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FC Bayern: "Visit Rwanda" – neuer Sponsor sorgt für Ärger


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Nach Streit um Qatar Airways
Neuer Bayern-Sponsor erregt Ärger


29.08.2023Lesedauer: 4 Min.
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Fans des FC Bayern schwenken eine Flagge: Der deutsche Rekordmeister hat einen umstrittenen neuen Sponsor.Vergrößern des Bildes
Fans des FC Bayern schwenken eine Flagge: Der deutsche Rekordmeister hat einen umstrittenen neuen Sponsor. (Quelle: IMAGO/Philippe Ruiz)

Der deutsche Rekordmeister schließt einen Sponsoring-Deal mit einem umstrittenen Land ab – und zieht damit erneut Kritik auf sich. Die wichtigsten Fragen im Überblick.

Die Meldung wurde zunächst kaum wahrgenommen, doch dann erregte sie Ärger. Erst vor zwei Tagen gab der FC Bayern München bekannt, dass künftig "Visit Rwanda" Werbepartner wird. Schon beim Heimspiel gegen den FC Augsburg am Sonntag war der Schriftzug der Kampagne auf den Werbebanden in der Allianz Arena zu sehen. Laut Erklärung des deutschen Rekordmeisters läuft die Vereinbarung vorerst über fünf Jahre, ist als "Platin-Partnerschaft" eingeordnet.

Und dem FC Bayern droht nach der Debatte um den mittlerweile beendeten Sponsorendeal mit Qatar Airways die nächste große Diskussion – denn "Visit Rwanda" ist mindestens ähnlich umstritten.

t-online beantwortet die wichtigsten Fragen.

Wer ist der neue Sponsor?

"Visit Rwanda" ist die Image- und Tourismuskampagne des Sportministeriums Ruandas sowie des Rwanda Development Board (RDB), die bereits seit mehreren Jahren im Sport aktiv ist: Seit 2018 ziert die Aufschrift den Ärmel der Trikots des FC Arsenal, Berichten zufolge zahlt das Land fast zwölf Millionen Euro pro Saison an die "Gunners". Seit 2020 trägt dazu auch Paris Saint-Germain die Aufschrift auf der Trainingskleidung, lässt sich den Deal mit kolportierten acht bis zehn Millionen Euro jährlich bezahlen.

Was ist eine "Platin-Partnerschaft" beim FC Bayern?

"Platin-Partner" stehen auf der zweiten Ebene der Sponsoring-Deals der Münchner, direkt hinter den Hauptpartnern und Anteilseignern Deutsche Telekom, Adidas, Allianz und Audi. Weitere "Platin-Partner" sind unter anderem SAP, Paulaner und die Hypovereinsbank. Berichten zufolge erhalten die Münchner von diesen Unternehmen mindestens fünf Millionen Euro pro Saison.

Das bedeutet auch: "Visit Rwanda" wird nicht auf den Trikots der Bayern zu finden sein, stattdessen werde der Klub die Aufschrift "bis Juni 2028 bei allen Bundesligaheimspielen in der 75.000 Zuschauer fassenden Allianz Arena auf LED-Werbebanden zeigen, außerdem verschiedene Aktivitäten zur Förderung des Tourismus in Ruanda organisieren."

Warum ist die Aufregung so groß?

Die vom Land investierten Summen stehen in starkem Kontrast zur Situation im Land: 60 Prozent der 13,6 Millionen Einwohner leben unterhalb der Armutsgrenze. In der Hauptstadt Kigali reihen sich Hochhäuser und Luxushotels aneinander, der wirtschaftliche Aufschwung aber begünstigt nur wenige, auf dem Land herrscht bittere Armut, die Arbeitslosenquote ist hoch. Durch die Corona-Krise ist in den letzten Jahren auch der Tourismus als Einnahmequelle weggebrochen. Das Land bekommt viele Millionen Entwicklungshilfe – und investiert trotzdem Unsummen in Fußball-Sponsoring.

