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Hannover 96: Chaos um Martin Kind – ist er noch Geschäftsführer?


Chaos bei Hannover 96
Was ist da eigentlich los?


28.07.2022Lesedauer: 4 Min.
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Martin Kind: der 78-Jährige ist einer der Verantwortungsträger beim Zweitligisten Hannover 96.Vergrößern des Bildes
Martin Kind: Der 78-Jährige ist einer der Verantwortungsträger beim Zweitligisten Hannover 96.

Bei Hannover 96 herrscht wieder einmal Chaos. Ist Martin Kind noch Geschäftsführer oder nicht? Fragen und Antworten.

In einer knappen Pressemitteilung bestätigte Hannover 96 am Mittwochabend, dass Martin Kind als Geschäftsführer der Profisparte abberufen worden sei. Der Mann, der seit 1997 als Vereinspräsident und Geschäftsführer das Gesicht des Klubs ist, soll also von heute auf morgen nichts mehr zu sagen haben. Angeblich steht sogar sein Nachfolger schon in den Startlöchern.

Hintergrund: Hannover 96 ist in zwei Abteilungen gegliedert. In den e.V. (eingetragenen Verein) auf der einen sowie die Profisparte auf der anderen Seite. Kind war bis 2019 Vereinspräsident, dann löste ihn Sebastian Kramer in dieser Funktion ab. Seitdem ist Kind "nur" noch Geschäftsführer der ausgegliederten Profiabteilung. Und das scheint er auch immer noch zu sein.

Roland Frobel, Aufsichtsratsmitglied von Hannover 96, sagte zu t-online: "Das war ein Beschluss des Vereins, aber die Abberufung ist nicht ins Handelsregister eingetragen worden. Mit anderen Worten: Martin Kind ist Geschäftsführer." Weitere Aussagen Frobels lesen Sie hier.

Doch welche Bedeutung hat das Dilemma nun für den Klub und wie soll es weitergehen? t-online gibt einen Überblick.

Von wem kann Kind abgesetzt werden?

Um Kind als Geschäftsführer der Profiabteilung abzusetzen, muss wohl der Aufsichtsrat des Gesamtvereins zustimmen. Unter den vier Aufsichtsratsmitgliedern ist eine 3:1-Mehrheit von Nöten. Wie Frobel erklärte, ist diese Mehrheit im Aufsichtsrat jedoch nicht vorhanden. Deswegen geht die Kind-Seite juristisch gegen die Abberufung vor.

Wie kann sich die Stammverein-Seite dennoch durchsetzen?

In der Pressemitteilung vom Mittwochabend ist die Rede von "wichtigen Gründen", weshalb Kind rausgeschmissen wurde. Was unter diesen "wichtigen Gründen" zu verstehen ist, ist nicht bekannt. Klar ist aber: Diese Gründe scheinen das einzige Szenario zu sein, bei dem der e.V. Kind ohne Zustimmung des Aufsichtsrats abbestellen dürfte.

Was sagt Kind zu seinem Rauswurf?

Der 78-jährige Unternehmer schweigt seit Mittwochabend. Jedoch gibt es mittlerweile ein Statement des Profiklubs. Darin heißt es: "Der gemäß der Satzung der Hannover 96 Management GmbH für die Abberufung und Bestellung von Geschäftsführern zuständige Aufsichtsrat der Hannover 96 Management GmbH ist über dieses Vorgehen nicht informiert. Nur dieser Aufsichtsrat ist laut Satzung der Hannover 96 Management GmbH und laut dem 96-Vertrag zur Berufung und Abberufung von Geschäftsführern berechtigt. Die Wirksamkeit des Beschlusses über die Abberufung des Geschäftsführers wird rechtlich geprüft."

