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Stefan Effenberg über Bayerns Pokal-Aus: "Das kann nicht sein"


Bayerns Pokal-Blamage in Saarbrücken
Die krasseste und schlimmste Niederlage

MeinungVon Stefan Effenberg

Aktualisiert am 02.11.2023Lesedauer: 5 Min.
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Enttäuscht: Thomas Müller und der FC Bayern flogen aus dem DFB-Pokal.Vergrößern des Bildes
Enttäuscht: Thomas Müller und der FC Bayern flogen aus dem DFB-Pokal. (Quelle: IMAGO/Markus Fischer)

Das Pokal-Aus des FC Bayern wird für Diskussionen sorgen. Thomas Tuchel trifft aber nicht allein die Schuld. Der BVB hat gegen die Münchner nun eine große Chance.

Die Sensation ist perfekt: Der FC Bayern ist nach dem 1:2 bei Drittligist Saarbrücken tatsächlich aus dem DFB-Pokal ausgeschieden. Dass genau so etwas passieren kann, ist ja auch das Schöne am Fußball. In einem einzelnen K.-o.-Spiel ist eben immer noch alles möglich.

Die Trainer versuchen ihren Spielern vor solchen Spielen immer einzuimpfen: Unterschätzt das bloß nicht. Denn die große Gefahr ist immer, dass die Spannung in den Köpfen der Spieler nachlässt. So wie jetzt bei Bayern.

Bei allem Respekt für Saarbrücken. Aber: Wenn du 1:0 gegen den Tabellenfünfzehnten der 3. Liga führst, dann solltest du als Bayern München das Spiel auch gewinnen. Gerade nach den bitteren Erfahrungen der vergangenen Jahre: Das Zweitrunden-Aus im Elfmeterschießen bei Holstein Kiel, das 0:5 in Runde zwei in Gladbach, das 1:2 im Viertelfinale gegen Freiburg – und jetzt ist man schon wieder raus. Es hat fast den Anschein, als sei der DFB-Pokal nicht mehr der Wettbewerb des FC Bayern.

Von den vier Pokal-Niederlagen ist die in Saarbrücken mit Sicherheit die krasseste und schlimmste. Gegen einen Drittligisten auszuscheiden, ist eine Riesenenttäuschung. Damit ist wieder ein Titel weg. Das kennt man so überhaupt nicht vom FC Bayern. Diese Niederlage wird sie in Zukunft mit Sicherheit noch verfolgen.

Spätestens am 25. Mai, also am Tag des Pokalfinals, wird das den Jungs noch mal richtig wehtun. Dann werden sie nämlich zu Hause auf der Couch sitzen und sich fragen: "Was haben wir da bloß am 1. November in Saarbrücken gemacht?"

Das kann nicht sein und darf so nicht passieren

Du machst das 1:0, gibst die Führung leichtfertig wieder her und bekommst dann auch noch in der Nachspielzeit ein Kontertor und gehst damit als Verlierer vom Platz. Das kann nicht sein und darf beim Spielstand von 1:1 so nicht passieren – erst recht nicht gegen einen Drittligisten.

Natürlich kommt jetzt die Frage auf, ob Thomas Tuchel mit seiner Aufstellung ein falsches Signal gesendet hat. Bayern hatte eigentlich einen guten Lauf (fünf Siege) und Darmstadt am Samstag noch mit 8:0 besiegt. Ich verstehe den Trainer, der mit Blick auf die kommenden Englischen Wochen da die eine oder andere Kraft schonen wollte. Das ist absolut nachvollziehbar.

Und auch die Mannschaft, die in Saarbrücken auf dem Platz stand, muss logischerweise in der Lage sein, in die nächste Runde einzuziehen. Sie muss ja nicht zaubern oder gleich wieder acht Tore schießen, aber eben einfach gewinnen – erst recht nach einer 1:0-Führung.

Wenn das nicht gelingt, dann öffnet sich zwangsläufig die Tür für Diskussionen um Tuchels Entscheidungen: Warum haben Jamal Musiala und Kingsley Coman nicht von Anfang an gespielt, warum Harry Kane gar nicht?

Ich bin immer ein Freund davon, von Anfang an die beste Elf aufzustellen und dann je nach Spielverlauf auszuwechseln. So kenne ich das auch aus meiner Karriere und den Spielen im DFB-Pokal. Kane hat in den letzten Wochen ja permanent getroffen, ist ein absoluter Torgarant, den du mit zwei, drei Mann verteidigen musst. Wenn du ihn nicht aufstellst, ist das sehr wohl auch ein Zeichen an den Gegner.

