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Scharfe Kritik an Krone-Schmalz-Auftritt in Heidelberg


Veranstaltung einer Lokalzeitung
Scharfe Kritik an Krone-Schmalz-Auftritt in Heidelberg

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Von Michael Ströbel

Aktualisiert am 12.01.2023Lesedauer: 3 Min.
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Klaus Welzel (l.) und Gabriele Krone-Schmalz auf der Bühne im Theater Heidelberg: Der Chefredakteur der Rhein-Neckar-Zeitung und die Buchautorin und Journalistin sprechen vor 300 Gästen.Vergrößern des Bildes
Klaus Welzel (l.) und Gabriele Krone-Schmalz auf der Bühne im Theater Heidelberg: Der Chefredakteur der Rhein-Neckar-Zeitung und die Journalistin sprachen vor 300 Gästen. (Quelle: Michael Ströbel)

Osteuropa-Experten sind erboßt: "Gabriele Krone-Schmalz ist ein Sprachrohr Putin'scher Propaganda", kritisert eine Professorin den Auftritt in Heidelberg.

Sie hat es schon wieder getan: Das "RNZ-Forum" der Heidelberger Rhein-Neckar-Zeitung (RNZ) mit Gabriele Krone-Schmalz sorgt unter Osteuropa-Wissenschaftlern für Entsetzen. Chefredakteur Klaus Welzel habe es versäumt, der ehemaligen ARD-Korrespondentin in Moskau und streitbaren Autorin diverser Russland-Bücher die passenden Fragen zu stellen. Die Vorwürfe gegen Krone-Schmalz wiegen schwer: Sie sei ein "Sprachrohr Putin'scher Propaganda", sagt Tanja Penter, Heidelberger Professorin für osteuropäische Geschichte.

Auch ihr Tübinger Kollege Klaus Gestwa ist fassungslos über Krone-Schmalz' Aussagen zu Angriffen auf kritische Infrastruktur. "Ihre Kernaussage ist dieselbe wie Putins. Nämlich: Die Ukraine habe mit den Infrastrukturangriffen angefangen, was die westliche Berichterstattung verschweige", sagte er t-online. Krone-Schmalz betreibe damit nichts anderes als eine Schuld-Last-Umkehr. "Sie macht sich damit zur deutschen Synchronstimme Putins", so der Tübinger Osteuropaforscher.

Gestwa findet das "skandalös, auch weil Welzel – ein doch erfahrener Chefredakteur – hierbei nicht nachgehakt habe, sondern die Autorin mit ihrem Putin-Echo einfach davonkommen ließ." Kein Wort verliere sie "über das brutale Ausmaß der seit Monaten gezielten menschenverachtenden Raketen- und Drohnenwelle, die vor allem in den Millionenstädten Kiew, Charkiw und Odessa immer wieder zu massiven Stromausfällen führen." Das betreffe auch Krankenhäuser und mache ein geregeltes Leben in den betroffenen Gebieten unmöglich.

Krone-Schmalz' geschickte Strategie

Zudem hätten die russischen Angriffe auf die Infrastrukturen schon am ersten Kriegstag begonnen. "Herr Welzel hätte leicht recherchieren können, dass schon am 20. August über 900 Krankenhäuser in der Ukraine beschädigt und 123 komplett zerstört worden waren", sagt Gestwa.


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"Warum wird auf dem Podium in Heidelberg diese perfide Strategie des Kremls nicht thematisiert?"


Prof. Klaus Gestwa


Der renommierte Wissenschaftler weiter: Es gehe "Moskau offensichtlich darum, die Kälte und Dunkelheit als Kriegswaffen zu nutzen", darum, den Durchhaltewillen der Ukrainer zu brechen und durch Fluchtbewegungen die EU unter Druck zu setzen. "Warum wurde auf dem Podium in Heidelberg diese längst bekannte perfide Strategie des Kremls nicht thematisiert?"

Besonders entsetzten Gestwa Krone-Schmalz' Behauptungen zu den umkämpften Gebieten in der Ostukraine. Eine Szene, "die aber zugleich die Inszenierungsstrategie offenbart", findet Gestwa. Diese drehe sich darum, "dass wir angeblich zu wenig über die umstrittenen und umkämpften Gebiete in der Ostukraine gehört hätten."

Was dabei völlig außer acht gelassen werde sei die Tatsache, "dass keine kritischen westlichen Journalisten in die sogenannten Volksrepubliken gelassen wurden", so Gestwa. "Es war also die dubiose Führung dieser kleptokratisch organisierten Mafia, die kein Interesse an einer kritischen Berichterstattung hatte und diese darum gezielt unterband." Dazu gebe es gute Forschungsliteratur, die Krone-Schmalz "aber nicht kennt oder sogar ignoriert."

Heidelberger Osteuropa-Forscherin entsetzt

Auch Tanja Penter, Heidelberger Professorin für osteuropäische Geschichte, macht im Gespräch mit t-online deutlich, dass es "aus Sicht der gesamten Osteuropa-Wissenschaftler-Community nötig" sei, Krone-Schmalz vehement zu widersprechen. Gerne hätte sie auch als Gast selbst die Veranstaltung besucht und anschließend kommentiert. Das sei ihr jedoch verwehrt worden, mit der Begründung, dass das Event bereits restlos ausgebucht sei.


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"Wenn sie sagt, Putin hat gar kein Interesse, den Krieg weiterzuführen, dann macht sie sich zum Sprachrohr von Putinscher Propaganda"


Prof. Tanja Penter


"Was man Gabriele Krone-Schmalz vorwerfen kann, ist ihr Vorgehen: Sie präsentiert sich als Expertin – und sie ist ja auch promovierte Osteuropahistorikerin –, aber sie scheint die Methoden und Standards wissenschaftlichen Arbeitens weder in ihren Büchern noch in ihren Vorträgen zu berücksichtigen." Um wissenschaftlich zu arbeiten, müsse sie sich "mit der bestehenden Forschung auseinandersetzen, um dieser dann gegebenenfalls mit entsprechenden Argumenten und Belegen zu widersprechen". Dies tue Krone-Schmalz aber nicht.

Russische Propaganda mit Krone-Schmalz-Video

"Wenn sie sagt, Putin habe gar kein Interesse, den Krieg weiterzuführen, und Putin habe gar keine Intentionen, die Ukraine zu vernichten, das sei eine Dämonisierung und der eigentliche Aggressor sei der Westen, insbesondere die USA und die Nato, dann macht sie sich zum Sprachrohr von Putinscher Propaganda", resümiert die Wissenschaftlerin.

"Gabriele Krone-Schmalz nimmt möglicherweise gar nicht wahr, dass sie selbst von der russischen Propaganda instrumentalisiert wird", meint Penter. Von Forscherinnen aus der Politikwissenschaft wisse sie, "dass Frau Krone Schmalz' Aussagen in russischen Telegram-Kanälen zur Legitimierung von Putins Kriegspolitik zitiert und instrumentalisiert" werden.

"Insbesondere das Video ihres Vortrags vor der VHS Reutlingen scheint dort häufig geteilt zu werden." Eine solche problematische Instrumentalisierung müsse Krone-Schmalz zumindest zu denken geben, meint die Heidelberger Professorin.

Verwendete Quellen
  • Besuch der Veranstaltung "RNZ-Forum"
  • Telefonat mit Prof. Tanja Penter, Uni Heidelberg
  • Schriftliche Anfrage bei Prof. Klaus Gestwa, Uni Tübingen
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