Afrikanische Schweinepest Nürnberger Tiergarten fürchtet um seltene Tiere
Zwei von nur noch wenigen Tausend Hirschebern weltweit leben im Nürnberger Tiergarten. Weil die Afrikanische Schweinepest durch Europa zieht, schlägt der Zoo nun Alarm. Auch Besucher können die Tiere schützen.
Der Tiergarten in Nürnberg sorgt sich um seine Hirscheber. Grund dafür ist das Ausbreiten der Afrikanischen Schweinepest, wie der Tiergarten mitteilt. Ein Pärchen der gefährdeten Schweineart lebt in Nürnberg. Für sie und andere Schweine wäre eine Infektion mit der Pest tödlich.
Der Verlust eines jeden Tieres erschwere die Versuche, die Art zu retten, schreibt der Tiergarten in einer Pressemitteilung. „Mit der Afrikanischen Schweinepest haben wir zum ersten Mal eine Bedrohung, die zeitgleich die Wildpopulation und die sogenannte Reservepopulation in den Zoos betrifft“, sagt der stellvertretende Direktor des Tiergartens Nürnberg Jörg Beckmann. Heimisch sind die Hirscheber auf der indonesischen Insel Sulawesi.
Sorge um Afrikanische Schweinepest in Tiergarten Nürnberg
Neun Zoos in Europa beherbergen derzeit 42 Babyrousa celebensis, wie die Tiere mit wissenschaftlichem Namen heißen. Die Zoos züchten gefährdete Arten, um einen gesunden Bestand der Tiere außerhalb ihres natürlichen Lebensraumes zu bewahren und im schlimmsten Fall – wie bei den Hirschebern – ihr Aussterben zu verhindern.
Für Menschen und andere Tierarten ist die Afrikanische Schweinepest ungefährlich. Ursprünglich trat sie bei wildlebenden Schweinearten in Afrika auf. 2007 gelangte das Virus vermutlich über Zecken nach Georgien und hat sich von dort bis nach Russland, Weißrussland und die Ukraine ausgebreitet.
2014 erreichte es die Europäische Union, im September 2020 bestätigte sich der erste Fall bei einem Wildschwein in Brandenburg, im Juli 2021 bei Hausschweinen im selben Bundesland. Inzwischen ist die Seuche zusätzlich in Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern angekommen.
Afrikanische Schweinepest verbreitet sich in Europa
Übertragen wird das Virus durch direkten Kontakt mit einem infizierten Tier, über Blut oder wenn die Schweine Fleischprodukte fressen, die von infizierten Tieren gewonnen wurden, wie weggeworfene Wurstbrötchen im Wald. Das Virus kann auch mehrere Wochen auf einem Tierkadaver überleben oder über Werkzeuge, Fahrzeugreifen, Schuhe und andere Kleidungsstücke zu einem neuen Wirt gelangen.
So besteht die Gefahr, dass auch Schweine in menschlicher Obhut mit dem Virus in Kontakt kommen. Entsprechend streng sind die Vorgaben der zuständigen Behörden, wenn es in einem Betrieb zu einem Ausbruch kommt. In der Regel müssen dann Hunderte bis Tausende Tiere getötet werden.
Dass ein Besucher die Krankheit in den Tiergarten hineintrage, sei aktuell noch unwahrscheinlich, sagt Beckmann im Gespräch mit t-online, da bisher keine Fälle in Bayern registriert wurden. Zur Vorsicht gelte im Zoo schon seit längerem ein striktes Fütterungsverbot, das konsequent umgesetzt werde.
Institut arbeitet an Impfung gegen Afrikanische Schweinepest
Mitarbeiter des Friedrich-Löffler-Instituts, das im Auftrag der Bundesrepublik in Sachen Tiergesundheit forscht, arbeiten zudem an einem Impfstoff gegen. Ziel ist, die Seuche über eine Schluckimpfung für wildlebende Schweine einzudämmen – eine erfolgreiche Strategie beim letzten Ausbruch der Gewöhnlichen Schweinepest im Jahr 2009.
Für den Hirscheber, das Visayas-Pustelschwein und andere gefährdete Schweinearten könnte die Impfung ein wesentlicher Baustein sein, um deren Aussterben in Zoos wie in der Natur zu verhindern.
- Gespräch mit Jörg Beckmann
- Pressemitteilung der Stadt Nürnberg