Mit dem Finger auf den Trainer zu zeigen, wäre zu einfach

Das Pokal-Aus wird für Diskussionen bei Bayern sorgen. Von jedem, der beim Rekordmeister angestellt ist, wird gefordert, erfolgreich zu sein. Wenn du etwas liegen lässt, dann fangen die Diskussionen an. Das ist ganz normal.

Nur mit dem Finger auf den Trainer zu zeigen, wäre aber zu einfach. Die Mannschaft muss in der Lage sein, weiterzukommen, deshalb sind da vor allem auch die Spieler in der Verantwortung.

 
 
 
 
 
 
 

Abgesehen von dem Pokal-Aus an sich ist die Knieverletzung, die Matthijs de Ligt dabei erlitten hat, besonders bitter. Es ist für die Mannschaft ein Schock, dass sich mit ihm schon wieder ein ganz wichtiger Mann verletzt hat. Er wird erneut wochenlang fehlen. Gerade mit Blick auf die ohnehin angespannte Personallage und das Programm der nächsten Wochen ist das ein schwerer Rückschlag.

Jetzt haben wir wieder die Diskussion, ob der Kader speziell in der Innenverteidigung nicht zu dünn aufgestellt ist. Die entsprechenden Zeichen von Tuchel, der sich ja weitere Verstärkungen gewünscht hätte, waren also nicht verkehrt. Das kannst du dann auch nicht mehr einfach übergehen und sagen, der Trainer muss halt kreativ sein. Jetzt sind sie nämlich in genau dieser Situation, vor der Tuchel gewarnt hat. Das sollte ihnen die Augen öffnen.

Dortmund hat jetzt eine große Chance

Es wird mit Sicherheit auch in Zukunft noch viel über das Pokal-Aus geredet werden. Trotzdem muss Bayern das jetzt ganz schnell beiseiteschieben und aus den Köpfen bekommen. Denn am Samstag steht bei Borussia Dortmund ein großes Spiel an.

Durch das Pokal-Aus ist es noch mal spezieller geworden. Bayern steckt in einer sehr schwierigen Situation, auch, weil die Konkurrenten in der Bundesliga extrem stabil sind. Da müssen sie schon aufpassen, dass Leverkusen in der Tabelle jetzt nicht weg- und Dortmund nicht vorbeizieht – und der Rekordmeister statt des Gejagten nicht plötzlich der Jäger ist.

Deshalb ist das Duell mit dem BVB ein sehr wegweisendes und ganz entscheidendes Spiel für den weiteren Verlauf der Hinrunde und auch für die Stimmung im Klub. Dortmund ist sehr gefährlich und hat natürlich auch im direkten Duell mit Bayern eine große Chance.

Joshua Kimmich fehlt rotgesperrt, Leon Goretzkas Einsatz ist nach seinem Handbruch noch fraglich. Der BVB hat sich im Pokal mit 1:0 gegen Hoffenheim durchgesetzt, das in der Bundesliga zuletzt fünf Auswärtsspiele in Folge gewonnen hatte. Dortmund hat in einer Art und Weise gespielt, dass man sagt: Wow. Anscheinend haben sie dazugelernt. Sie liefern weniger Spektakel, dafür aber großen Ertrag. Die Möglichkeit, Bayern zu schlagen, ist auf jeden Fall da.

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Bayern steht noch mehr unter Druck

Die Bundesliga ist insgesamt extrem spannend, weil die Topteams bislang extrem stabil sind. Leverkusen spielt begeisternden Fußball, genau wie Leipzig auch – Dortmund überzeugt mit seiner Effizienz. Sie glänzen bislang noch nicht so, sind aber trotzdem weiter oben dran.

Das ist sehr beeindruckend. Ich kann mir vorstellen, dass die Konkurrenten in dieser Saison nicht lockerlassen werden und es extrem schwierig für Bayern wird, da immer zu kontern und in der Tabelle von oben zu grüßen.

Leverkusen hat es im Pokal übrigens ähnlich gemacht wie Bayern und den einen oder anderen Stammspieler geschont. Xabi Alonso hat das Spiel mit seinem Team in Sandhausen aber trotzdem mit 5:2 gewonnen und damit auch keine Tür für Diskussionen geöffnet.

Leipzig ist dagegen genau wie Bayern ausgeschieden. Das ist jetzt eine Riesenmöglichkeit für die anderen Topteams, diesen Titel zu holen. Ich denke da vor allen Dingen an Leverkusen und Dortmund oder auch an Frankfurt.

Bayern steht dagegen im Kampf um die Meisterschaft jetzt noch mehr unter Druck. Ein Titel ist bereits weg. Ihr Anspruch muss es jetzt schon sein, auf jeden Fall den anderen nationalen Titel, also die Meisterschaft, zu holen. Das wird schwer genug.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen
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