t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



Menü Icon
t-online - Nachrichten für Deutschland
HomeSportBundesliga

Thomas Reis: Für Bochum-Fans ein "Lügner" – für Schalke der Messias?


Thomas Reis
Für Bochum-Fans ein "Lügner" – für Schalke der Messias?

Von Nils Kögler

Aktualisiert am 27.10.2022Lesedauer: 4 Min.
Nachrichten
Wir sind t-online

Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.

Zum journalistischen Leitbild von t-online.
Thomas Reis: Sein neuer Job stößt in Bochum auf wenig Gegenliebe.Vergrößern des Bildes
Thomas Reis: Sein neuer Job stößt in Bochum auf wenig Gegenliebe. (Quelle: Tim Rehbein/dpa)

Vor wenigen Wochen gab Thomas Reis noch Liebeserklärungen an den VfL Bochum ab. Jetzt ist er Trainer bei einem der schärfsten Rivalen.

"Ich bin gierig nach Erfolg und gierig nach diesem Verein" – es sind markige Worte, mit denen sich Thomas Reis als neuer Schalke-Trainer auf der offiziellen Pressekonferenz am Donnerstagmorgen vorstellt. Den schwierigen Job beim aktuell Tabellenletzten der Bundesliga bezeichnet er als "ehrenvolle Aufgabe". Er dürfe auf Schalke an etwas Besonderem mitarbeiten, sagt er. Reis will vermitteln: Hier sitzt ein glühender Schalker, der bereit ist, für den Verein alles zu geben – auch finanziell.

Berichten zufolge ist der 49-Jährige nämlich wortwörtlich in Vorleistung gegangen. Er selbst soll einen Teil der von Bochum geforderten Ablösesumme von wohl rund 300.000 Euro übernommen haben. Darauf angesprochen, sagt Reis, ihm sei der Job "einiges wert" gewesen. Auch Schalkes Sportvorstand Peter Knäbel verrät vielsagend, dass kaum ein Trainer so einen Einsatz abgeliefert habe wie Reis, um zu Schalke zu kommen. "Auch was die finanzielle Beteiligung am Auflösungsvertrag angeht", so Knäbel.

"Wenn ich kein Bochumer bin, wer dann?"

Reis brennt für den Verein – oder vielleicht auch nicht? Denn für Bochumer Fans sind warme Worte aus dem Mund des Trainers keinesfalls neu. "Wenn ich kein Bochumer bin, wer dann?", hatte er noch im August auf die Frage geantwortet, ob er gerne beim VfL bleiben würde. Das war nach dem dritten Spieltag der laufenden Saison.

Die Frage kam keinesfalls aus heiterem Himmel. Schon in der Sommerpause hatte es Spekulationen darüber gegeben, dass es Reis von Bochum nach Schalke ziehen könnte. Der Aufsteiger war damals bereits auf Trainersuche, da Co-Trainer Mike Büskens die Mannschaft nach dem Rausschmiss von Dimitrios Grammozis nur vorübergehend übernommen hatte.

Bochumer Fans sind sauer

Zwei Monate nach den Bekenntnissen zum VfL ist Reis nun also neuer Trainer beim Ruhrpott-Rivalen. Eine Tatsache, die ihm viele Bochumer Fans durchaus übel nehmen. Sie werfen ihm vor, bereits im Sommer über einen Kontakt zu Schalke und die Gründe für eine verzögerte Vertragsverlängerung gelogen zu haben. "Darf man Reis jetzt eigentlich als 'Lügner' oder nur als 'verlogen' bezeichnen?", fragt ein Fan auf Twitter.

Empfohlener externer Inhalt
X
X

Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen X-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren X-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.

Daran schließt er eine lange Serie von Tweets an, in denen er die Posse um Reis und Bochum aus dem Sommer noch mal ausführlich darstellt. Demnach habe Reis im Sommer erst behauptet, Bochum habe noch kein Angebot über eine Vertragsverlängerung vorgelegt und habe dies später richtigstellen müssen. In Wahrheit habe er die Angebote noch nicht angenommen gehabt und sich dann auf eine Pause der Verhandlungen bis zur WM geeinigt. Dann kam die Entlassung nach sechs Spielen.

