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Tiergarten Nürnberg erhöht Sicherheit: Aufgeheizte Stimmung wegen Pavianen


Vizedirektor über Pavian-Protest
Tiergarten erhöht Sicherheitsvorkehrungen – Stimmung aufgeheizt


25.07.2025 - 15:15 UhrLesedauer: 3 Min.
Paviane sitzen in ihrem Gehege im Tiergarten Nürnberg (Archivbild): Das Gehege ist überbelegt.Vergrößern des Bildes
Paviane sitzen in ihrem Gehege im Tiergarten Nürnberg (Archivbild): Das Gehege ist überbelegt. (Quelle: Daniel Karmann/dpa)
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Protestaktionen und Bedrohungen: Der Tiergarten Nürnberg kommt nicht aus den Schlagzeilen. Wie der Vizedirektor die aufgeheizte Stimmung erlebt, erzählt er t-online.

Der Tiergarten Nürnberg steht weiter in der Kritik: Nach Protestaktionen von Aktivisten wegen möglicher Tötungen überzähliger Paviane hat sich Vizedirektor Jörg Beckmann nun im Gespräch mit t-online geäußert. Er spricht über neue Sicherheitsvorkehrungen, fehlgeschlagene Verhütungsmittel und was all das mit seinen Mitarbeitern macht.

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Derzeit leben 43 Guinea-Paviane im Nürnberger Tiergarten. Dabei sei die Anlage ursprünglich nur für 25 Tiere mit Nachwuchs ausgelegt gewesen, erklärt Beckmann vor dem offenen Gehege im Tiergarten Nürnberg. Die Folge: steigende Aggressivität in der Gruppe. "Wir bemerken eine höhere Konfliktrate, als es normal ist bei den Tieren." Das äußere sich dadurch, dass es mehr Raufereien, kleine Machtkämpfe gebe, die auch zu Verletzungen führen.

Während Beckmann dies zwischen Kindergruppen und Familien vor dem Geländer erzählt, gibt es im Affengehege lautes Gekreische. Zwei Affen streiten sich lauthals, jagen sich und kämpfen miteinander. Beckmann bestätigt: Dies sei so ein Beispiel. Und zeige, wie dringend die Gruppengröße verringert werden müsse.

"Wir haben all unsere Möglichkeiten ausgeschöpft", ist Beckmann überzeugt. Ein größeres Gehege würde das Problem nicht langfristig beheben. Versuche, den Nachwuchs mit Hormonimplantaten zu steuern, seien gescheitert. "Das hat bei praktisch allen Weibchen, bei denen wir verhütet haben, dafür gesorgt, dass sie dauerhaft unfruchtbar geworden sind", erklärte Beckmann. Ein gewisses Maß an Fortpflanzung sei für das Sozialgefüge aber notwendig.

Angebote aus dem Ausland scheiterten

Der Tiergarten habe in den vergangenen Jahren immer wieder versucht, Tiere abzugeben, so der Vizedirektor weiter – unter anderem an Zoos in Indien und Slowenien. Da habe sich dann niemand mehr rückgemeldet oder die Anforderungen an die Haltung haben nicht denen des europäischen Zooverbands EAZA entsprochen.

Also dann doch besser erschießen? "Keiner hat Spaß daran, Tiere zu töten", versichert er. "Wir sehen es aber fachlich und müssen sachlich sowie professionell bleiben."

Etwas Hoffnung gibt es noch: Der Zoo biete die Paviane weiterhin über ein internationales Netzwerk an, in dem mehr als 1.300 zoologische Institutionen registriert sind. Allerdings: Aktuell gebe es weltweit einfach keine Nachfrage nach Guinea-Pavianen.

Die öffentliche Debatte werde häufig mit Blick auf den Tierschutz geführt – doch aus Sicht des Zoos gehe es um Artenschutz. Die Guinea-Paviane haben von allen Pavianarten den höchsten Bedrohungsstatus, ihre Population soll in europäischen Zoos bewusst erhalten und vergrößert werden. "Wir müssen jetzt eine Population aufbauen als Reserve, falls wir in der Zukunft in die Auswilderung gehen."

Natürlich klinge das nach dem totalen Widerspruch, gibt er zu, "wenn wir sagen, wir töten für den Artenschutz".

Tiergarten verschärft Sicherheitsvorkehrungen

Vor wenigen Tagen ketteten sich Aktivisten der Gruppe Animal Rebellion an das Pavian-Gehege und den Zooeingang. Der Zoo reagiert darauf mit erweiterten Sicherheitsvorkehrungen. "Wir haben jetzt ein verstärktes Auge auf das Pavian-Gehege." Ein Mitarbeiter einer externen Sicherheitsfirma ist seitdem dort abgestellt, um nach dem Rechten zu sehen.

Tierschutzorganisationen und Aktivisten werfen dem Tiergarten mangelnde Weitsicht und Intransparenz vor. Die Überbelegung sei nicht plötzlich entstanden – man habe über Jahre versäumt, vorausschauend zu handeln.

Übrigens: Die Besucher zeigen sich von der im Internet so hitzig geführten Debatte großteils unbeeindruckt. Die Besucherzahlen seien wie immer, antwortet Beckmann.

Sollten sie diesen letzten Schritt gehen müssen, dann werde vorher aber nicht öffentlich verraten, wann und wie viele Affen es trifft. Der Biologische Leiter sagt nur: "Darüber kann ich keine Auskunft geben." Die Emotionen würden sonst hochkochen und sie müssten die Mitarbeiter schützen. Die Situation sei für den gesamten Betrieb belastend – von der Tierpflege bis zur Verwaltung.

Beckmann berichtet, dass die aktuelle Kritik viele Mitarbeitende stark mitnehme. Er selbst sieht die Entscheidung des Zoos als konsequent – und verweist auf Parallelen im Jagd- oder Schädlingsmanagement: "In Deutschland schießen wir jährlich etwa 1,1 Millionen Rehe – völlig nachhaltig und gesellschaftlich akzeptiert."

Und ein Fünkchen Hoffnung besteht ja noch immer: "Die Abgabe ist bis zum letzten Augenblick eine Option. Die besteht ja immer noch."

Verwendete Quellen
  • Reporterin vor Ort und im Gespräch mit Jörg Beckmann
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