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1. FC Nürnberg vor Saisonstart: Was kommt nach dem Sommerumbruch?


Mannschaft vor Saisonstart
Was kommt nach dem leisen Sommerumbruch beim 1. FCN?

Von Michael Bächle

23.07.2021Lesedauer: 4 Min.
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Spieler vom 1. FC Nürnberg bei einem Testspiel gegen TSV 1860 München am 17. Juli 2021: Die Franken stehen vor einer spannenden Saison.Vergrößern des Bildes
Spieler vom 1. FC Nürnberg bei einem Testspiel gegen TSV 1860 München am 17. Juli 2021: Die Franken stehen vor einer spannenden Saison. (Quelle: MIS/imago-images-bilder)

Am Sonntag startet der 1. FC Nürnberg mit dem Heimspiel gegen Erzgebirge Aue in die neue Zweitliga-Saison. In der kurzen Sommerpause hat sich einiges verändert – doch die Hoffnungsträger sind die gleichen.

Fast schon auffallend ruhig ging es zu in diesem Sommer am Valznerweiher. Erstmals seit dem Bundesliga-Aufstieg 2018 hat der gleiche Cheftrainer wie im Vorjahr die Mannschaft durch die Vorbereitung geführt. Die großen Geschichten schrieb die Nürnberger Sommerpause nicht – obwohl ja doch eine Art leiser Sommerumbruch hinter dem FCN liegt. Was sich getan hat – und was das für die kommende Saison bedeutet:

Das Personal: Erfahrung durch Erfahrung getauscht

Hanno Behrens, Georg Margreitter und Lukas Mühl waren drei Namen, die der FCN-Mannschaft der letzten Jahre durchweg ein Gerüst gaben. Ihre Gesichter sind untrennbar mit dem Aufstieg 2018 verbunden – aber auch mit den Chaos-Jahren danach. Jetzt sind alle drei weg. In seiner ersten vollständigen Transferperiode musste Sportdirektor Olaf Rebbe also viel Erfahrung auf zentralen Positionen ersetzen. Er tat es: mit viel Erfahrung.

Die beiden durch die Abgänge von Mühl und Margreitter vakant gewordenen Plätze in der Innenverteidigung besetzte er mit den zweitligaerprobten Routiniers Christopher Schindler (31, vom englischen Klub Huddersfield) und Florian Hübner (30, von Bundesligist Union Berlin). Beide haben in ihrer Karriere schon über 100 Zweitligaspiele absolviert, kennen das deutsche Unterhaus bestens.

Entwicklungsfähigkeit gefragt

Ansonsten setzten die Verantwortlichen in der Sommer-Transferperiode eher auf Entwicklungsfähigkeit. Als sehr interessante Personalie könnte sich Kilian Fischer (20) entpuppen. Der Außenverteidiger kam aus der 3. Liga von Türkgücü München und hat gute Chancen, eher früher als später einen Startelfplatz auf der rechten Seite zu ergattern.

Die weiteren Neuzugänge dürften es da schwerer haben: Lino Tempelmann (22), vom SC Freiburg ausgeliehen, hat im zentralen Mittelfeld starke Konkurrenz, Taylan Duman (23) aus der zweiten Mannschaft von Borussia Dortmund verpasste verletzungsbedingt Teile der Vorbereitung und muss sich deshalb wohl zunächst hinten anstellen – und Carl Klaus (27, von Ligarivale Darmstadt gekommen) ist nur als Ersatztorwart eingeplant.

Nur wenige Abgänge

Auf Abgangsseite liest sich bis auf das prominente Trio Behrens/Margreitter/Mühl eher überschaubar. Relegationsheld Fabian Schleusener (29, nach Karlsruhe) schoss zwar das vielleicht wichtigste FCN-Tor seit Jan Kristiansen 2007, hinterließ aber sonst kaum Eindruck, Routinier Oliver Sorg (31, noch ohne Verein) spielte unter Trainer Robert Klauß ohnehin nur die zweite Geige – ebenso wie die Torhüter Andreas Lukse (33, zum First Vienna FC) und Christian Früchtl (21, nach Leihe zurück zum FC Bayern).

Gehen könnte bis zum Ende der Transferperiode unter Umständen noch Stammkraft Fabian Nürnberger (21). Sollte er trotz jüngsten Treuebekenntnisses noch abwandern, könnte Tempelmann seine Rolle in der Mittelfeldzentrale übernehmen.

