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Hannover-96-Präsident Martin Kind: "Den Ehrgeiz habe ich sicher nicht"


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Hannover-Boss Martin Kind
"Das war vielleicht ein Fehler"

  • Jannik Meyer
InterviewVon Jannik Meyer

15.07.2022Lesedauer: 5 Min.
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Der Gesprächspartner muss auf jede unserer Fragen antworten. Anschließend bekommt er seine Antworten vorgelegt und kann sie autorisieren.

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Martin Kind: Der 78-Jährige denkt noch lange nicht an den Ruhestand.Vergrößern des Bildes
Martin Kind: Der 78-Jährige denkt noch lange nicht an den Ruhestand. (Quelle: localpic/imago-images-bilder)

Kaum ein Klubboss in Deutschland ist so umstritten wie Martin Kind. Doch der 78-Jährige hält sich an der Spitze von Hannover 96. Wie lange noch?

Martin Kind eckt an, äußerte gerne seine Meinung und polarisiert. Der Präsident des Zweitligaklubs Hannover 96 ist ein bekanntes Gesicht im deutschen Fußball.

Neben seinen Aufgaben bei den Niedersachsen ist er auch noch Unternehmer und leitet mehrere Firmen – und das alles mit 78 Jahren. Vor dem Saisonstart am heutigen Freitag seiner Hannoveraner gegen den 1. FC Kaiserslautern stand Kind Rede und Antwort.

t-online: Herr Kind, Sie sind 78 Jahre alt und immer noch im Amt. Wollen Sie der älteste Präsident der Bundesliga-Geschichte werden?

Martin Kind (78): Den Ehrgeiz habe ich sicher nicht (lacht). 78 ist ein stolzes Alter. Aber ich bin guter Gesundheit und voller Belastbarkeit. Und außerdem ist es elementar, den Übergang der Verantwortung zu organisieren. Der erste Versuch ist gescheitert, demnächst wird es mit dem e.V. (eingetragener Verein, Anm. d. Red.) neue Entscheidungen geben.

Gibt es einen Zeitplan, in dem Sie Hannover 96 übergeben möchten?

Es ergibt keinen Sinn, einen Zeitplan zu definieren, weil wir einen qualifizierten Nachfolger brauchen.

Wäre es ein guter Zeitpunkt, nach einem Aufstieg mit Hannover abzutreten?

Sollten wir bis dahin einen Nachfolger gefunden haben, sage ich: Dann wäre es ein geeigneter Zeitpunkt.

Sie sind jetzt 25 Jahre lang im Verein. Wie blicken Sie auf Ihre bisherige Amtszeit zurück?

Hannover spielte zu Beginn meiner Zeit in der dritten Liga und stand vor der Insolvenz. Damals einzusteigen war sehr mutig. Mittlerweile sind wir infrastrukturell gut aufgestellt, wenn ich an unsere Heinz von Heiden-Arena oder das Nachwuchsleistungszentrum denke. Auch sportlich hat sich viel zum Guten entwickelt. Wir sind nun 17 Jahre in der ersten oder zweiten Liga, haben zweimal europäisch gespielt.

Unser Fundament war sehr gut, das haben wir aber in den letzten Jahren etwas aus den Augen verloren. Der Grund dafür waren personelle Fehlentscheidungen. Aber nun blicken wir nach vorn und ich hoffe, dass wir jetzt mit Stabilität und Realismus den Umschwung einleiten können – hoffentlich erfolgreich.

Neben Ihrer Tätigkeit bei 96 sind Sie Geschäftsführer der Firma Kind Hörgeräte und haben weitere kleine Unternehmen. Können Sie überhaupt Ruhestand?

Ruhestand ist nicht mein Ziel. Ich bin fit, gesund und belastbar. Mir macht meine Arbeit großen Spaß, sie hält mich auch jung.

Ich bin dankbar, dass ich in den letzten 50 Jahren nicht krank war, bis ich vor Kurzem Corona hatte.

Kommen wir nun zur Zweiten Bundesliga. Wie attraktiv ist die 2. Liga in der kommenden Saison?

Die 2. Liga war in der abgelaufenen Saison durch die damaligen Absteiger Werder Bremen und Schalke 04 außergewöhnlich attraktiv. Aber auch dieses Jahr ist die Liga mit starken Mannschaften besetzt.

Was ist das Saisonziel für Hannover 96?

