Erneute Dynamo-Krawalle Fanforscher: Liga-Ausschluss wäre eine "Bankrotterklärung"
Nach dem Ausschluss aus dem DFB-Pokal und den erneuten Krawallen in Bielefeld mehren sich die Stimmen, Dynamo Dresden sogar aus der Liga zu werfen. Davon hält der renommierte Fanforscher und Sportsoziologe Gunter A. Pilz nichts. Pilz hat sich eindeutig gegen einen Ausschluss von Dynamo Dresden aus der 2. Fußball-Bundesliga ausgesprochen.
"Das wäre schlicht und ergreifend dümmlich und eine Bankrotterklärung", sagte Pilz: "Selbst wenn man den Verein ganz schließen würde, wäre das Problem immer noch da. Diese Idee sollte ganz schnell wieder in der Schublade verschlossen werden."
Schwierige Suche nach wirksamen Konsequenzen
Nach den Ausschreitungen rund um das Spiel bei Arminia Bielefeld am Freitag (1:1) "müssen andere Konsequenzen gezogen werden", sagte der Fanforscher: "Nur der Verein kann mit noch so viel Willen solch ein Problem nicht lösen - selbst 1000 Polizisten konnten das nicht." Nach Angaben der Polizei hatten Dresdner Hooligans "eine Spur der Gewalt vom Bahnhof bis zum Stadion" hinterlassen. 17 Polizisten wurden dabei verletzt, zwei von ihnen schwer, mehrere Autos und Einsatzwagen wurden demoliert, ein Kino und ein Supermarkt überfallen.
"Das sind ja keine Fans, die interessiert der Fußball überhaupt nicht", sagte Pilz: "Die fahren dahin und wollen ihren Zoff ausleben." Dynamo, das laut Pilz in den vergangenen Jahren "unheimlich viel bewegt" habe, könne "ja niemandem die Fahrt nach Bielefeld verbieten".
Dynamo-Boss: "Das sind Kriminelle"
Die Dresdner allerdings sehen sich mittlerweile nicht mehr in der Lage, des Problems alleine Herr zu werden. "Fakt ist, wir als Verein sind völlig überfordert mit dem, was vor dem Stadiontor passiert", sagte Dynamo-Präsident Andreas Ritter im Interview mit MDR 1 Radio Sachsen und befürwortete ein härteres Vorgehen der Polizei gegen die eigenen gewaltbereiten Fans: "Ich will, dass die Polizei ganz intensiv gegen die Straftäter vorgeht. Hier muss rigoros vorgegangen werden. Die Leute müssen festgesetzt werden. Das sind Kriminelle."
Arminia Bielefelds Geschäftsführer Marcus Uhlig hatte ins Gespräch gebracht, ob "in letzter Konsequenz" nicht das Tabu gebrochen werden müsse, zu diskutieren, "einen Klub auch vom Spielbetrieb auszuschließen". Der DFB hatte Dresden unter Druck gesetzt und eine "sofortige Reaktion" gefordert - zu einem eventuellen Strafmaß äußerte sich der Verband bislang nicht.