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Radikaler Protest bei Hertha – die Fans handeln nur konsequent


Radikale Fan-Proteste
Ein Schlag ins Gesicht

  • Noah Platschko
MeinungVon Noah Platschko

04.02.2024Lesedauer: 2 Min.
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Fans von Hertha BSC warfen am Samstagabend Tennisbälle auf das Spielfeld – und sorgten für eine lange Unterbrechung.Vergrößern des Bildes
Fans von Hertha BSC warfen am Samstagabend Tennisbälle auf das Spielfeld – und verursachten eine lange Unterbrechung. (Quelle: IMAGO/Michael Taeger)

Seit Wochen protestieren Fans in den Stadien gegen Investoren in der Bundesliga. Sie sorgen für Spielunterbrechungen, sie nerven – und handeln doch nur konsequent.

Wer am Samstagabend der Partie Hertha BSC gegen den Hamburger SV beiwohnte, der hatte hoffentlich warme Klamotten dabei. Denn aufgrund von Protest, dem in Form von aufs Spielfeld geschossenen Tennisbällen Ausdruck verliehen wurde, musste die Zweitligapartie für satte 32 Minuten unterbrochen werden (Mehr dazu lesen Sie hier).

Die Proteste in der Liga, sie gehören mittlerweile zur gewohnten Regelmäßigkeit. Ob mit Plakaten, kollektivem Schweigen, Schmährufen oder Goldtalern: Die Fans wollen wahrgenommen werden und stören bewusst den regulären Ablauf auf dem Platz. Es ist ihr gutes Recht – und nur konsequent. Die Störaktionen im Berliner Olympiastadion uferten aus, hätten beinahe zu einem Spielabbruch geführt. Dabei war es keinesfalls ein rein selbstgerechtes Vorgehen, sondern eine bis an die Schmerzgrenze durchgeführte legitime Protestaktion.

Denn nur Protest, der wirklich wehtut, bekommt die entsprechende Aufmerksamkeit. Die Hertha-Fans in der Berliner Ostkurve sendeten eine klare Botschaft: Sie haben Angst um die Zukunft der Liga und der Vereine. Sie sorgen sich um einen ausgeglichenen Wettbewerb, um Mitbestimmung, kurzum: um IHREN Fußball.

Nun ist es so eine Sache mit dem beliebtesten Sport in Deutschland. Wem gehört der Fußball? Allen und auch niemandem. Wie viel Protest ist zu viel? Die Herthaner Anhänger machten am Samstag deutlich, dass sie auch einen potenziellen Spielabbruch in Kauf genommen hätten. Auf Kosten jener Fans, die in Ruhe ein Fußballspiel im Stadion gucken wollten. Jener Fans, die zu Hause vor den Bildschirmen saßen. Und jener Fans, die in den Störern gerne Menschen sehen, die sie abfällig als "unverbesserliche Chaoten" denunzieren. Doch ihr radikales Vorgehen ist so nervig wie wichtig, erhöht es doch die Chance, wahrgenommen zu werden, im sich immer weiter drehenden Rad der fortschreitenden Kommerzialisierung.

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Tore
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Schüsse aufs Tor
5
7
Schüsse gesamt
16
317
Gespielte Pässe
523
76,34 %
Passquote
86,62 %
38,50 %
Ballbesitz
61,50 %
42,71 %
Zweikampfquote
57,29 %
21
Fouls / Handspiel
13
2
Abseits
2
4
Ecken
6

Man kann, darf und muss streiten. Aber dazu muss man gehört werden. Viele Fans der Basis fühlen sich ignoriert – und das seit Jahren. Als die Montagsspiele in der Bundesliga eingeführt wurden, protestierten Anhänger der Klubs – mit Erfolg. Der neue TV-Rechte-Vertrag bescherte jedoch zehn Partien am späten Sonntagabend, eine für Auswärtsfahrer ähnlich unfreundliche Zeit. Ein weiterer Schlag ins Gesicht.

Der kommende, ab der Saison 2025/2026 geltende Vertrag beinhaltet nun sogar fünf weitere Sonntagsspiele um 19.30 Uhr. Offiziell, um die international vertretenen Klubs zu entlasten. Für viele Stadionbesucher bedeutet der Vertrag aber eine weitere Zersplitterung des Spieltags. Die fanfreundliche Anstoßzeit am Samstag um 15.30 Uhr, sie wird immer bedeutungsloser – und damit auch die Interessen der Fans. Sie sind nicht mehr von Relevanz. Der Pay-TV-Zahler am Bildschirm ist für die DFL wichtiger als der Stimmung machende Fan im Stadion. Dabei sind sie für das "Produkt" Bundesliga unersetzlich. Nimmt die DFL den Protest nicht ernst, wird sie ein böses Erwachen erleben.

Der in einer geheimen, intransparenten Abstimmung Mitte Dezember beschlossene Investoreneinstieg bei der DFL erhöhte den Frust ob der Ignoranz des Verbands – und war der Startschuss der andauernden Proteste. Er wird weitergehen. Mit Recht.

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