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Manchester United - FC Bayern: ManU fürchtet historische Demontage


Vor dem CL-Viertelfinale
In Manchester grassiert die nackte Angst

Von t-online
Aktualisiert am 31.03.2014Lesedauer: 5 Min.
Bayerns Bastian Schweinsteiger (li.) beim letzten CL-Aufeinandertreffen mit Wayne Ronney und Manchester United im Viertelfinal-Rückspiel 2010.Vergrößern des BildesBayerns Bastian Schweinsteiger (li.) beim letzten CL-Aufeinandertreffen mit Wayne Ronney und Manchester United im Viertelfinal-Rückspiel 2010. (Quelle: Sven Simon/imago-images-bilder)
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Aus Manchester berichtet Marc L. Merten

Die "Class of 92" hat es getan: Ryan Giggs, Paul Scholes, Nicky Butt sowie Phil und Gary Neville haben sich ihren eigenen Fußballklub gekauft. "Jeder weiß, wie viel mir dieser Klub bedeutet", sagte Giggs. "Wir wollen etwas bewegen, unsere Erfahrung und unser Wissen einbringen. Dass wir das jetzt in Salford können, ist einfach großartig." In Salford? Korrekt! Manchester Uniteds Legenden haben nicht, wie vielfach spekuliert, die Red Devils gekauft, sondern den Achtligisten Salford City FC. Was nicht bedeutet, dass sie sich künftig aus dem Tagesgeschäft am Old Trafford raushalten werden. Im Gegenteil.

Die Übernahme des kleinen Fußballklubs vor den Toren Manchesters, wo die Altstars einst als Kinder kickten oder in Auswahlspielen die United-Scouts überzeugten, ist lediglich eine Anekdote, die allerdings zumindest die Herzen der Manchester-Fans zu erwärmen vermag. Wenn die Gegenwart schon sonst nichts zu feiern hergibt, dann sorgen wenigstens die Helden der Vergangenheit dafür, dass in Zukunft in Manchester wieder echte Talente gefördert werden.

Angst vor Demontage durch die Bayern

Der Klub, der eigentlich über der Stadt strahlen und Hoffnung verbreiten sollte, liegt derweil am Boden. Das mag beim 4:1 am Wochenende gegen Aston Villa anders ausgesehen haben. Deutsche Medien schrieben gar von einem "Befreiungsschlag". Doch hierzulande wird die Generalprobe vor dem Viertelfinal-Hinspiel in der Champions League gegen den FC Bayern München (Dienstag, ab 20.30 Uhr im T-Online.de Live-Ticker) anders eingeordnet. Vor dem Spiel gegen den Titelverteidiger grassiert beim einst wertvollsten und erfolgreichsten Klub der Welt die Angst vor einer Demontage historischen Ausmaßes.

"Beschämend! Eine persönliche Beleidigung!"

Die Experten sind sich einig: Ein besserer Gegner als Villa hätte der wackeligen United-Defensive mehr als nur ein Tor eingeschenkt. Eine Mannschaft wie die von Pep Guardiola hätte die Mannen von David Moyes gar auseinander genommen. So, wie in den Wochen zuvor der FC Liverpool und Manchester City. Die beiden Erzrivalen hatten United jeweils mit 3:0 in Old Trafford besiegt. Verteidiger Rio Ferdinand gestand ein, die zuletzt gezeigten Leistungen und Ergebnisse seien "beschämend, eine persönlichen Beleidigung" für Verein und Fans.

Tatsächlich liest sich die aktuelle Spielzeit wie die Saison des Schreckens. Manchester United hat bereits zehn Niederlagen in der Liga kassiert, alleine acht der 18 Pflichtspiele im Kalenderjahr 2014 verloren. Zuletzt gab es zwar vier Siege aus sechs Spielen, diese aber allesamt gegen Vereine aus der unteren Tabellenhälfte. Gegen die Top-Klubs, siehe Liverpool und City, setzte es herbe Pleiten. Schon jetzt ist klar, dass Neu-Trainer Moyes die Saison schlechter abschließen wird als United es in der Premier League je unter Sir Alex Ferguson getan hat. Die 75 Punkte, die den Minus-Rekord unter Ferguson darstellen, sind nicht mehr zu erreichen. Die Champions-League-Qualifikation, das gilt als sicher, wird der Klub das erste Mal in zwei Jahrzehnten verpassen. Es sei denn, United gewinnt die Königsklasse. Naja.

Identitätskrise einer überalterten Mannschaft

Selbst um die Qualifikation für die Europa League muss United noch bangen. Der aktuelle siebte Rang wird nicht reichen. Zwei Plätze werden die Red Devils also noch klettern müssen, um sicher zu gehen. Das Schlimmste aber ist der Zustand, in dem sich Mannschaft insbesondere bei Heimspielen im sogenannten Theatre of Dreams (längst in die "Heimat der Alpträume" umgetauft) präsentiert. Gary Neville, einer der 92er Superstars, sprach unlängst von einer "Identitätskrise", die nach Fergusons Abgang eingesetzt habe. Und das, obwohl Moyes mit dessen Bruder Phil sowie Teilzeit-Spieler und -Assistent Giggs zwei ehemalige Ferguson-Schützlinge und Helden in seinem Trainerstab zur Seite stehen.