Noch Anfang Juli hatte Kind im Interview mit t-online über seine Nachfolge gesprochen: "Es ist elementar, den Übergang der Verantwortung zu organisieren. Der erste Versuch ist gescheitert, demnächst wird es mit dem e.V. neue Entscheidungen geben." In einem ersten Versuch wollte Kind Robert Schäfer als seinen Nachfolger installieren. Den hat der e.V. jedoch schon im vergangenen Jahr entschieden zurückgewiesen. Einen Zeitplan, bis wann ein qualifizierter Nachfolger feststehen soll, gab es nicht.

Was bedeutet die Situation finanziell für den Klub?

Die finanziellen Folgen sind bisher schwer abzusehen. Klar ist: Noch vor der Saison haben die drei Gesellschafter, zu denen neben Kind noch Immobilien-Guru Gregor Baum und Drogerie-Riese Dirk Rossmann zählen, einen hohen Anteil in die neue Mannschaft investiert. Sollte Kind nicht mehr Geschäftsführer der Profisparte sein, ist es sehr wahrscheinlich, dass sich auch Rossmann und Baum zurückziehen werden.

Außerdem heißt es, Kind und Rossmann hätten vor der kürzlich begonnenen Saison mithilfe eines Darlehens in Höhe von 2,8 Millionen Euro das Leistungszentrum finanziert. Gut möglich, dass die Investoren nun ihr Geld zurück haben möchten. Und dann stellt sich die Frage, wer die Summe zahlen kann.

Warum passiert das genau jetzt?

Das ist die große Frage. Seit rund zwei Jahren versucht Sebastian Kramer als Vereinspräsident, Martin Kind aus seinem Amt zu befördern. Bisher jedoch ohne Erfolg. Warum der jetzige Zeitpunkt gewählt wurde, ist daher höchst fragwürdig. Zumal im Klub gerade etwas Ruhe eingekehrt war. Es wurde eine schlagkräftige Mannschaft zusammengestellt, die Arbeit zwischen Manager Marcus Mann und Trainer Stefan Leitl scheint gut zu laufen. Eine ausführliche Stellungnahme von der Stammverein-Seite ist bisher ausgeblieben.

Wie reagieren die Fans?

Sehr gespalten. Wie der gesamte Verein ist auch die Fanszene in ein Pro- und Kontra-Kind-Lager aufgeteilt. Generell gibt es besonders in der hannoverschen Ultraszene viele Anhänger, die gegen den langjährigen Vereinspräsidenten eingestellt sind. So sind regelmäßig in Heimspielen "Kind muss weg"-Schlachtrufe zu hören. Bei den Pro-Kind-Fans macht sich nun große Angst breit. Bevor der 78-Jährige die "Roten" übernommen hatte, dümpelte der Klub aus der Hauptstadt Niedersachsens in der Regionalliga herum. Viele haben die Befürchtung, dass es ohne Kind nun auch wieder dorthin gehen könnte.

Wie reagieren die Promis?

Die meisten sind auf der Seite Kinds, so wie etwa Ex-Hannover-Trainer Peter Neururer: "Hoffentlich wissen die handelnden Personen genau, was die da machen und wen sie da in Zukunft ersetzen müssen", sagte Neururer der "HAZ". Sorgen um seinen Herzensverein macht sich auch Edelfan und Ex-Tennisprofi Nicolas Kiefer via Twitter: "Ohne Martin Kind hätten wir kein überragendes Stadion und nicht dieses großartige Umfeld."

Steffen Krach, Regionspräsident von Hannover, sagte: "Ich bin ja selten sprachlos, aber gerade bin ich genau das. Ich kann nur hoffen, dass alle Beteiligten wirklich im Sinne von Hannover 96 handeln."

Dieter Schatzschneider, Rekord-Torjäger des Zweitligisten und seit jeher enger Kind-Vertrauter, sagte gewohnt deutlich: "Wenn dieser Vorstand jetzt die Profis übernimmt, ist das das Ende des Profifußballs von Hannover 96." Der 64-Jährige weiter: "Ich bin sauer, weil immer nur draufgehauen wird auf Martin Kind, gerade vom Vorstand des Gesamtvereins."

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
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