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Champions League: Man Citys schmutziger Erfolg – Das Ende der Illusion


Manchester City vor dem Triple
Das Ende der Illusion

  • Noah Platschko
MeinungVon Noah Platschko

Aktualisiert am 10.06.2023Lesedauer: 3 Min.
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Pep Guardiola: Der City-Trainer steht vor dem Gewinn des Triples mit seiner Mannschaft, (Quelle: IMAGO/Action Foto Sport)

Manchester City geht als absoluter Titelfavorit in das Finale der Champions League. Ein Sieg der Engländer wäre eine Zäsur, die wehtut.

Manchester City steht nach Jahren des Scheiterns kurz davor, die Königsklasse zu gewinnen. Seit gut zehn Jahren lechzt der Klub förmlich danach.

2022 scheiterte City im Halbfinale an Real Madrid, 2021 ging der Verein im Finale gegen Chelsea leer aus. Das wird sich aller Voraussicht nach am Samstag ändern. Dann trifft der Klub aus dem Nordwesten Englands im Champions-League-Finale auf den klaren Außenseiter Inter Mailand.

Ein Sieg der Engländer scheint so gut wie sicher zu sein. Er wäre eine Zäsur. Nicht wegen der sportlichen Kompetenz und Leistung des Klubs, sondern aufgrund der Art und Weise, wie dieser Sieg erreicht wurde. Ein erkaufter Erfolg ohne Emotion, der wehtut. Es wäre eine Zeitenwende – oder auch das Ende einer Illusion. Denn jahrelang setzten sich andere, weniger kritisierte Spitzenklubs Europas Krone auf. Dass mit Inter Mailand mal wieder ein Außenseiter im Finale steht, ist zwar ein gutes Zeichen. Ein Sieg der Italiener erscheint aufgrund der unterschiedlichen Voraussetzungen beider Teams allerdings völlig utopisch.

Wer an Manchester City denkt, der hat eine milliardenschwere Mannschaft vor Augen. Er sieht begnadete Ballkünstler wie Kevin De Bruyne, İlkay Gündoğan oder Jack Grealish und mit Pep Guardiola einen akribischen und von Ehrgeiz zerfressenen Trainer von Weltformat. Und er sieht einen erfolgreichen Verein, der in der eigentlich so spannenden Premier League in vier der letzten fünf Jahre die Meisterschaft gewonnen hat.

Ein prall gefüllter Geldspeicher

Doch es ist eben eine mit viel Geld erkaufte fußballerische Brillanz. Das ist im modernen Fußball keine Seltenheit, aber dennoch sticht City negativ heraus. Denn hinter den Kulissen der glitzernden himmelblauen Fassade steht ein Geldspeicher, der so prall gefüllt ist wie bei kaum einem anderen Verein.

In den vergangenen zehn Jahren gab City 1,73 Milliarden Euro für neue Spieler aus. Lediglich bei Ligarivale FC Chelsea liegen die Ausgaben noch höher (2,1 Milliarden Euro). Geld spielt bei City keine Rolle, seit der Klub 2008 von Scheich Mansour und der Abu Dhabi United Group aus den Vereinigten Arabischen Emiraten übernommen wurde.

Es kommt daher nicht von ungefähr, dass ein Trainer wie Pep Guardiola – einst dafür bekannt, maximal drei Jahre bei einem Klub bleiben zu wollen – dort seine siebte Saison absolviert. Superstars wie Kevin De Bruyne und İlkay Gündoğan spielen ebenfalls schon mindestens sieben Jahre in Manchester.

Warum sollten sie den reichsten Klub mit dem besten Trainer auch verlassen? Mit dem Geld kamen die Erfolge – und City avancierte am Reißbrett geplant vom fußballerischen Nobody zur Weltklassemannschaft.

Zweifel an der Sauberkeit des Geldes

Dabei gibt es enorme Zweifel an der Sauberkeit des Geldes. Manchester City wurden und werden Tricksereien bei den Bilanzen, regelwidrige Millionenprovisionen für Spielerberater, Dreiecksgeschäfte bei Verpflichtungen minderjähriger Fußballer und tiefe Verbindungen in politisch entscheidende Kreise der Vereinigten Arabischen Emirate vorgeworfen. Der Verdacht unlauterer Finanzierungsmethoden ist allgegenwärtig.

Die "Cityzens" sollen, so der Vorwurf der englischen Fußballliga, unkorrekte Finanzinformationen "insbesondere in Bezug auf ihre Einnahmen (einschließlich Sponsoring-Einnahmen), ihre verbundenen Parteien und ihre Betriebskosten" angegeben haben.

Maßlosigkeit, Wettbewerbsverzerrung und "Sportswashing"

Für viele traditionsbewusste Fans steht City für all das, was sie am modernen Profifußball kritisieren: Maßlosigkeit, Wettbewerbsverzerrung und sogenanntes Sportswashing. Mit diesem versuchen bestimmte Staaten, ihr international oftmals eher schlechtes Image mithilfe der Investitionen in einen bestimmten Klub aufzupolieren.

Etihad Airways etwa ist die nationale Fluggesellschaft der Vereinigten Arabischen Emirate. City spielt mit dem Sponsor Etihad auf der Brust, der gleichzeitig Namensgeber der heimischen Arena ist. Das Emirat schmückt sich mit den Erfolgen des Klubs – in der Hoffnung, über etwaige Missstände im Land hinwegtäuschen zu können.

Am Samstag nun läuft alles auf einen Sieg Manchesters hinaus, womit der Fußball ein weiteres Stück seiner Unschuld verliert. Noch entscheidet Geld glücklicherweise nicht allein über Sieg und Niederlage. Aber wir sind nicht mehr weit davon entfernt.

Verwendete Quellen
  • Manchester City bei transfermarkt.de
  • 11freunde.de: "Manchester Cheaty"
  • Eigene Recherche
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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