Über die Probleme im Team wird tagtäglich diskutiert. Fakt ist: Die Mannschaft ist zu alt. Die letzte der erfolgreichen Generationen, die mit Ferguson alles gewann, steht kurz vor der Rente, der große Teil des restlichen Kaders erfüllt nur bedingt die Anforderungen eines Klubs mit dem Selbstverständnis, immer und in allen Wettbewerben Titelanwärter zu sein. Einzig der Sturm mit Wayne Rooney und dem mal wieder verletzten Robin van Persie wird höchsten Ansprüchen gerecht. "Wir haben kein göttliches Recht darauf, Titel zu gewinnen", gestand der 35-jährige Ferdinand. "Das Recht muss man sich verdienen. Diese Saison haben wir das einfach nicht geschafft."

Scholes: "Du musst bereit sein, Risiken einzugehen"

Der als TV-Experte arbeitende Scholes sieht dafür zwei Ursachen. Zum einen sei die Verteidigung zu alt, zu langsam und international nicht mehr ausreichend gut besetzt. Es bedürfe im Sommer "drei neuer Verteidiger". Zudem habe sich das Spiel seit Moyes verändert. Über die Außen, so Scholes, werde kaum mehr gespielt. Und im Mittelfeld fehle es an Spielern, die den tödlichen Pass spielen können. "Um ein Mittelfeldspieler bei United zu sein, musst du bereit sein, Risiken einzugehen, einen Ball immer wieder spielen. Wenn er verloren geht, es weiter versuchen. In dem einen Moment, in dem der Ball ankommt, fällt das Tor."

Scholes meint Spieler wie Giggs, Spieler wie sich selbst. Der Einzige, der dazu derzeit in der Lage zu sein scheint, ist Juan Mata. Doch der Spanier, im Winter vom FC Chelsea verpflichtet, ist gegen die Bayern nicht spielberechtigt. Zudem wird mit Patrice Evra ein zumindest erfahrener Spieler in der Viererkette gelbgesperrt fehlen. Gegen Arjen Robben wird sich somit wohl Ersatz-Linksverteidiger Alexander Büttner versuchen dürfen. Er ist schon jetzt nicht zu beneiden.

Einstiger Triple-Sieger heute krasser Außenseiter

Aus dem einstigen Angstgegner der Münchner ist ein krasser Außenseiter geworden. Vom legendären Finale 1999 der Königsklasse gegen den kommenden Gegner und dem historischen Gewinn des Triples wagt hier niemand zu sprechen. Triple-Sieger sind heute die Bayern, gegen die es nur darum zu gehen scheint, sich achtbar aus der Affäre zu ziehen, vielleicht sogar zu Hause für eine Überraschung zu sorgen. Alleine dieses Anspruchsdenken hat nichts mehr mit dem alten United gemein.

Noch jedoch genießt Teammanager Moyes die Rückendeckung der Vereinsführung. Auch die Fans unterstützten ihn gegen Villa lautstark, als ein Flugzeug mit dem Schriftzug "Wrong One – Moyes Out" über dem Old Trafford seine Kreise zog. Niemand bei United will aber vorhersagen, was passieren könnte, sollten die Bayern Manchester eine Lehrstunde erteilen. Wie viel Geduld hat die Besitzer-Familie Glazer wirklich noch mit dem Schotten? Und welchen Einfluss haben in dieser Entscheidung die Mitglieder der "Class of 92"?

Steht das Duo Scholes/Giggs schon bereit?

Sicher ist, dass im Umfeld längst über das Duo Scholes/Giggs gesprochen wird. Kaum ein anderes Gespann würde eine derartige Reputation mit sich bringen. Niemand würde ihre Autorität in Frage stellen, niemand ihre Siegermentalität. Ob sie gute Teammanager wären, müssten sie erst noch beweisen. Doch genau diese Zweifel sind ohnehin schon Teil der Kritik an Moyes. Ihm fehle es nicht nur an der Qualität, sondern auch an der nötigen Mentalität. Beim FC Bayern würde man es wohl Stallgeruch nennen. Etwas, dass Scholes und Giggs mitbringen würden wie kaum jemand sonst.

Moyes sieht das alles äußerlich gelassen. Er verweist immer wieder auf die großartige Unterstützung der Fans, auf die Chance, im Sommer seinen eigenen Kader mit viel Geld - sehr viel Geld - aufbauen zu dürfen. Und auch dem Bayern-Spiel sieht er optimistisch entgegen. "Ich freue mich auf das Spiel. Es wird hart gegen das zurzeit wohl beste Team Europas. Aber wir nehmen die Herausforderung an. In Old Trafford zu spielen ist für kein Team einfach." Damit könnte er auch sein eigenes Team gemeint haben.

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