Präsident Paul Kagame – erklärter Fußballfan – regiert das Land seit dem Jahr 2000. Kagame beendete mit seiner Ruandischen Patriotischen Front den Genozid an der Tutsi-Volksgruppe, dem 1994 fast eine Million Menschen zum Opfer fielen. Kagame genießt deshalb großen Rückhalt in der Bevölkerung, Wahlergebnisse mit weit über 90 Prozent Zustimmung sind an der Tagesordnung. Kagame regiert Ruanda allerdings seit Jahren zunehmend autoritär und diktatorisch. Presse-, Versammlungs- und Meinungsfreiheit sind stark eingeschränkt. In der weltweiten Rangliste der Pressefreiheit liegt Ruanda auf Platz 131 von 180.

Zur Fifa unterhält der 65-Jährige beste Beziehungen, schaffte es, sein Land als Gastgeber des 73. Kongresses des Fußball-Weltverbands im März dieses Jahres durchzusetzen.

Kurios dazu: Qatar Airways, dessen Sponsoring des FC Bayern große Diskussionen bei den Münchnern auslöste, ist einer der größten ausländischen Investoren in Ruanda. Die staatliche Fluggesellschaft von Katar baut im Land den neuen internationalen Flughafen, dazu riesige Hotels und Touristen-Lodges.

Was sagt der FC Bayern?

"FC Bayern wird Ruanda künftig beim Aufbau von Strukturen für den Jugendfußball helfen und die Tourismus-Kampagne 'Visit Rwanda' unterstützen", heißt es in der Erklärung des deutschen Rekordmeisters.

Vorstandschef Jan-Christian Dreesen freut sich "sehr über diese bis zum Sommer 2028 vereinbarte Zusammenarbeit. Der FC Bayern kann so auf dem afrikanischen Kontinent aktiv werden. Die neue Platin-Partnerschaft ist mit ihren Zielen langfristig aufgestellt. Wir werden 'Visit Rwanda' fördern und Ruanda im Jugendfußball helfen, denn das Land möchte auch im Sport wachsen." Es seien "reizvolle, verantwortungsvolle Aufgaben. Afrika ist ein Kontinent der Chancen. Für den FC Bayern ist das ein nächster wichtiger Schritt bei der Internationalisierung."

Was sagt Visit Rwanda?

Das Land ist wenig überraschend entzückt, einen weiteren großen Namen der Fußballwelt für die eigene Sache einspannen zu können: "Wir freuen uns sehr über die Partnerschaft mit dem FC Bayern, um die Entwicklung des Jugendfußballs für Jungen und Mädchen in Ruanda zu unterstützen", wird Ruandas Sportministerin Aurore Mimosa Munyangaju in der Mitteilung des FC Bayern zitiert. "Wir freuen uns auf die Einrichtung der FC Bayern-Akademie, in der die Experten des FC Bayern ihr Wissen mit den Trainern und Spielern vor Ort teilen werden. Die Ruander haben das Potenzial, sich im Fußball zu beweisen, und diese Partnerschaft bietet eine großartige Plattform für Ruanda, Spitzenleistungen im Sport zu erzielen."

Was sagen Menschenrechtler?

"Wer gedacht hatte, dass der FC Bayern den Sponsor aus Menschenrechtsgründen wechselt, der wurde jetzt hart enttäuscht", erklärte Wenzel Michalski, Deutschland-Direktor von Human Rights Watch, der Deutschen Presse-Agentur.

"Die Partnerschaft jetzt mit Ruanda ist auch eine ganz, ganz schlechte Wahl", äußerte sich Michalski weiter.

Verwendete Quellen
  • Mitteilung des FC Bayern
  • n-tv.de: "Der FC Bayern München geht nächste heikle Partnerschaft ein"
  • Tweets von ARD-Reporter Chaled Nahar
  • The Athletic: "Arsenal’s Visit Rwanda sponsorship: The impact, criticisms and what fans think"
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