Wir wollen uns im oberen Drittel der 2. Liga etablieren. Klar ist aber auch: 96 gehört langfristig in die erste Liga.

Mit Fürth und Bielefeld sind die Bundesliga-Absteiger verhältnismäßig kleinere Klubs. Es ist gut möglich, dass in der nächsten Saison wieder ein großer Verein absteigt. Ist die Chance in diesem Jahr so groß wie nie, in die Bundesliga zurückzukehren?

Das würde ich nicht an den Wettbewerbern festmachen, wir müssen auf uns schauen. Wir haben in dieser Saison eine klare Strategie, die wir vor der Saison erarbeitet haben. Beispielsweise haben wir bis auf eine Ausnahme nur Spieler unter 25 Jahren verpflichtet.

Mit dem Trainer Stefan Leitl und den neuen namhaften Spielern: Muss es da nicht der Anspruch sein, in die Bundesliga zurückzukehren?

Das kann man denken, aber sicher nicht als Ziel definieren.

Wie konnte mit Leitl ein sehr ambitionierter Trainer für die 2. Liga gewonnen werden?

Da müssen Sie ihn fragen, nicht mich (lacht). Hannover 96 ist national eine sehr anerkannte Marke. Sportdirektor Marcus Mann und ich haben uns schnell auf Leitl fokussiert, Herr Mann hat die Gespräche übernommen. Er ist ein Trainer, der eine klare Fußballphilosophie verinnerlicht hat und auch rhetorisch stark ist. Er hat eine hohe Akzeptanz in der Mannschaft.

Zum Auftakt geht es für Hannover nach Kaiserslautern, dann gegen St. Pauli. Wie zufrieden sind Sie mit dem Auftaktprogramm?

Kaiserslautern ist aufgestiegen und eine bekannte Fußballmarke in Deutschland. Wir freuen uns auf das Spiel und wollen da gewinnen. Es ist ein Freitagsspiel, das deutschlandweit übertragen wird. Umso schöner wäre es, wenn wir gewinnen und attraktiven Fußball spielen. Auch das Spiel gegen St. Pauli wird im Free-TV übertragen. Da erwarte ich eine Unterstützung durch die Zuschauer und die Fans. Schön wäre es, wenn wir die ersten beiden Spiele mindestens nicht verlieren, besser beide gewinnen.

In diesem Sommer haben einige Fußballvereine – darunter auch Hannover 96 – die Ticketpreise angehoben. Was sind aus Ihrer Sicht dafür die Gründe?

Wir haben die Preise über viele Jahre hinweg nicht erhöht. Das war vielleicht ein Fehler, weil man dann irgendwann deutliche Entscheidungen treffen muss. Wir haben sie immer noch moderat getroffen, aber sie waren notwendig. Drei Jahre lang haben wir nur Verluste erwirtschaftet. Auch das ist ein Grund für die Erhöhung. Dennoch muss man sich auch immer bewusst sein, dass die Finanzierung eines Bundesliga-Klubs maximal 20 Prozent durch Ticketing-Einnahmen sichergestellt wird. Die anderen Positionen sind bedeutsamer.

Bei Hannover zahlt der Fan für einen Sitzplatz in der 2. Bundesliga teilweise 42 Euro. Ist das nicht deutlich zu viel?

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Ich glaube, unser Weg – die Preise nicht gleich um 20 Prozent zu erhöhen, sondern auf moderate Weise – ist gut. Hinzu kommt: Spielen wir erfolgreich, werden die Leute auch bei den Preisen ins Stadion kommen. Außerdem sind wir im Vergleich der 2. Liga preistechnisch im Mittelfeld. Wenn Sie ins Rockkonzert zu Bruce Springsteen gehen, beginnen die Preise bei 299 Euro (lacht).

In der letzten Saison hatte Hannover 96 mit einem herben Zuschauerschwund zu kämpfen. Wie kann dem Trend entgegengewirkt werden?

Ganz einfach: Wir müssen sportlich erfolgreich sein. Außerdem müssen wir überlegen: Wie kann man den Besuch eines Fußballspiels noch attraktiver machen? Die Überlegungen gehen über das reine Spiel hinaus. In Deutschland stoßen solche Varianten bisher zwar auf Ablehnung. Aber ich bin mir sicher, dass wir da bald zu neuen Überlegungen kommen müssen. Welche das sind, darüber möchte ich nicht reden.

Verwendete Quellen
  • Persönliches Interview mit Martin Kind in Großburgwedel
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