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Bayern-Kritiker Michael Ott warnt: "Linie dürfen wir nicht überschreiten"


Bayern-Mitglied und Katar-Kritiker
"Damit habe ich nicht gerechnet"

InterviewVon Julian Buhl

Aktualisiert am 29.06.2023Lesedauer: 5 Min.
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Engagiert: Bayern-Mitglied Michael Ott auf der Jahreshauptversammlung 2022.Vergrößern des Bildes
Engagiert: Bayern-Mitglied Michael Ott auf der Jahreshauptversammlung 2022. (Quelle: IMAGO)

Der FC Bayern und der umstrittene Sponsor Qatar Airways beenden die Zusammenarbeit. Vereinsmitglied Michael Ott hat seit Jahren gegen die Partnerschaft gekämpft – und erwartet nun einen Lerneffekt.

Die Meldung sorgte am Mittwoch für Aufsehen: Der FC Bayern München und Sponsor Qatar Airways verlängern ihre Partnerschaft nicht. Mit Ende des aktuellen Vertrags am 30. Juni wird nun auch ein Schlussstrich gezogen unter die Zusammenarbeit, die über Jahre für Diskussionen gesorgt hatte.

Einer der schärfsten Kritiker des Deals war Bayern-Mitglied Michael Ott, der im Oktober 2021 einen Fan-Antrag initiiert hatte, die Partnerschaft sofort zu beenden. Auf der folgenden Jahreshauptversammlung im November eskalierte daran der Streit zwischen Klubführung und Anhängern – die Führungsetage wird für ihren Umgang mit der Thematik ausgebuht, Ehrenpräsident Uli Hoeneß sagte danach: "Das war die schlimmste Veranstaltung, die ich je beim FC Bayern erlebt habe."

Auf der Veranstaltung im Folgejahr dann attackierte Hoeneß Ott persönlich: "Sie vergessen immer, dass das der Fußballklub FC Bayern München ist – und nicht die Generalversammlung von Amnesty International!"

Nun aber endet das Sponsoring doch.

t-online: Herr Ott, wie haben Sie die Entscheidung vom FC Bayern und Qatar Airways aufgenommen, den Sponsoringvertrag zu beenden, für die Sie seit Jahren gekämpft haben?

Michael Ott: Das kam schon sehr überraschend, aber es ist umso schöner. Damit habe ich nicht gerechnet, angesichts dessen, was man in den vergangenen Wochen in der Presse lesen konnte. Auch nach meinen eigenen Eindrücken aus Gesprächen mit der Vereinsführung hatte ich eher den Eindruck, dass beim FC Bayern der Wille da war, den Vertrag zu verlängern.

Inwiefern?

Es gab im Frühling noch mal eine Gesprächsrunde von Fanvertretern und Mitgliedern der Klubführung. Dabei ging es darum, ob man nach dem Round Table im vergangenen Sommer nicht noch mal eine zweite Diskussionsveranstaltung organisiert, die für alle Fans zugänglich ist. Das wollte der FC Bayern nicht vor einer Entscheidung über eine Verlängerung. Das war ein klares Zeichen für mich, dass man den Sponsor nicht weiter verärgern will durch noch mehr schlechte Presse und den Entschluss gefasst hat, den Vertrag zu verlängern.

Die "Süddeutsche Zeitung" berichtet davon, dass angeblich nicht der FC Bayern, sondern Qatar Airways den Sponsoringvertrag beenden wollte…

Das deckt sich mit meinen Eindrücken, deshalb halte ich das nicht für überraschend. Ich will jetzt aber auch keine neuen Vorwürfe gegen den Verein vorbringen. Im Endeffekt waren wir alle bei Verhandlungen nicht dabei. Das Sponsoring ist beendet und damit soll es auch gut sein. Es wird alle im Verein freuen, dass man jetzt auch wieder mehr zur Ruhe kommen kann. Das Ergebnis ist das, was zählt. Da will ich nicht weiter Salz in die Wunden streuen.

Ist das Ende des Katar-Sponsorings auch ein persönlicher Triumph für Sie?

