklung fortsetzt, könne in einigen Jahren auch wieder die schwarze Null erreicht werden, heißt es auf der Pressekonferenz. Insbesondere neue Messeformate geben Hoffnung auf stabile Geschäftsreisen.
Was den Flughafen sonst noch bewegt
Massive Investitionen prägen diese Jahre: Allein 2024 wurden über 16 Millionen Euro verbaut – unter anderem in die Sanierung alter Vorfeldflächen. Die größte Photovoltaik-Anlage im Stadtgebiet wächst ebenfalls: mit beinahe 23.000 Modulen trägt sie einen wichtigen Beitrag zur Selbstversorgung. Das scheint nach dem Blackout in Spanien wichtiger denn je.
Auch der neue Duty-Free-Bereich hat sich deutlich vergrößert und bietet nun über 1100 Quadratmeter Verkaufsfläche – inklusive gastronomischem Angebot.
- Reporterin bei Pressekonferenz vor Ort
- airport.de: Geschäftsbericht 2024