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So funktioniert das Monopoly im Transfermarkt


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So funktioniert das Monopoly im Transfermarkt

Von Frank Lansky

07.01.2013Lesedauer: 3 Min.
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Jungstar Sebastian Rode von Eintracht FrankfurtVergrößern des Bildes
Jungstar Sebastian Rode von Eintracht Frankfurt (Quelle: imago/Christian Schroedter)

Das große Feilschen hat begonnen: Nach der Winterpause läuft bei den Fußball-Vereinen die heiße Phase im Transfermarkt an. Jungstars mit auslaufenden Verträgen wie Sebastian Rode und Sebastian Jung von Eintracht Frankfurt stehen im Rampenlicht. Bis zum Sommer liegen Manager und Trainer im Clinch: kaufen, halten, verkaufen. Tatsächlich geht es im Fußball zu wie im Immobilienmarkt: Die Verantwortlichen kalkulieren, ob die Ware Fußballspieler mehr Erlös bringt, wenn sie gehalten wird, oder wenn sie vor der ablösefreien Phase noch für ein wenig Cash verkauft wird. t-online.de hat sich über die Gesetze des Marktes bei Professor Christoph Breuer von der Deutschen Sporthochschule in Köln informiert.

280 Spieler-Verträge laufen aus

Der "Kicker" brachte es gerade auf den Punkt: Rund 280 Verträge laufen alleine in der Bundesliga bis 2014 aus. Darunter sind so klangvolle Namen wie Claudio Pizarro (2013) und Holger Badstuber (2014) bei Bayern München. Und Sebastian Rode wird laut Eintracht-Sportdirektor Bruno Hübner von der halben Bundesliga gejagt. Der "Kicker" betitelte seine Geschichte mit "Poker-Stars".

Das bessere Bild wäre "Monopoly", denn es gibt einige Parallelen zum Immobilienmarkt: Auch ein Bauträger oder Projektentwickler muss ständig überlegen, ob sein Objekt ihm mehr Rendite bringt, wenn er stetige Mieteinnahmen erzielt. Oder aber ob es lukrativer ist, vor Ablaufen der Mietverträge das Gebäude für einen interessanten Preis zu veräußern, der die Projektgesellschaft eine Weile trägt.

Ein undurchsichtiges Geschäft

Fußball-Manager müssen also analog überlegen: Bringt der Spieler vielleicht noch eine kleine Ablöse, wenn er vor Ablauf des Vertrages verkauft wird? Diese finanzielle Verlockung sehen bis auf Bayern München wohl alle Vereine. Oder soll der Kicker mit einer Vertragsverlängerung gehalten werden, weil er den Klub seinen sportlichen Zielen näher bringt und vielleicht beim Einzug ins lukrative europäische Geschäft hilft?

Klingt einfach. Doch in der Praxis ist im Fußball der Wertbeitrag eines Spielers kaum zu ermitteln, weil Makler und Spielervermittler mitmischen und schwarz gezahlte Gelder fließen. Auch dies ist eine Parallele zum Immobilienmarkt, wo gerne Bestechungsgelder für Baugenehmigungen oder schwarze Provisionen für Makler fließen.

Rendite-Modelle funktionieren im Fußball nicht

"Nicht umsonst wird der Fußball immer wieder als ein für illegale Geldwäsche anfälliges Geschäftsfeld bezeichnet", urteilt Christoph Breuer, Professor für Sportmanagement im Gespräch mit t-online.de. "In der Wissenschaft gibt es Berechnungsmethoden über die Rendite, die ein Spieler einem Eishockey- oder Baseball-Verein bringt – nur werden diese akademischen Modelle in der Praxis nicht angewendet, mitunter auch weil einige Beteiligte nicht an einer transparenten Preisfestsetzung interessiert sind"“, moniert der Sport-Ökonom.

So soll es laut Breuer in einigen Fußball-Vereinen vorgekommen sein, dass Verantwortliche einen Spieler für zu teures Geld einkaufen, weil sie unter dem Tisch drei bis fünf Prozent Provision vom Spielerberater erhielten. Im Gegenzug müssen Spieler verkauft werden, damit frisches Geld herein kommt.

Freiburg, Mainz und Leverkusen verkaufen geschickt

Sportdirektoren wie Jörg Schmadtke müssen sich also mitunter auf ihr Bauchgefühl verlassen, wenn sie den Kader verkleinern wollen. Besonders geschickt bei ihrer Verkaufspolitik waren in der Vergangenheit laut Breuer nicht die großen Klubs: "Vereine, die sich auf das Geld eines russischen Oligarchen stützen können, müssen das nicht und können sich jeden Einkauf und Verkauf erlauben". Soll heißen: Sie kauften teure Spieler ein, die nicht ins Gefüge passten und bestenfalls für den Einstandspreis wieder gingen. So geschehen bei Bayern München und Lukas Podolski: Der reussierte dort nicht, entwickelte sich aber beim 1. FC Köln und letztlich Arsenal London weiter.

Kleine Vereine dagegen müssten genau schauen, wie sie mit ihre Finanzen haushielten. Die spannendsten Talententwickler und die besten Verkäufer sind für den Sport-Ökonomen Freiburg, Mainz und Leverkusen. Diese Klubs banden in der Vergangenheit junge Talente für fünfstellige Einkaufspreise an sich. "Wenn jemand einschlägt, dann lässt sich für einen U-21-Nationalspieler nach zwei bis drei Jahren eine Rendite von 1000 Prozent und mehr erzielen.“ Die Parallele wäre wieder der Projektentwickler, der ein Grundstück in einer noch nicht entdeckten Lage kauft, Wohnungen darauf baut und mit nettem Gewinn veräußert.

Mega-Gewinn für Dortmund

Besonders lobt Breuer Bayer Leverkusen: Die Werkself hat in Zeiten von Ze Roberto, Lucio und Co. junge, brasilianische Talente an sich gebunden, die in München, Spanien oder England auf Interesse stießen.

Auch Borussia Dortmund machte mit Shinji Kagawa ein gutes Geschäft: 2010 hatte der BVB Kagawa für 350.000 Euro vom japanischen Klub Cerezo Osaka verpflichtet. Im Sommer wechselte der Japaner zu Manchester United - die Ablösesumme für den 23-Jährigen soll angeblich 15 Millionen Euro betragen. Und das wäre eine Rendite von rund 4200 Prozent.

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