Es ist schon eine Bestätigung für mich, dass das, was ich gemacht habe, richtig war. Weil es am Ende zum gewünschten Ziel geführt hat, auch wenn es viel Ausdauer erfordert hat. Aber das ist bei Weitem nicht allein mein Verdienst. Die Südkurve München, also die aktive Fanszene, hat da schon viel länger im Voraus die Grundsteine dafür gelegt. Ihr gebührt deutlich mehr Dank dafür. Die ganze Geschichte zeigt, dass der Fanprotest eine Wirkung hat, wenn man ihn nachdrücklich, seriös und ausdauernd formuliert. Das ist eine sehr positive Botschaft für alle Fans, dass man in deutschen Vereinen nicht so einflusslos ist wie in anderen Ländern.

Kann die getroffene Entscheidung auch als Zeichen interpretiert werden, dass der Klub jetzt wieder mehr auf die Fans zugehen könnte?

Ich wünsche mir, dass das so ist. Und will dem FC Bayern den Vertrauensvorschuss geben, dass es ein Zugehen auf die Fans ist. Das wird sich in der Zukunft sicherlich zeigen.

Jan-Christian Dreesen hat Oliver Kahn als Vorstandsvorsitzenden abgelöst. Von ihm heißt es, er sei auch für die Fans nahbarer als sein Vorgänger. Wie ist Ihr Eindruck von ihm?

Was ich gehört habe, ist er wohl tatsächlich näher an den Anhängern dran. Und auch deutlich offener für den Umgang mit der aktiven Fanszene.

Was erwarten Sie jetzt vom FC Bayern bei der Suche nach einem Nachfolger für Qatar Airways als Sponsor?

Bestimmte Erwartungen an einen Sponsor habe ich nicht. Außer, dass man die Grundwerte des FC Bayern bei dieser Auswahl beachtet. Diese Message dürfte angekommen sein, dass das den Fans wichtig ist. Aber es ist ja nicht so, dass die Fans über jedes einzelne Sponsoring abstimmen sollten. Das kann nicht die Rolle der Fans sein. Man sollte darauf zählen, dass es bei der Vereinsführung angekommen ist, dass man sensibler vorgehen muss. Eine andere Golfairline halte ich deshalb weder für realistisch noch für vermittelbar.

Qatar Airways zahlte 25 Millionen pro Jahr. Dieses Geld fehlt dem FC Bayern zukünftig auch bei der Bezahlung neuer Stars. Nehmen Sie das als Fan bewusst in Kauf?

Der Rahmen, in dem wir handeln können, ist nun mal durch die Menschenrechte vorgegeben. Diese Rote Linie dürfen wir nicht überschreiten, deshalb lohnt es sich nicht, darüber nachzudenken, was wir verdienen könnten, wenn wir Rote Linien überschreiten. Das ist einfach der Preis, den man als Verein für moralisch verantwortungsvolles Handeln bezahlen muss.

Gleichzeitig enteilen andere Vereine wie Paris Saint-Germain, die mit Milliardensummen aus Katar finanziert werden, allerdings immer weiter. Ein schwieriger Spagat, oder?

Wir müssen als FC Bayern mit gutem Beispiel vorangehen. Wenn niemand den ersten Schritt in die richtige Richtung geht, wird sich auch nie etwas verändern. Der FC Bayern ist einer der größten Klubs der Welt und kann mit seinem Verhalten auch eine Signalwirkung entfalten. Ich habe beispielsweise gestern schon zahlreiche Reaktionen von Fans von Manchester United, die ja gerade durch eine Übernahme aus Katar bedroht sind, erhalten. Die empfinden das als sehr ermutigend und inspirierend. Allein das zeigt doch schon, dass es ein sehr wichtiges Zeichen ist, über den FC Bayern hinaus. Und nur weil andere Klubs sich falsch verhalten, ist das keine Rechtfertigung für uns, uns genauso falsch zu verhalten.

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Wie blicken Sie jetzt der nächsten Jahreshauptversammlung entgegen, wo Ihre persönliche Mission ja erfüllt ist? Werden wir Sie dort trotzdem wieder in aktiver Rolle erleben?

Grundsätzlich fällt damit erst mal Anspannung ab. Ich gehe davon aus, dass das Thema damit erledigt ist. Dass die Satzung generell ein bisschen demokratischer gestaltet wird, ist ein Thema, was mir nach wie vor am Herzen liegt. Es ist aber nicht mein Ziel, jetzt permanent für anderen Themen in Erscheinung zu treten. Das Katarsponsoring hat viel Zeit gekostet und war ein Herzensthema für mich. Damit hat es sich aber dann auch.

Verwendete Quellen
  • Interview mit Michael Ott
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