Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Es geht auch anders Feiern, als gäbe es kein Morgen

Rock im Park ist los. Das Fest ist ein Riesenspaß und eine Umweltsünde gleichzeitig. Das schlechte Gewissen tanzt mit. Aber – was soll's – wir tun's trotzdem.
Was für ein Spektakel. Das kommt einem unweigerlich in den Sinn, wenn man das Gelände rund ums Zeppelinfeld betritt. Buden, Bars, Bass – und fast 90.000 Menschen, die sich beim ausverkauften Rock im Park in einen kollektiven Rauschzustand trinken. Bier? Eins, zwei, drei gehen schon noch. Toilette? Da hinten, irgendwo zwischen Baum und Dixiklo. Campen? Klar – mit halbem Hausstand, der "versehentlich" auch mal zurückbleibt.
Auf Festivals gelten andere Regeln. Was zählt, ist der Moment. Nicht der ökologische Fußabdruck. All die guten Vorsätze: plötzlich vergessen zwischen Bierdose und Bratwurst. Was bleibt: ein Gelände, das aussieht wie eine Mischung aus Schlachtfeld und Mülldeponie. Wer es einmal gesehen hat, am Tag danach, glaubt nicht mehr an die Vernunft der Menschheit. 135 Tonnen Müll wurden im vergangenen Jahr vom Gelände entsorgt.
Eskalation mit Ansage
Natürlich hat sich bei der Nachhaltigkeit etwas getan, wie der Veranstalter betont. Pfand hier, Aufklärung dort, ein paar grüne Initiativen. Aber das Prinzip bleibt: Eskalation mit Ansage. Diesmal sogar mit noch einer Bühne mehr. Je mehr, desto besser. Desto lauter. Desto profitabler.
Doch das kann man auch anders machen, wie ein Blick nach Paris zeigt. Das "We Love Green"-Festival zählt zu den großen nachhaltigen Festivals und zeigt, dass sich Musikereignis und Umweltschutz nicht ausschließen. Hier wird in ganz besonderer Weise Abfall vermieden und bewusst gefeiert. Knapp 80 Prozent des dortigen Mülls werden recycelt.
Und ja, das Thema nervt. Weil es einem den Spaß verdirbt. Weil es nicht aufhört und sich nicht aus dem Weg räumen lässt wie ein leerer Becher. Alles Augenverschließen nützt nichts, die Probleme sind drängender denn je.
Eskapismus ist menschlich. Alle Besucher haben das Recht, sich mal aus der Wirklichkeit zu verabschieden. Organisatoren und Politik aber nicht. Erste Schritte sind getan, das aber reicht noch lange nicht. Vielleicht ist dann im nächsten Jahr nicht mehr nur das Loch im Geldbeutel nachhaltig.
- Eigene Beobachtungen