t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



Menü Icon
t-online - Nachrichten für Deutschland
HomeRegionalNürnberg

12 Todesurteile bei Nürnberger Prozessen: NS-Massenmörder vor Gericht


75. Jahrestag
Nürnberger Prozesse – Massenmörder vor Gericht

Von t-online, afp, dpa
Aktualisiert am 20.11.2020Lesedauer: 3 Min.
21. November 1945, Blick auf die Anklagebank: Reichsmarschall Hermann Göring steht und plädiert auf nicht schuldig.Vergrößern des Bildes21. November 1945, Blick auf die Anklagebank: Reichsmarschall Hermann Göring steht und plädiert auf nicht schuldig. (Quelle: Uncredited/AP/Bildfunk/dpa-bilder)
Auf Facebook teilenAuf x.com teilenAuf Pinterest teilen
Auf WhatsApp teilen

Es war das erste internationale Strafverfahren der Geschichte: Die Stadt erinnert an den 75. Jahrestag der Nürnberger Prozesse. Der Prozess gegen NS-Kriegsverbrecher wirkt bis heute nach.

Vor 75 Jahren begannen in Nürnberg die Prozesse gegen die NS-Verbrecher. Das damalige Verfahren war das erste internationale Strafverfahren der Geschichte, es gab noch zwölf Nachfolgeprozesse. Am Freitag wird in Nürnberg ab 19 Uhr mit einem Festakt daran erinnert.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hält die Ansprache im historischen Saal 600 des Nürnberger Justizpalasts, in dem am 20. November 1945 der erste Prozess gegen führende Köpfe des Nationalsozialismus begann.

Wegen der Corona-Beschränkungen gibt es am Freitag nur wenige Teilnehmer am Festakt. Dieser wird live im Fernsehsender Phoenix übertragen. Vor dem Festakt trifft Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am Nachmittag in Nürnberg Menschen, die sich in der Corona-Krise besonders engagieren.

Die Nürnberger Prozesse dauerten rund zehn Monate. Sie haben nicht nur das Fundament für heutige Strafgerichtshöfe geschaffen. Sie seien bis heute Inspiration und Vorbild, Gerechtigkeit zu üben, sind sich Juristen einig. Doch sie sind auch in ihrer Wirkung umstritten. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten:

Wie war der Prozess konzipiert?

Schon während des Zweiten Weltkriegs bereiteten die Alliierten die Strafverfolgung deutscher Kriegsverbrecher nach einer deutschen Niederlage vor. Maßgeblicher Bestandteil der Planungen war ein öffentlichkeitswirksamer Prozess gegen die Spitzen des NS-Regimes.

Nur sechs Monate nach dem Ende der Kampfhandlungen hatten Ankläger der Siegermächte Hunderttausende Zeugenaussagen sowie Zigtausende Beweismittel zusammengetragen. 21 Männer, die von den Alliierten bei Kriegsende gefangen worden waren, saßen auf der Anklagebank. Nominell ranghöchster Beschuldigter war Hermann Göring, zeitweise eine der einflussreichsten Nazigrößen. Dazu kamen Mitglieder der Reichsregierung, der Nazipartei, Militärs sowie führende Köpfe des deutschen Zwangsarbeiter-, Terror- und Besatzungsapparats.

Warum Nürnberg?

Ein Teil der Überlegungen war schlichtweg pragmatischer Natur. So war Nürnberg nicht in dem Maße kriegszerstört wie andere deutsche Städte. Es standen dort geeignete Justizgebäude zur Verfügung. Aber die Wahl hatte auch eine symbolische Komponente: Die alte Kaiserstadt spielte in der NS-Propaganda als Austragungsort der Reichsparteitage eine zentrale Rolle. Auch die berüchtigten antisemitischen Rassengesetze wurden dort 1935 verkündet.

Wie lief der Prozess ab?

Der Prozess begann am 20. November 1945. Als Richter fungierten vier Juristen aus den USA, Großbritannien, Frankreich und der Sowjetunion. Auch die Anklage war mit je einem Vertreter der Siegermächte besetzt. In seinem berühmten Eingangsvortrag sprach der US-Ankläger Robert Jackson davon, dass die menschliche Zivilisation selbst der eigentliche Ankläger des Verfahrens sei.

Verantworten mussten sich die Angeklagten wegen vier Vorwürfen:

  • Verschwörung zum Angriffskrieg,
  • Verbrechen gegen den Frieden,
  • Kriegsverbrechen und
  • Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

Sie wurden von deutschen Anwälten verteidigt, alle plädierten auf nicht schuldig.

Der Prozess dauerte 218 Verhandlungstage und endete am 1. Oktober 1946 mit zwölf Todesurteilen, eines verhängt in Abwesenheit. Dazu kamen drei lebenslange Haftstrafen, vier lange Gefängnisstrafen und drei Freisprüche. Zehn Todesurteile wurden rund eine Woche später am 16. Oktober vollstreckt. Göring beging einige Stunden vorher in seiner Gefängniszelle Suizid mit einer Giftkapsel.

Wie wird der Prozess heute bewertet?

Der Prozess gilt als ein Meilenstein internationaler Strafgerichtsbarkeit. Gleichwohl zogen Historiker später oft ein eher gemischtes Fazit: In Deutschland verstärkte er die Tendenz, Schuld für NS-Verbrechen auf einige wenige Spitzenfunktionäre zu schieben und ansonsten einen schnellen Schlussstrich zu fordern.

Zwar folgten weitere Verfahren der Alliierten gegen nachgeordnete Führungsebenen und Vertreter von besonders tief in NS-Verbrechen verstrickten Berufsgruppen. Aber diese sogenannten zwölf Nürnberger Nachfolgeprozesse wurden kaum beachtet. Auch blieben alle Prozesse der Alliierten für viele letztlich nur willkürliche "Siegerjustiz".

Dazu kam noch, dass die Alliierten den Kern des Verfahrens auf die Vorwürfe der Verschwörung gegen den Frieden legten, weil sie vor allem auf einen außenpolitischen Abschreckungseffekt setzten. Die Judenvernichtung wurde als ein Menschheitsverbrechen unter vielen eingeordnet. Tatsächlich wurde die Monstrosität des Holocausts in der breiten Öffentlichkeit erst ab den 60er Jahren realisiert.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen dpa, AFP
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website