Die Vorbereitung: Testspielerfolge und Umschalttraining

5:1 gegen Drittligist Zwickau, 3:1 gegen den österreichischen Zweitligisten Wacker Innsbruck, 0:0 gegen den russischen Klub FK Krasnodar und letztlich noch ein 3:2 gegen das von Ex-Coach Michael Köllner trainierte 1860 München – die Testspielreihe des Clubs kann sich durchaus sehen lassen. Und auch ansonsten war Trainer Klauß zufrieden mit der Vorbereitung. Der Kader war recht früh beisammen, die Ausfälle hielten sich in Grenzen – und das Wetter im Trainingslager in Südtirol war gut.

Einen besonderen Fokus legte Klauß auf das Umschaltspiel seines Teams – durchaus eine Schwachstelle in der vergangenen Saison. Das Verhalten nach Ballgewinn und Ballverlust, im modernen Fußball ein zentraler Faktor, muss besser werden beim Club – und Klauß scheint das erkennt zu haben. Ob es sich dann auch am Sonntag im Max-Morlock-Stadion widerspiegelt? Klauß jedenfalls ist überzeugt, "dass wir einen guten Schritt nach vorne machen konnten".

Die Systemfrage – und was wird aus Hack?

Der Paradigmenwechsel hatte sich bereits Ende der letzten Saison abgezeichnet. Statt im 4-2-3-1 wie über weite Strecken der Spielzeit stellte Klauß auf ein Spielsystem mit Doppelspitze um. Und jetzt? Alles scheint darauf hinzudeuten, dass Taktikfachmann Klauß ein 4-4-2 mit Mittelfeldraute beziehungsweise ein 4-3-1-2 präferiert. In den Testspielen übte er zwar verschiedene Varianten ein, die grundlegende Ausrichtung war jedoch ähnlich. Ein Verfechter der Viererkette ist Klauß ohnehin, mit Mats Möller Daehli verfügt er über den nötigen klassischen Zehner.

Was – zumindest aktuell – für das System fehlt, sind die Optionen für den Doppelsturm. Youngster Erik Shuranov kristallisiert sich immer mehr als Startelfkandidat heraus. Daneben könnte aufgrund der nach wie vor vorhandenen Verletzungsproblematik im Angriff zunächst Robin Hack auflaufen. Für den 22-Jährigen, vielleicht der talentierteste Spieler im Kader, ist das System aber durchaus problematisch.

Seine Stärken kann der schnelle Offensivmann am besten über die Außenbahn entfalten, die Rolle des klassischen Flügelstürmers gibt es derzeit aber nicht beim Club. Klauß wird sich also etwas einfallen lassen müssen, um seinen Unterschiedsspieler nicht zu „verschenken“.

Fazit: Was ist drin?

Die Hoffnungsträger für die anstehende Saison sind keine Neuzugänge. Viel eher erwartet man sich beim Club den nächsten Schritt von Eigengewächs Shuranov, der sein Potenzial zum Ende der Saison andeutete, sowie von Spielmacher Möller Daehli in seiner ersten vollständigen Spielzeit beim FCN. Zudem hoffen die Verantwortlichen, dass die beiden Langzeitverletzten der Vorsaison, Felix Lohkemper und Pascal Köpke, nach Rückkehr wieder an ihr altes Leistungsniveau anknüpfen können.

Fragezeichen sind aber ebenfalls vorhanden: Reicht die Substanz im Angriff und auf den Außenverteidigerpositionen aus? Kann Torwart Christian Mathenia seine zu hohe Zahl an schwachen Spielen zurückschrauben? Und vor allem: Gelingt Robert Klauß in seinem zweiten Jahr als Cheftrainer eine Weiterentwicklung?

Große Konkurrenz in der Liga

Gerade von letzterer Frage dürfte viel abhängen. Klauß hat als extrem junger Coach trotz Schwächephase das Vertrauen der Verantwortlichen bekommen, jetzt muss er aber auch liefern und mit der zweifellos begabten Mannschaft den nächsten Schritt gehen. Dass dieser nächste Schritt gleich Aufstieg heißt, ist aber höchst unwahrscheinlich.

Zu stark ist die Liga in dieser Saison mit den Schwergewichten aus Bremen, Gelsenkirchen und Hamburg bestückt, hinzu kommen ambitionierte Teams wie Fortuna Düsseldorf, Holstein Kiel oder der FC St. Pauli. Eine deutliche Verbesserung des elften Tabellenplatzes aus dem Vorjahr sollte aber in jedem Fall der Maßstab sein, an dem sich Klauß wird messen lassen müssen. Die Voraussetzungen dafür sind da.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
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