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Schalke 04: Reiner Calmund erklärt – so bekommt Schalke Ralf Rangnick


Reiner Calmund
Nur so bekommt Schalke Ralf Rangnick

MeinungEin Gastbeitrag von Reiner Calmund

Aktualisiert am 20.03.2021Lesedauer: 4 Min.
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Hoffnungsträger: Ralf Rangnick steht vor der Rückkehr zum FC Schalke 04.Vergrößern des Bildes
Hoffnungsträger: Ralf Rangnick steht vor der Rückkehr zum FC Schalke 04. (Quelle: imago-images-bilder)

Den langjährigen Bundesliga-Funktionär verbindet eine ganz besondere Beziehung mit dem FC Schalke 04. Hier schreibt er über die Situation bei den Königsblauen – und zeigt auf, was nun getan werden muss.

Mein erster richtiger Lieblingsverein war ja Schalke 04. Und viele wissen gar nicht, dass ich auch heute noch große Sympathien für den Verein hege, zu dem mich mein Vater gebracht hatte. Er hat damals im Kohletagebau gearbeitet.

Jetzt schnappt Schalke schon seit Monaten nach Luft wie ein gestrandeter Fisch. Und es scheint kein Ende des Dramas absehbar. Zwar ist der Klassenerhalt theoretisch noch möglich. Doch sind wir ehrlich: Es wäre das größte aller blau-weißen Wunder – und ich bin sicher: alle Realisten unter den Schalkern, ob Profis, Klubführung oder Fans, träumen von diesem Ausgang schon nicht mehr.

Es gibt ein großes "Aber": Die Schulden

Um in die Erfolgsspur zurückzukehren, sind deutliche Kursänderungen erforderlich. Es gibt Bereiche, in denen dieser wunderbare Traditionsklub immer noch höchstes Niveau repräsentiert. Nehmen wir nur die Arena mit ihrer kompletten Infrastruktur aus Hotelkomplex, Gesundheitszentrum oder der Knappenschmiede. Dazu diese Arena. Und in Planung ist auch das angrenzende Areal auf dem Berger Feld mit zusätzlich elf Plätzen plus neuer Geschäftsstelle.

Jetzt kommt das große "Aber": Trotz der hervorragenden Infrastruktur darf man nicht vergessen, dass im Endeffekt über 200 Millionen Euro Schulden auf dem Schalker Deckel stehen. Natürlich ist die riesige Anlage wesentlich wertvoller, trotzdem drücken die Schulden und Zinsen erheblich.

Ich drücke Schalke 04 alle Daumen und Zehen, dass eine schnelle Rückkehr in die Bundesliga gelingt. Der Kaufmann in mir sagt aber: Schalke wird nicht umhinkommen, sich in eine Kapitalgesellschaft umzuwandeln, um im Spitzenfußball konkurrenzfähig zu bleiben.

Ralf Rangnick hat seine Fähigkeiten bereits bewiesen

In meinen Augen wäre als ganz wichtiger erster Schritt die Verpflichtung von Ralf Rangnick eine goldrichtige Entscheidung. Doch ich bin sicher: Rangnick lässt sich nur locken, wenn ihm sämtliche sportliche Kompetenzen zugesichert werden. Mit seinem Team wird er die Dinge umsetzen. Dazu braucht es auch die Garantie einer längerfristigen finanziellen Unterstützung.

Wäre Schalke 04 nicht Schalke 04, dann könnte in den kommenden Tagen eine geradezu romantische Fußballgeschichte erzählt werden. Rangnick, der für viele Königsblaue den Wunsch nach langfristig wirkender und seriöser Fußballarbeit verkörpert wie kein anderer, würde als neuer Sportvorstand vorgestellt werden. Er ist ganz klar der Wunschkandidat einer breiten Mehrheit, demnach müsste der Aufsichtsrat alles daran setzen, ihn so schnell wie möglich zu verpflichten, zumal Rangnick auch noch zum engeren Favoritenkreis als Nachfolger von Bundestrainer Jogi Löw gehört.

Vier Voraussetzungen müssen erfüllt werden

In Hoffenheim und Leipzig bewies Rangnick bereits, dass er ein Projekt zielgerichtet vorantreiben kann, wenn man ihm die Richtlinienkompetenz lässt. Ich will ja nicht das Bild von der Lichtgestalt bemühen. Aber mit seiner Installierung würde sich die drückende Finsternis, die derzeit über dem Klub liegt, aufhellen, die Stimmung auf einen Schlag verbessern. Um den Weg für Rangnick zu bereiten, müssten folgende Voraussetzungen erfüllt sein:

► Die Verantwortlichen müssen den Schuldenberg in den Griff bekommen, Schalke muss handlungsfähig bleiben.

► Ein wettbewerbsfähiges Team muss her, meiner Meinung nach braucht es mindestens 15 neue Spieler.

► Alle Gremien müssen loyal zusammenarbeiten.

► Ralf Rangnick erhält alle sportlichen Kompetenzen.

Sportlichen Erfolg kann man nie garantieren, aber ein mittelfristiger Wiederaufbau wäre unter den gegebenen Strukturen realistisch. Deshalb sollte im Klub auch eine Umwandlung der Profiabteilung und deren angeschlossener Bereiche (U17 bis U19) in eine Kapitalgesellschaft ruhig und zielführend diskutiert und dann auch durchgeführt werden.

Die Vereinsführung muss jetzt die Weichen stellen

Diese Entscheidung kostet keine Tradition, es gibt viele positive Vorbilder. Die sportliche Bilanz der Bundesliga-Vereine in den vergangenen 20 Jahren bestätigt, dass sich mit Bayern München (20 Teilnahmen an Uefa-Klubwettbewerben), Bayer Leverkusen (15), Dortmund (13), Stuttgart (10), Hertha BSC (8), Bremen (8), Hamburg (6), Wolfsburg (5), Frankfurt (4) und Leipzig (4) tatsächlich nur Fußball-Kapitalgesellschaften mehrmals für die europäischen Top-Wettbewerbe qualifizieren konnten. Einzige Ausnahme: Schalke (15).

Daher sage ich: Die Vereinsführung sollte bereits bei der Hauptversammlung im Juli 2021 den Mitgliedern Infos und Pläne für die Umwandlung zur Verfügung stellen. Wichtig ist, dass alles transparent über die Bühne geht. Emotionen machen den FC Schalke aus, doch angesichts der Wichtigkeit des Themas ist Nüchternheit angebracht.

Ein kompletter Tönnies-Abschied wäre unklug

Der Aufsichtsrat mit seinem Chef Jens Buchta, der mit der Rangnick-Seite jetzt Gespräche über eine Zusammenarbeit führt, braucht nun das Vertrauen der Mitglieder. Alle Überlegungen, Pläne und Entscheidungen müssen im Interesse von Schalke getroffen werden, Eifersüchteleien und Grabenkämpfe sind kontraproduktiv.

Wichtig ist zudem, dass es gelingt, ein von Wertschätzung geprägtes Verhältnis zu Clemens Tönnies zu leben. Dessen Ankündigung, in Zukunft nicht mehr in Aufsichtsrat oder Vorstand tätig zu sein, sollte man akzeptieren. Dennoch wäre es unklug, das ausgezeichnete Netzwerk von Tönnies mit seinen exzellenten Sponsorenkontakten nicht für Schalke zu nutzen. Er selbst erklärte ja schon, dass er seinen S04 weiter als Sponsor unterstützt und so oft wie möglich im Stadion beide Daumen drückt. Ein gutes, richtiges Zeichen.

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