"Bei so was platzt mir die Hutschnur"

Besonders sauer stoßen den Anhängern die früheren Lippenbekenntnisse ihres Ex-Coaches auf. In Bezug auf das oben genannte Zitat schreibt der Fan: "Bei so was platzt mir die Hutschnur. Reis war bei uns Spieler und Trainer, dazu war er auch im Jugendbereich lange hier beschäftigt. Er bezeichnet sich selber als Bochumer Junge. Ein Bochumer Junge bittet aber nicht im Sommer um die Freigabe nach Schalke wechseln zu dürfen."

Er kenne den Verein in- und auswendig und wisse ganz genau, dass ein Wechsel zu Schalke ein Tabu für die Fans sei. "Bis zum Sommer noch hätte er hier am Stadion eine Säule bekommen können, aber durch so ein Verhalten in den letzten Monaten ist er bei allen Fan unten durch." Andere Tweets legen nahe, dass die Emotionen durchaus von vielen Fans geteilt werden. Sie formulieren ihre Kritik jedoch in weitaus blumigeren, nicht zitierfähigen Worten.

Reis wird Leidenschaft brauchen

Bei aller Wut der Fans über vermeintliche Verhandlungen bereits im Sommer, zur Wahrheit gehört auch: Reis blieb zunächst bei Bochum. Auf der Schalker Bank sitzt er fortan nur, weil Bochum ihn nach dem schlechten Saisonstart vor die Tür setzte. Dass er dann ein Angebot von einem Verein annimmt, für den er offenbar ebenfalls eine gewisse Leidenschaft hegt, ist ihm kaum vorzuwerfen.

Diese Leidenschaft wird Reis allerdings auch brauchen. Denn die sportliche Situation bei Schalke ist miserabel: erst ein Sieg in dieser Saison (gegen die damals zum letzten Mal von Reis gecoachten Bochumer) und der letzte Tabellenplatz. Der Kader kommt schwächer daher als in der vergangenen Zweitliga-Saison und die klammen Schalker Kassen bieten kaum Möglichkeiten für Verstärkungen.

Chaos in der Vereinsführung

Darüber hinaus herrscht mal wieder Chaos in der sportlichen Führung. Sportdirektor Rouven Schröder erklärte erst am Mittwoch seinen Rücktritt aus persönlichen Gründen. Schnell machten jedoch Gerüchte die Runde, es habe Verwerfungen zwischen ihm und Knäbel gegeben. Schröder ist jetzt weg und Knäbel übernimmt seine Aufgabe vorerst mit. Ob noch in diesem Jahr ein neuer Sportdirektor verpflichtet werden soll, ließ Knäbel zunächst offen. Die Personalie ist jedoch nicht ganz unerheblich, wenn es darum geht, im Winter den Kader zu verstärken.

Dass die Mission Klassenerhalt unter diesen Umständen zu einer Herkulesaufgabe verkommt, scheint Reis aber nicht zu erschüttern. Er gibt sich im Gegenteil weiter selbstbewusst: "Mut gehört zu meinen Werten dazu. Das Risiko kann ich gut einschätzen. Es macht die Aufgabe auch interessant."

Seine Motivation zieht Reis wohl auch aus dem, was er zu gewinnen hat. Denn sollte er tatsächlich den Klassenerhalt schaffen, würde ihn die emotionale Schalker Fangemeinschaft wohl auf ewig als Helden feiern. Nicht zuletzt das macht die Aufgabe für ihn wohl so attraktiv. Der angebliche Verräter von Bochum schickt sich also an, auf Schalke zum Messias zu werden – Ende offen.

Verwendete Quellen
  • sky.sport.de: "Reis über Vertrag: 'Wenn ich kein Bochumer bin, wer dann?'"
  • sky.sport.de: "Reis: 'Darf an etwas Besonderem arbeiten'"
  • sky.sport.de: "Reis: 'Das war mir einiges wert'"
  • twitter.com: #Reis
  • twitter.com: Profil @samohT1884
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website